Straubing und Regensburg mit dabei

Bayerns Gefängnisse wappnen sich gegen Drohnen


Drohnen sind in Justizvollzugsanstalten unwillkommene Gäste. Sie könnten etwa Gegenstände über Gefängnismauern schmuggeln oder Häftlinge filmen.

Drohnen sind in Justizvollzugsanstalten unwillkommene Gäste. Sie könnten etwa Gegenstände über Gefängnismauern schmuggeln oder Häftlinge filmen.

Von Patrick Beckerle, Redaktion idowa und mit Material der dpa

Handys, Drogen, Messer: Es gibt viele Dinge, die nichts in den Händen von Häftlingen verloren haben, aber bisweilen doch den Weg ins Gefängnis finden. Inzwischen werden sogar Drohnen genutzt, um die hohen Mauern zu überwinden. Der Freistaat Bayern rüstet nun auf und stattet mehrere Justizvollzugsanstalten mit eigenen Abwehrsystemen aus - darunter auch Straubing und Regensburg.

Justizminister Georg Eisenreich (CSU) stellte das Projekt am Mittwoch in der JVA Stadelheim in München vor. Die Mitarbeiter dort sollen mit speziellen Netzpistolen ausgestattet werden, sogenannten "Dropster". Diese feuern mithilfe einer Gaspatrone ein 2,4 mal 2,4 Meter großes Netz in die Höhe, das Drohnen einfangen und zum Absturz bringen soll.

Das System wurde von einer Schweizer Firma entwickelt und ist dort schon seit Jahren im Einsatz, wie Christian Gauer, Gesellschafter der Firma Droptec, sagt. "Mit dem Aufkommen und der rasanten Verbreitung von Drohnen entstand eine große Sicherheitslücke", teilt das Unternehmen mit. Drohnen seien heute leistungsfähiger denn je, ein günstiges Exemplar könne schon 500 Gramm transportieren, etwas größere sogar mehrere Kilogramm.

Drohnen als unerwünschte Paparazzi

Und das bedeutet, dass damit im Zweifel nicht nur Handys und Drogen den Weg über die Knastmauern schaffen können - sondern auch Waffen. Ralf Simon, Vorsitzender des Landesverbandes der Bayerischen Justizvollzugsbediensteten, will sich das gar nicht ausmalen. "Das Projekt erscheint mir sehr sinnvoll und dringend notwendig", sagt er. "Es trägt zur Sicherheit der Anstalt und vor allem zum Schutz unserer Bediensteten bei." Drohnen seien nicht nur viel präziser als die "Mauerwürfe" - sie könnten auch dazu dienen, Fotos oder Videoaufnahmen von Häftlingen zu machen, vor allem dann, wenn es sich um Prominente handle.

Justizminister Georg Eisenreich betont zwar, dass es bislang noch keinen einzigen Fall gab, in dem mit einer Drohne erfolgreich Gegenstände in ein bayerisches Gefängnis geschmuggelt werden konnten. An Versuchen mangelte es jedoch nicht. Seit 2015 seien insgesamt 57 Drohnen in unmittelbarer Nähe oder sogar auf dem Gelände von Haftanstalten gesichtet worden. Auch in der JVA Straubing.

Auch in Straubing wurden schon Drohnen gesichtet

"Ja, es gab in der Vergangenheit Vorfälle mit Drohnen", bestätigt Anstaltsleiter Hans Jürgen Amannsberger auf idowa-Anfrage. Aus Sicherheitsgründen möchte er hier allerdings nicht weiter ins Detail gehen. Nur so viel: Er ist froh, dass auch Straubing bei dem Pilotprojekt berücksichtigt wird. "Ich begrüße jedes Mittel, das dabei hilft, unsere Anstalt noch sicherer zu machen", so Amannsberger.

So sieht es auch Susanne Hollnberger, die stellvertretende Leiterin der JVA Regensburg. In Regensburg hat es zwar bisher keine Zwischenfälle mit Drohnen gegeben, trotzdem sieht sie die Fluggeräte durchaus als Sicherheitsrisiko: "Weil durch den Einsatz von Drohnen die Möglichkeit des Einschmuggelns von unerlaubten Gegenständen besteht."

Insgesamt 15 Netzpistolen hat der Freistaat besorgt. Neben Straubing, Regensburg und München soll ihr Einsatz auch noch in den Haftanstalten in Amberg, Kaisheim, Landsberg am Lech, Nürnberg und Würzburg getestet werden. Nicht dabei ist vorerst die Justizvollzugsanstalt in Landshut. Dort gab es zwar ebenfalls noch keine Vorfälle, aber das Thema Drohnenabwehr sei natürlich trotzdem präsent, so Michael Stangl, der stellvertretende Anstaltsleiter: "Drohnen stellen insbesondere im Hinblick auf unerlaubte Bildaufnahmen und das Einbringen von Gegenständen durchaus eine Gefahr für die Sicherheit der Anstalt dar."

In Landshut existiert deswegen bereits seit längerem ein Konzept zur Gefahrenabwehr. Stangl ist überzeugt, dass die "Dropster" dieses Konzept sinnvoll ergänzen könnten. "Es wäre ein großer Sicherheitsgewinn, könnte das System in der Erprobungsphase überzeugen", findet Stangl. In diesem Fall könnten die "Dropster" in Zukunft wohl auch in anderen bayerischen Gefängnissen zum Einsatz kommen.

Einer der sogenannten "Dropster". Die Spezialwaffe verschießt ein Netz, um Drohnen vom Himmel zu holen. In einem Pilotprojekt werden acht Justizvollzugsanstalten in Bayern damit bestückt - darunter auch Straubing und Regensburg.

Einer der sogenannten "Dropster". Die Spezialwaffe verschießt ein Netz, um Drohnen vom Himmel zu holen. In einem Pilotprojekt werden acht Justizvollzugsanstalten in Bayern damit bestückt - darunter auch Straubing und Regensburg.