Fridays for Future

Deggendorf: Was die Schüler dort erreicht haben


Drei Gesichter der Deggendorfer Klimaschutz-Bewegung: Florian Klein (15, links), Johannes Hunger (17) und Daria Slanina (16).

Drei Gesichter der Deggendorfer Klimaschutz-Bewegung: Florian Klein (15, links), Johannes Hunger (17) und Daria Slanina (16).

Streik statt Schule. Freitags entscheiden sich viele so. Schüler gehen auf die Straße. Sie demonstrieren für mehr Klimaschutz. Auch wenn Strafen wie Verweise drohen. Ihre Zukunft ist es ihnen wert.

Auch in Deggendorf haben Schüler gestreikt - und sich anschließend mit ihrer Schule zusammengetan. Gemeinsam überlegten sie, was in der Schule verbessert werden kann. In die Politik drangen sie ebenfalls vor. Die Schüler haben in kurzer Zeit viel erreicht.

Florian zitiert gerne. Den Schriftsteller Bertolt Brecht zum Beispiel. Der sagte mal: "Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht!" Florian Klein bezieht das auf den Klimawandel. Es sei Unrecht, der Erde, den Tieren und den Pflanzen das anzutun. Deshalb sei es an der Zeit, Widerstand zu leisten. Johannes Hunger sieht das ähnlich. Er bezeichnet die Aktionen für mehr Klimaschutz als eine "gewisse Form von Altersvorsorge". "Ich hätte schon gerne noch eine schöne Welt, wenn ich älter bin", sagt er. Daria Slanina spricht von Zukunftsangst: "Wenn wir nichts ändern, werden sehr schlimme Sachen passieren", sagt sie. Die drei sind Schüler am Comenius-Gymnasium. Gemeinsam mit vielen Mitschülern setzen sie sich in Deggendorf für mehr Klimaschutz ein.

Die Deggendorfer Schüler reden von Widerstand, Altersvorsorge und Zukunftsangst

Und auch sie organisierten einen Streik. 60 Personen waren bei ihrer ersten Demo am 18. Januar dabei, einige auch aus anderen Schulen. Für die Schüler des Comenius-Gymnasiums gab es Konsequenzen: Nachsitzen in Form einer Gesprächsrunde. Dabei überlegten sie, was an der Schule mehr für den Umweltschutz getan werden kann. "Die Schule steht hinter uns, aber sie konnten das Streiken natürlich nicht erlauben", sagt Daria. Gemeinsam mit der Schule sollte es eine neue Demo geben.

Zuvor meldete sich aber das Bayerische Kultusministerium. Minister Michael Piazolo (Freie Wähler) lud Florian und andere Schüler aus ganz Bayern zu einer Gesprächsrunde ein. "Wir machten ihm da klar, dass es uns nicht ums Schwänzen geht", blickt der 15-Jährige zurück. Sie überlegten, was Schulen für mehr Umweltschutz tun können. Die Idee eines Leitfadens zum Umweltschutz entstand.

Am Mittwoch, 30. Januar, gab es den zweiten Streik - am Nachmittag aber. Rund 200 Personen waren da, darunter einige Lehrer. Denn am Nachmittag durften auch sie mitmachen. "Jeder hat sich eingebracht, wir waren richtig im Flow", erinnert sich Daria.

Sie erreichten wieder die Politik. Der Deggendorfer Oberbürgermeister lädt die Schüler nun Ende Februar ins Rathaus ein. Hier soll es darum gehen, was in der Stadt für mehr Umweltschutz getan werden kann.

Am Abend dieses Mittwochs war der Bayerische Rundfunk mit der Fernsehsendung "Jetzt red i" in Deggendorf. Bei der Diskussionsrunde ging es um die Schülerstreiks. "Nach der Sendung konnten wir unsere Anliegen bei den Politikern vorbringen", sagt Florian. Der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) und Ludwig Hartmann, Vorsitzender der Bayerischen Grünen im Landtag, waren da.

Auch in die Bundespolitik drang "Fridays for Future" vor. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) ist beeindruckt von den Jugendlichen: "Sie rütteln uns alle auf, uns Erwachsene, die ihre Lebensgewohnheiten überdenken müssen." Für sie sind die Schüler "noch mehr Ansporn, für effektiven Klimaschutz einzutreten, damit junge Leute eine gute Zukunft haben".

"Jede Generation hat ihre Herausforderung, aber wenn wir verkacken, dann ist Schluss ..."

Zurück zu Florian, Johannes und Daria. Sie haben in kurzer Zeit viel erreicht. Wollen aber natürlich weiter machen. "Aus vielen kleinen Schritten kann etwas Großes werden", sagt Johannes. Kleine Schritte sind für sie: Stoffbeutel verwenden, eine eigene Trinkflasche benutzen, nichts in Plastikverpackungen kaufen, Fleisch aus Massentierhaltung vermeiden, Fahrgemeinschaften bilden. Sie haben die Hoffnung, dass sie den Klimawandel eindämmen können. "Wir müssen es wenigstens probieren", sagt Johannes.

Für Daria ist ihre Wut die beste Motivation, um zu demonstrieren: "Ich möchte, dass auch meine Kinder einmal eine schöne Zukunft vor sich haben!" Johannes sagt: "Jede Generation hat ihre Herausforderung, aber wenn wir verkacken, dann ist Schluss ..." Florian bringt zum Schluss noch einmal ein Zitat. Dieses Mal ist es von Martin Luther: "Selbst wenn ich wüsste, dass die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.