In Deutschland könnten sich nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung mit dem neuen Coronavirus infizieren.
Einschätzung des RKI Langfristig mehr als 50 Millionen Corona-Infektionen möglich
Das entspricht bei gut 83 Millionen Einwohnern etwa 50 bis 58 Millionen Menschen. Diese Schätzung beruhe auf Modellrechnungen, erläuterte RKI-Präsident Lothar Wieler. Kalkuliert werde das unter anderem mit dem Wissen, dass hier ein bisher unbekanntes Virus durch Tröpfcheninfektion übertragen wird und eine Pandemie auslöst. Zuvor hatten auch andere Experten diesen Wert genannt.
Die Pandemie werde von selbst gestoppt, wenn sich immer mehr Menschen infiziert hätten und eine Immunität aufbauen, sagte Wieler. Von den bisher mehr als 2.300 beim RKI registrierten Infizierten in Deutschland seien viele bisher gar nicht erkrankt oder schon wieder genesen. Dennoch werde diese Pandemie Deutschland noch lange beschäftigen. "Es wird weiter einen Anstieg der Fallzahlen geben. Wie lange, ist unklar."
Bei der Modellrechnung seien die Experten davon ausgegangen, dass es gegen den Erreger derzeit weder eine Immunität noch Therapien noch einen Impfstoff gebe. Forschergruppen rechnen darüber hinaus mit der Wahrscheinlichkeit, dass ein Infizierter zunächst zwei bis drei weitere Menschen ansteckt. Das heißt aber nicht, dass diese auch zwangsläufig erkranken.
Die Infektion kann laut RKI symptomlos verlaufen oder zu schweren Pneumonien mit Lungenversagen und auch zum Tod führen. In Deutschland gebe es noch wenig Daten. Aus einer Anzahl in China registrierter Fälle würden als häufigste Symptome Fieber und Husten berichtet. Dabei verliefen rund 80 Prozent der Fälle milde bis moderat. Rund fünf Prozent aller in China registrierten Betroffenen erkrankten laut RKI bisher so schwer an der Lungenentzündung Covid-19, dass sie auf Intensivstationen an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden mussten.
Deswegen sei es so wichtig, die Pandemie zu verlangsamen, sagte Wieler. Es sollten möglichst wenig schwer Erkrankte gleichzeitig behandelt werden müssen, damit die Kapazitäten in den Kliniken ausreichen. Deshalb seien zum Beispiel Schulschließungen und Besuchsverbote in Alten- und Pflegeheimen bundesweit sinnvoll.
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