Straubinger Tagblatt
Wie uns der Schnabel gewachsen ist

Die Klasse 8a vom Anton-Bruckner-Gymnasium mit Schlagwörtern aus ihrem Heimatkrimi und ihrer Lehrerin Nicole Glaser (links). Für ihre Idee zu dem Projekt "So reden wir" vom Bayerischen Rundfunk verbanden sie den niederbayerischen Dialekt mit Jugendsprache.(Foto: jg)
"Hier noch eine aktuelle Polizeimeldung von Bayern 3: In Marklkofen haben die sogenannten Volksfestrocker wieder zugeschlagen und einen Toilettenwagen besprüht. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, wurde eine Belohnung von 1 500 Euro festgesetzt." Die Freunde Kathe, Sabe, Vroni und Denni haben einen Verdacht. Und vielleicht kennen sie die Täter sogar besser, als sie glauben...
Was macht eine gute Detektivgeschichte à la TKKG oder "Die drei ???" aus? Für die Klasse 8a vom Anton-Bruckner-Gymnasium in Straubing ist es ein Plot wie gerade beschrieben. Damit haben sie sich innerhalb von 50 Schulen an die Spitze katapultiert. Und zwar in dem Hörprojekt "So reden wir" vom Bayerischen Rundfunk. Hier geben Schüler in Audiobeiträgen Einblick in ihr Leben und spielen dabei mit ihrem Dialekt oder der Sprache ihrer Herkunftsländer.
Die Klasse 8a wurde ausgewählt und durfte den Regierungsbezirk Niederbayern vertreten. Und das obwohl sie von ihrer Deutschlehrerin Nicole Glaser überrumpelt wurden. "Da Dialekt und Detektivgeschichten dieses Jahr ohnehin im Lehrplan stehen, habe ich die Klasse mit der Idee eines niederbayerischen Krimis einfach heimlich angemeldet", erinnert sich die Referendarin schmunzelnd. Als die Bombe platzte, war die Freude groß. "Wir wollten unbedingt mitmachen. Dass wir aus so vielen Schulen ausgesucht wurden, hat uns stolz gemacht und angespornt", erklären die Schüler. "Außerdem war es eine tolle Abwechslung vom Unterrichtsalltag."
In Kleingruppen dachte sich die Klasse dann unterschiedliche Geschichten zum Thema Heimatkrimi aus. Das Rennen machte letztlich die Geschichte von den "Voixfestroggan". Sie stammt aus den Federn der Schülerinnen Taisha Mages, Elena Kick und Susanne Staudinger. "Volksfest war für uns einfach typisch Bayern", sagen die Mädels. "Außerdem war es uns wichtig, dass die verschiedenen Dialekte vorkommen, die auch in unserer Klasse gesprochen werden." "Wir fanden es eine kreative Idee, denn nicht jede Detektivgeschichte spielt auf dem Volksfest", erklärt Lehrerin Nicole Glaser.
Als das Manuskript stand, durchliefen die Schüler mit BR-Coach Birgit Fürst ein Reportertraining. Sie interviewten Schulkameraden, arbeiteten ihre Rollen aus und übten das freie Sprechen. Und schon ging es ins Tonstudio nach Regensburg zum Einsprechen. Für die Schüler eine klasse Gelegenheit, um hinter die Lautsprecher zu blicken und zu entdecken, wie Radio überhaupt entsteht. Hinter einem Beitrag, der nur vier Minuten dauert, steckt viel Arbeit. "Wir saßen alle hinter einer Scheibe an einem runden Tisch mit Mikrofonen. Da kam man sich manchmal schon vor wie ein Tier im Aquarium", sagt der 13-jährige Samuel Pichler. Da war auch mal Improvisieren angesagt, wenn jemand vor Aufregung den Text vergaß. Die, die keine Sprechrollen hatten, durften im Stockwerk darüber passende Geräusche einspielen und aussuchen. Denn auch das gehört zu einem Hörspiel. Bei einer Führung durch die Radiostation machte die Klasse außerdem Bekanntschaft mit so interessanten Utensilien wie der Räuspertaste, die der Moderator drücken kann, wenn er zum Beispiel husten muss.
Bei einer Präsentation in München stellten alle Schulen ihre Beiträge vor. Und wie zufrieden sind sie mit dem Ergebnis? "Es ist natürlich immer irgendwie komisch, sich selbst zum ersten Mal zu hören. Aber wir sind sehr zufrieden", sagt die Schülerin Susanne Staudinger. Das Projekt habe die Klassengemeinschaft gestärkt und zeige, was sie rüberbringen wollten. "Unsere Dialekte sind ein Erkennungsmerkmal", erklären die Schüler. "Niemand sollte sich verstellen müssen, nur weil man am Reden hört, wo er herkommt. Das ist doch etwas Schönes." Aber: "Andersrum sollte sich auch niemand gezwungen fühlen, Dialekt zu sprechen, wenn er es nicht kann." Es sollte einfach jeder so reden dürfen, wie ihm eben der Schnabel gewachsen ist.
Hier gibt's was auf die Ohren
Wer jetzt wissen will, wie "D'Voixfestrogga" klingt, kann sich das komplette Hörspiel unter folgendem Link anhören: www.br.de/unternehmen/inhalt/bildungsprojekte/so-reden-wir-niederbayern100.html.