Fragen an den lieben Gott

Texte zum Nachdenken beim Landshuter Poetry-Slam


Janina Moser stellte in ihrem Text beim Poetry-Slam in der Alten Kaserne in Landshut Fragen an Gott.(Foto: Sebastian Geiger)

Janina Moser stellte in ihrem Text beim Poetry-Slam in der Alten Kaserne in Landshut Fragen an Gott.(Foto: Sebastian Geiger)

Ein Mädchen mit langen blonden Haaren betritt die Bühne. Sie rückt ihr Mikrofon zurecht und faltet mehrere Blätter auseinander. Rund 200 Menschen schauen sie erwartungsvoll an. "Ich trage jetzt einen Text zum Nachdenken vor", kündigt sie an, räuspert sich und beginnt. Sie stellt Fragen an Gott, zum Beispiel, warum er Leid auf Erden zulässt. Nach sieben Minuten bedankt sich Janina Moser für die Aufmerksamkeit. Die 16-Jährige erntet viel Applaus für ihren Auftritt beim Poetry-Slam "Sprech-Akt" in Landshut. Das ist ein Dichterwettstreit, bei dem Hobbyautoren ihre Text kunstvoll vortragen.

Janina ist eine von acht Slam-Poeten, die am vergangenen Donnerstag zum Poetry-Slam in der Alten Kaserne antraten. Das Besondere an diesem Abend: Es handelte sich bei dem Slam nicht um einen herkömmlichen Dichterwettstreit, sondern um ein Battle. Vier Slam-Poeten aus Landshut - darunter die 16-Jährige - traten gegen vier aus Erding an. Das Ziel: Herausfinden, welcher Ort die besseren Poetry-Slammer beheimatet. Den Sieg holte sich das Team aus Erding beziehungsweise deren Poet Zita Lopram mit seinem Text über das Mannsein und seinem Finaltext über Experten.

Nachdenkliche Texte

Knapp verfehlt hat Janina das Finale. Sie kommt aus Landshut und war die jüngste Teilnehmerin an diesem Abend. "Bisher war es eigentlich immer so, dass ich nur wegen eines Punkts nicht ins Finale einziehen konnte", erzählt sie. Seit November 2013 interessiert sich Janina für Poetry-Slams. Im vergangenen Jahr habe sie ihre Englisch-Lehrerin auf den "SprechAkt" in Landshut aufmerksam gemacht. Hauptsächlich tritt die 16-Jährige mit nachdenklichen Texten an. "In dem Text, den ich heute vorgetragen habe, stelle ich berechtigte Fragen an Gott. Der Glaube an Gott ist ein Thema, das mich selbst sehr bewegt. Ich bin überzeugte Atheistin", sagt Janina.

Die Moderatoren und Organisatoren der Veranstaltung Sabine Oberpriller und Sebastian Stopfer waren zufrieden mit dem Abend. "Wir hatten einen richtig schönen Poetry-Slam mit einem tollen Publikum und guten Texten", findet Sabine Oberpriller. Sie trat an dem Abend als sogenanntes "Opferlamm" auf. Das bedeutet, sie trägt einen Slam-Text vor, ohne von der Jury im Publikum bewertet zu werden. Opfer deshalb, weil es der erste Poet bei einem Poetry-Slam nie leicht hat.

Der nächste herkömmliche Poetry-Slam wird in der Alten Kaserne am 16. Oktober stattfinden. "Und es kann jeder, der selbst Texte schreibt, mitmachen. Wir sind offen für alle", erklärt Sabine Oberpriller.