Gedicht

Sommerabendtraum – Die Frische des Abends


Johanna Graßl.

Johanna Graßl.

Von Redaktion idowa

Sengende Hitze des Tages lässt sich noch nachspüren in ihrem Flirren,
doch der milde sanfte Wind des nahenden Abends durchkämmt die stehende Luft,
setzt angestaute, unmöglich erklärte Gedanken wieder in Bewegung.
Mit der geballten Energie des Sommers wirbelt er sie auf und ineinander:
Tausend alte und abertausend neue Ideen vom Leben,
die überfordern und dennoch plötzlich so greifbar nahe liegen
unter diesem weiten, in Farben getauchten Dämmerhimmel,
dessen treue Sonne, Mond und Sterne Kraft alles zu vermögen scheint.

Während Menschen sich ziellos verlierend durch die sich senkende Frische des lauen Abends irren,
füllt die Welt sich mit Möglichkeiten, die so verschwindend verwehend sind, wie ein Hauch von Blütenduft.
Und mitten im Konstrukt von Vorhaben dieser sich überlagernden, verplanten Zeit wird Platz für vielerlei Überlegung.
Ich denke daran, wie du fragtest, warum man die Wahl des Füreinander so oft ausschlägt beim Streben gegeneinander;
Wie du philosophiertest über Höhen und Tiefen, Kommen und Gehen, Nehmen und Geben.
Wie du alles in Zweifel stelltest, warum wir dauernd zerbrechen in der Bemühung, uns in Aufgaben zu biegen.
Ich hoffe zutiefst, auch du hast die Träume nicht vergessen, die wir damals malten wie Kinder vom Himmel:
Heute kann ich endlich wieder an sie glauben, endlich verstehen, was Freude ist und Freiheit meint.

Nun, wo schließlich manche der lauten Stimmen schweigen, die sonst so verwirren,
sie verklingen, selbst lauschen, weil nur noch die Sehnsucht nach Glück jeden ruft:
In diesen Momenten, wo die Zeit anhält, folgt alles nur dieser tiefen inneren Regung,
während die wärmende Hülle der Dunkelheit die pulsierende Stadt umarmt, wächst neu die Vision eines Miteinander.
Jetzt, wo die letzten bunten Sonnenstrahlen verglühen, lass alles fließen, auch wenn das bedeutet einen Anflug von Wehmut zu durchleben:
Leg' in ihn all die brennenden Wunden, die heilen in den Hoffnungen, die mit uns durch den Sommer fliegen.
So klar ersteht ein Bild der Verbundenheit von allem im Wunsch, gehalten zu sein, unter den verschwebenden Lichtschimmern am Abendhimmel.
Auf die Gefahr hin, dass der nächste Gewittersturm etwas einzureißen droht, beginnen wir jene Welt zu bauen, in der man Freudentränen weint:

Dennoch, in diesem Augenblick, der einzig ist!