Freischütz im Bayernpark

Ritt auf der Teufelskugel


Bei den Waggons des Freischütz wurde auf störende Schulterbügel verzichtet. "Die Hüftbügel sind absolut sicher und bieten mehr Bewegungsfreiheit beim Fahren", erklärt Walter Kagerbauer, Marketingleiter des Bayernparks in Reisbach, diese Entscheidung. (Bild: Bayernpark Reisbach)

Bei den Waggons des Freischütz wurde auf störende Schulterbügel verzichtet. "Die Hüftbügel sind absolut sicher und bieten mehr Bewegungsfreiheit beim Fahren", erklärt Walter Kagerbauer, Marketingleiter des Bayernparks in Reisbach, diese Entscheidung. (Bild: Bayernpark Reisbach)

Von Tanja Pfeffer

Reisbach. Die Finger klammern sich um den Bügel, der eng über den Bauch gespannt ist. Leicht bewegen sich die Rollen vor und zurück. Angespannt wandern die Augen der Mitfahrer vom Sitznachbarn rechts nach vorne auf die Schienen. Noch ein kleiner Ruck und plötzlich schießen die Waggons durch das Ende des Tunnels hindurch - wie ein Kanonenschuss in die Freiheit. In zwei Sekunden von null auf 80 Stundenkilometer startet die Achterbahn Freischütz im Bayernpark in Reisbach. Freistunde wirft einen Blick hinter die Kulissen des 33 Meter hohen Launch Coasters.

Launch Coaster wird eine Achterbahn genannt, die auf einer geraden Strecke katapultartig beschleunigt. Ein Magnetfeld baut Energie auf, die die zwei Waggons antreibt. Walter Kagerbauer, Marketingleiter des Bayernparks, erklärt diese Art von Antrieb anschaulich: "Spannt man zum Beispiel einen einfachen Gummi immer weiter nach hinten und lässt dann los, springt der Gummi nach vorne. So baut sich auch beim Freischütz das Magnetfeld nach und nach auf und gibt dann nach." Diese Energie nehmen die beiden Waggons mit auf die Fahrt bis in den ersten Looping. Von da an nehmen die Waggons ihre eigene Energie mit, die sie beim Runtersausen aufbauen.

Zwölf Personen bietet der Freischütz pro Fahrt Platz. "Mehr wären wegen der Biegungen der Schienen nicht möglich", erklärt Kagerbauer. Die einzig gerade Strecke im Freischütz ist nämlich der Bahnhof selbst, also die Start- und Endbahn. Auf der 483 Meter langen Strecke sind sieben Inversionen - das sind Überschlagselemente - eingebaut. "So viele gibt es bei dieser Streckenlänge nirgends auf der Welt. Da sind sogar die Chinesen neidisch auf Reisbach", sagt Kagerbauer schmunzelnd.

Freikugel trifft immer ihr Ziel

Für den Bayernpark ist der Freischütz derzeit die größte Attraktion. Den Namen haben sich die Organisatoren von einer berühmten Oper geliehen. In "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber sind nämlich Freikugeln das Hauptthema. In der Oper geht der Schütze Max einen Pakt mit dem Teufel ein. Damit Max seine Geliebte heiraten darf, muss er auf einem Schützenfest beweisen, dass er gut schießen kann. Weil er Angst hat zu versagen, schmiedet er zusammen mit dem Teufel Freikugeln. Diese Freikugeln sollen immer ihr Ziel treffen, egal wie gut der Schütze ist. "Genau wie die Freikugeln im Freischütz sollen auch die Waggons der Achterbahn immer ans Ziel kommen. An diese Geschichte angelehnt, haben wir auch die Umgebung des Freischütz angepasst", erklärt Kagerbauer. So ist der Bahnhof optisch einer Kanonenkugel nachempfunden und der Weg zum Startpunkt führt durch ein Försterhäuschen und kleine Waldstücke.

Fahrkarte erst ab 1,40 Meter

Laute Schreie tönen den Zuschauern am Boden entgegen, wenn die Waggons in die Kurven und Loopings rasen. Teilweise freihändig genießen die Besucher die kurze Fahrt. Mitfahren darf jeder, der über 1,40 Meter groß ist und genügend Mut hat. Am Bahnhof steigt eine Gruppe von Jungs ein. Was am Freischütz so besonders ist? "Der Kick", sagt einer. "Es ist ein wahnsinniges Gefühl, aus dem Tunnel in den ersten Looping geschossen zu werden", sagt ein anderer. Einer der Jungs fährt heute bereits zum 20. Mal mit der Achterbahn. Und auch eine Gruppe etwas älterer Mädchen steigt geschafft, aber glücklich aus der Achterbahn aus. "Können wir sitzen bleiben und noch mal fahren", fragen sie in das Kassenhäuschen.

Heute müssen sie aber aussteigen und die nächsten Mutigen ranlassen. Aber an manchen Tagen, wenn dem Freischütz danach ist und die Mitfahrer besonders laut schreien, dann bleibt der Freischütz nach einer Fahrt nicht automatisch stehen. Nein, dann kann es sein, dass die Bügel verschlossen bleiben und die Todeskugel ein weiteres Mal aus dem Tunnel schießt.

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Bei den Waggons des Freischütz wurde auf Schulterbügel verzichtet. Stattdessen hat man sich für Hüftbügel.

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Bei der Fahrt mit dem Freischütz muss man auch Loopings überstehen.

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Walter Kagerbauer.