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Reif für die Insel


Josefine Preuß als Lena und Elyas M'Barek als Cem rauchen in "Türkisch für Anfänger" die Friedenspfeife. Die Komödie kommt am Donnerstag in die deutschen Kinos. Foto: Constantin Film Verleih

Josefine Preuß als Lena und Elyas M'Barek als Cem rauchen in "Türkisch für Anfänger" die Friedenspfeife. Die Komödie kommt am Donnerstag in die deutschen Kinos. Foto: Constantin Film Verleih

Von Simon Forster

Beeindruckt wirkte Josefine Preuß aufgrund des Presseandrangs nicht gerade. Zierlich stand sie da und lächelte unbekümmert in die Kameras. Auf ihrer Schulter hatte die Schauspielerin einen besonderen Gast zum roten Teppich mitgebracht: Kapuzineraffe Mogli. Ganz ohne Berührungsängste drückte sie dem Äffchen ein dickes Busserl auf. Ein Blickfang für die Fotografen.

Der Film, um den es an diesem Abend gehen sollte, war für die Hauptdarsteller von "Türkisch für Anfänger" ein ganz besonderer. Drei Staffeln lang war die berühmteste Patchwork-Familie Schneider-Öztürk im heimischen Wohnzimmer zu bestaunen. Nun kommt sie nach mehr als drei Jahren Pause auch auf die große Kinoleinwand.

Da dürfte es für Fans gleich überraschend gewesen sein, dass die aus der Serie bekannte Familie im Film (noch) gar nicht existiert. Lena (Josefine Preuß), die verklemmte Abiturientin, will ihrem tristen Alltag, der von unzähligen Nervensägen geplagt ist, entfliehen. Zusammen mit ihrer duchgeknallten Hippie-Mama Doris (Anna Stieblich) will sie sich ein paar erholsame Tage in Thailand gönnen. Schon im Flugzeug macht Gurke, wie sie ihre Mutter nennt, unliebsame Bekanntschaft mit Cem (Elyas M'Barek), einem türkischstämmigen Macho-Rapper, der Lena intellektuell nicht das Wasser reichen kann. Zu allem Überfluss kommt es zu einem großen Unfall: Ihre Maschine stürzt ab, eine Notlandung mitten auf dem Ozean. Ein Großteil der Passagiere kann gerettet werden, darunter auch Lenas Mutter und Cems Vater Metin (Adnan Maral), doch von vier Jugendlichen fehlt jede Spur. Zusammen mit Cems Schwester Yagmur (Pegah Ferydoni), einer streng gläubigen Muslimin, und Costa (Arnel Taci), einem stotternden griechischen Berliner, stranden Lena und Cem auf einer einsamen Insel. Abgeschnitten von der Außenwelt ist das Quartett auf sich alleine gestellt. Anstatt im Luxushotel sitzen sie im Tropenparadies fest, wo viele Gefahren und Hürden auf sie warten, aber auch die ein oder andere Liebe...

Auf der Abenteuer-Insel nimmt die Komödie richtig Fahrt auf und entwickelt sich urkomisch, frech und herrlich politisch unkorrekt. Die Leichtigkeit, die Josefine Preuß ihrer Figur Lena mit auf den Weg gibt, zieht sich angenehm durch den Film. Sie ist es, die die Macken ihrer drei Mitstreiter bedingungslos kenntlich macht, auch um von ihrer eigenen Schrägheit abzulenken. Elyas M'Barek ("Offroad") mimt den plumpen Charakter Cem ohne Fehl und Tadel. Das prollige Aufreißer-Image ist ihm dabei wie auf den Leib geschrieben. Seine lässigen Sprüche und sein makaberer Witz sind jedoch nur eine Seite. Denn in Wahrheit hat seine harte Schale einen tieffühlenden Kern. Das macht ihn für Lena am Ende wiederum interessant.

Fazit: Bei "Türkisch für Anfänger" wird einem auch als Nicht-Fan nie langweilig. Es ist purer Comedy-Spaß, wie er frischer und frecher nicht sein könnte. Prasselnde Pointen, wie man sie aus der Serie gewöhnt ist, runden das Gesamtbild ab. Die Geschichte der Familie Schneider-Öztürk wird von Beginn an neu erzählt, ohne auf Klischees oder Vorurteile zu achten.