Neues Album

Pop-Punk-Legenden „blink-182“ klingen immer noch wie zu ihren besten Zeiten

Der Sänger ausgestiegen, der Bassist an Krebs erkrankt: „blink-182“ hatten schwierige Jahre hinter sich. Nun melden sich die ältesten Teenager der Welt mit dem Album „One More Time ...“ zurück.


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Schlagzeuger Travis Baker bei einem Konzert der Band.

Ein Comeback? Ja, das gibt’s immer wieder mal. Zwei Comebacks? Die sind schon seltener. Doch wem, wenn nicht „blink-182“ ist zuzutrauen, dass sie auch das hinbekommen. Von 2005 bis 2009 stand die Band vor der Auflösung und schaffte die Rückkehr. Die vergangenen acht Jahre war sie dann ohne Gründungsmitglied Tom DeLonge unterwegs. Bis sie 2022 schließlich die Gerüchte und Sehnsüchte ihrer Fans bestätigte. Der Sänger hatte sich mit seinen musikalischen Brüdern Mark Hoppus und Travis Barker ausgesöhnt. „blink-182“ ist in ihrer Originalbesetzung zurück – mit frischer Musik.

Darum geht’s: „One More Time ...“, selten hat ein Albumname so gut zum Status einer Band gepasst. Packen wir’s noch einmal an. Ein letztes Mal vielleicht? Diese Frage lassen die drei US-Amerikaner natürlich unbeantwortet. Vermutlich wissen sie es selbst nicht. Wie jung die Opas des Pop-Punks geblieben sind, wird aber schnell klar, wenn man die Platte anspielt.

Mit „Anthem Part 3“ ist man sofort wieder am Anfang der 2000er-Jahre, schlüpft in seine Vans-Sneaker und dreht die Basecap nach hinten. Kein Wunder, das Lied ist ein Verweis auf „Anthem Part 2“, der „blink“-Hymne aus dem Jahr 2001, einem der besten Songs, den die Band je geschrieben hat. Da kommt „Part 3“ nicht ran. Aber dieses nostalgische Gefühl in der Bauchgegend stimmt ein auf die weiteren 16 Songs der Platte.

Der beste Song der Platte, „Blink Wave“:

Video zum Thema:

In „One More Time ...“, dem namensgebenden Track, wird’s dann emotional. „I wish they told us it shouldn’t take a sickness or airplanes falling out the sky“ singt Mark Hoppus, bevor Tom DeLonge mit „Do I have to die to hear you miss me?“ weiterführt. Der Song ist wie eine Therapiesitzung für die drei mit ihren unterschiedlichen Lebens- und Krisengeschichten. Von einem Flugzeugabsturz (Travis Barker) über eine überstandene Krebs-Therapie (Mark Hoppus) bis zum Band-Comeback (Tom DeLonge). Da zieht es auch das Fan-Herz zusammen.

Das Rebellische und Rotzfreche haben sich die drei aber bewahrt, das beweist „More Than You Know“. Der Song transportiert den typischen „blink“-Sound: gefühlvoll, aber punkig zugleich. Noch besser, weil melodisch gelungener, passiert das auf „Blink Wave“, dem stärksten Song der Platte und eine echte Hymne. Wie gut die Stimmen von Mark Hoppus und Tom DeLonge harmonieren, wird selten so deutlich wie hier. Spätestens da möchte man einfach nur Danke sagen, dass es die drei Kalifornier noch einmal miteinander probieren.

Gegen Ende fällt das Album dann zwar ab, gerade bei „Childhood“ bleibt viel Luft nach oben. Aber das muss es ja mit „blink“-Musik noch nicht gewesen sein. Hoffentlich.

In aller Kürze: „blink-182“ beweisen in Originalbesetzung, wie gut Pop-Punk auch im Jahr 2023 noch ist. „One More Time“ ist Therapie und Aufbruch in einem – für Band wie Fans.

Fazit: Aufgewärmt schmeckt bekanntlich nur Gulasch. Daher liegen in vielen Comebacks auch gewisse Gefahren. Kann man an die schönen Erinnerungen von damals anknüpfen? „blink-182“ beweisen: Ja – und wie! Die drei machen genau dort weiter, wo sie sich vor fast zehn Jahren getrennt haben: irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn.