Deutschrapper

OG Keemo ist auf seinem neuen Album ungewöhnlich locker

OG Keemo geht es auf seinem neuen Mixtape „Fieber“ entspannter an. Aber sind unterschiedliche Ideen und Gäste auf der Platte für den Deutschrapper das Rezept zum Erfolg?


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OG Keemo verfolgt auf seinem neuen Mixtape „Fieber“ kein Konzept. Gut klingt es dennoch.

Darum geht’s: OG Keemo hat „99 Grad Fieber“. Nach dem facettenreichen und tiefgründigen Meisterwerk „Mann Beißt Hund“ deklarierten ihn viele Kritiker und Fans zum Retter des deutschen Hip-Hops. Jetzt ist der Künstler aus Mainz zurück, doch durch das komplizierte vergangene Album musste er die Liebe zur Musik erst wiederfinden. Die Lösung: einfach rappen, ohne sich in großen Ideen zu verlieren. Am Ende entstand das Mixtape „Fieber“, das eine lockere Seite von Keemo zeigt, die aber nicht weniger beeindruckt. „Fieber“ mag nicht so verkopft sein wie vorherige Projekte – dafür ist Keemo so hitzköpfig wie nie.

Der Sound: Auf dem neuen Mixtape arbeitet OG Keemo mit seinem langjährigen Produzenten Funkvater Frank zusammen. Und dieser beweist, dass er ein Magier im Studio ist. Von geschmackvollen Soul-Samples bis hin zu krachendem Bass – auch Frank hat „Fieber“ genutzt, um Spaß zu haben und sich auszuprobieren.

Das Besondere: Geld, Frauen und der ewige Streit, wer der beste Rapper ist. OG Keemo erfindet thematisch auf „Fieber“ das Genre nicht neu. Dennoch schafft er es meist, nicht die alten Zeilen seiner Vorgänger zu recyceln. Mit reichlich Humor und Biss greift er stattdessen jeden an, der sich nicht in Sicherheit begibt.

Das Lied „Fieber“ vom neuen Album:

Video zum Thema:

Die lose Art des Projekts gibt Keemo die Möglichkeit, mit Künstlern zu arbeiten, die auf Alben mit großen Konzepten wahrscheinlich keinen Platz finden würden. Das funktioniert: Der britische Rapper PS Hitsquad in „Guten Tag“ und Sänger Levin Liam in „BeeGees“ zwingen OG Keemo in neue Genres. Vor allem letzteres Lied ist ein Highlight: Funkvater Franks Beat passt sich beiden Künstlern dynamisch an. Dabei ist vor allem die Nutzung von Nina Chubas Hit „Wildberry Lillet“ überraschend. Der Chorus des Songs wird hier neu interpretiert und passt trotzdem ziemlich gut mit dem Rest des Liedes zusammen.

Enttäuschend sind eher die Gastauftritte von anderen Deutschrappern, vor allem RIN bei dem Song „99 Grad“. Das Lied macht deutlich, dass sich Keemo lyrisch auf einem weit höheren Level befindet. Im Vergleich wirkt RIN wie ein Handtaschen-Chihuahua und Keemo wie ein Schäferhund.

In aller Kürze: OG Keemos Konzept für sein neues Mixtape „Fieber“ ist das Fehlen eines solchen. Gut klingt es trotzdem.

Das Lied „99 Grad“ vom neuen Album:

Video zum Thema:

Fazit: „Fieber“ ist ein Projekt mit vielen Höhen, aber leider auch mit einigen Tiefen. Der chaotische Aufbau des Mixtapes ist neu und erfrischend für OG Keemo. Nicht jede Zeile ist durchdacht – das fällt aber auch negativ auf. Der Rapper, der sich regelmäßig gegen Stereotype stellt und Themen mit Sorgfalt betrachtet, rutscht auf „Fieber“ manchmal in sexistische oder abgedroschene Klischees. Diese sind besonders auffällig für diejenigen, die OG Keemos andere Alben kennen.

Der Rapper versucht, das auf dem Outro „3 Ringe“ zu erklären: Die einen wollen verkopfte Texte, die anderen ungefilterten, aggressiven Hip-Hop. Er kann es eben nicht allen recht machen – und ist sich damit durchaus bewusst, dass Fans von „Mann beißt Hund“ enttäuscht sein könnten. Sie sollten dem neuen Projekt dennoch eine faire Chance geben. Allein schon wegen Funkvater Franks genialen Beats lohnt es sich.

„Fieber“ von OG Keemo, Chimperator Productions, erhältlich seit Januar auf allen Streamingplattformen sowie als CD und Vinyl