Von Beruf Quatschbacke mit Hirn

Marko Pammer ist Moderator bei Radio AWN


Marko Pammer moderiert die Morgenshows bei Radio AWN. Er findet: "Einen guten Moderator macht sein Wiedererkennungswort aus."

Marko Pammer moderiert die Morgenshows bei Radio AWN. Er findet: "Einen guten Moderator macht sein Wiedererkennungswort aus."

Von Julia Gabauer

Wortkarg ins Müsli starren, zusammenzucken, wenn der Löffel gegen die Kaffeetasse klirrt, und herzhaft gähnen: klassische Symptome von Morgenmuffligkeit. Das kann sich Marko Pammer nicht leisten. Stattdessen muss er als Radio-AWN-Moderator Morgenmuffel mit seiner Sendung möglichst wachrütteln.

"Beim Radio wird die Schlacht morgens gewonnen", erklärt Marko Pammer. Um diese Uhrzeit schalten die meisten Hörer ein, der Moderator muss sie fesseln, damit sie tagsüber dranbleiben. Wie schafft er das? "Der Hörer erwartet morgens jemanden, der gut gelaunt und frisch ist", weiß der 37-Jährige. Marko ist aber nur ein Mensch und deswegen auch mal schlecht drauf. "Zwischen den Moderationen ist das schon okay, aber sobald das Mikro an ist, darf der Hörer davon nichts mitkriegen." Die Moderation ist ein Teil dieses Berufs. Eine wichtige Rolle spielt im Radio die Musik, klar. Während die läuft, dreht der Moderator nicht etwa Däumchen. Er mixt die Titel an seinem Mischpult, sorgt dafür, dass sie schön ineinanderfl ießen, moderiert sie an und ab. Um den Überblick nicht zu verlieren, hat Marko dafür eine Playlist vorliegen. Die stellt ein Radiomoderator übrigens nicht selbst zusammen. Dafür ist ein Musikredakteur zuständig. Morgens sind das zum Beispiel sehr positiv gestimmte Titel. "Da muss ich dann auch mal Titel gut verkaufen, die mir selbst nicht gefallen. Aber wenn jeder Moderator nur das spielen würde, was ihm selbst gefällt, würde das sehr schnell langweilig werden."

Vor Ort statt im Studio

Für Interviews holt sich Marko Ansprechpartner ins Studio oder fängt zum Beispiel bei Veranstaltungen live vor Ort Reaktionen der Leute ein. "Das ist noch mal etwas ganz anderes, wenn ich jemanden direkt vor mir habe und sie mich auch sehen, nicht nur hören", erklärt Marko. Wenn er dann auf Sendung geht, ist hinter den Kulissen schon eine Menge Vorarbeit gelaufen. Marko kommt immer eine Stunde vor seiner Show in die Arbeit, also gegen fünf Uhr früh. Dann liest er erst mal Zeitung und trifft sich mit seinen Kollegen zur Themenkonferenz. Dabei sprechen sie ab, was heute wichtig ist oder ob ein spontanes Thema behandelt werden muss. Die Sendungen sind ungefähr eine Woche im Voraus geplant. Passiert aber zum Beispiel ein Unfall, wird die Planung über den Haufen geworfen. "Das Aktuelle schlägt in diesem Beruf immer das Geplante", weiß der 37-Jährige. Für diese Themen schreibt der Moderator selbst oder ein Nachrichten- Kollege Meldungen oder auch längere Berichte. Diese Gesamtarbeit des Teams präsentiert der Moderator dann in der Sendung nach außen und bringt dabei Musik, Interviews und Tagesaktuelles zusammen.

Einmal im Monat Sprachtraining

Seine Beiträge muss sich Marko natürlich nicht auswendig merken, sondern er darf sie ablesen. Damit das nicht dröge klingt, muss ein Moderator viel üben. An der Stimme arbeiten, ist ein großer Bestandteil des Berufs. Marko hat mindestens einmal im Monat Sprachtraining. Dort übt er mit einer Sprecherzieherin an seiner Aussprache. Die sollte möglichst deutlich sein, weil das Radio die Sprache etwas verwäscht. Was eine gute Radiostimme ausmacht, ist übrigens schwer zu sagen. "Grundsätzlich sollte die Stimme einfach angenehm und eher tief als hoch sein." Auch Dialekt ist grundsätzlich kein Ausschlusskriterium: "Daran kann man arbeiten. Solange es authentisch klingt, darf man den Dialekt ruhig ein bisschen durchhören." Eine Grundvoraussetzung ist auf jeden Fall extreme Neugier. "Man sollte sich immer dafür interessieren, was die Menschen gerade bewegt und interessiert und was sich so in der Welt tut." Ein gutes Allgemeinwissen ist wichtig. Außerdem sollte man Spaß daran haben, mit Worten und Musik zu arbeiten: "Radio hat den Nachteil, dass es keine Kamera gibt. Man muss also mit Worten, Geräuschen und Musik Bilder und Stimmungen bei den Hörern wecken." Dafür braucht es viel Einfühlungsvermögen. Das Radio ist eines der schnellsten Medien der Welt. Da kann es oft stressig werden und wo Menschen unter Druck arbeiten, passieren natürlich auch mal Pannen: "Gäste, die einen Blackout haben, ein Mikro, das nicht ausgeschaltet ist All das passiert. Ein Moderator muss dann ruhig bleiben und spontan improvisieren." Das kann man trainieren, es sollte sich allerdings in Grenzen halten. "Spontanität darf nicht hirnlos werden. Im Radio kannst du eine dumme Aussage nicht einfach wieder zurücknehmen", gibt Marko zu bedenken.

Moderatoren sind Selbstdarsteller

Wer jetzt sagt "Das will ich werden", dem sei gesagt: Einfach so Moderator werden, geht nicht. Der Zugang und die Ausbildung für diesen Beruf sind nicht gesetzlich geregelt. Die meisten Moderatoren haben eine journalistische Laufbahn hinter sich. Dafür machen sie ein Volontariat beim Radio, in dem man alle Abteilungen abklappert: Nachrichten und Beiträge schreiben, Moderation, Off-Air-Moderation, also Termine besetzen. Wer zum Beispiel ein Talent zum Moderieren zeigt, der rutscht vielleicht in diese Sparte. Was einen guten Moderator wirklich ausmacht, ist der Wiedererkennungswert. "Der Moderator ist die Marke seiner Sendung. Eine interessante Persönlichkeit, die die Hörer dazu bringt, einzuschalten." Auch Menschlichkeit zeigen ist wichtig: Der Hörer darf merken, wenn dem Moderator selbst etwas nahegeht. Er sollte Emotionen zeigen, aber es darf nie gekünstelt wirken. "Sonst kann man auch gleich eine Maschine hinsetzen", fi ndet Marko. Der Beruf bringt natürlich auch eine gewisse Bekanntheit mit sich. "Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich den Satz ,Also von irgendwoher kenne ich ihre Stimme' schon gehört habe", sagt Marko lachend. "Direkt gefolgt von: ,Ich hab' Sie mir ganz anders vorgestellt' ." Der Berühmtheit wegen sollte man diesen Beruf aber nicht machen: "Jeder Moderator ist in gewissem Maße ein grandioser Selbstdarsteller. Er sollte sich selbst aber nicht zu ernst nehmen."

Praktische Tipps für Einsteiger

Wer Radiomoderator werden will, sollte vorher ausprobieren, ob ihm das Sprechen am Mikro liegt. Der klassische Einstieg ist ein Praktikum bei einem Sender. Diese Stellen sind aber oft hart umkämpft. Hier findest du noch andere Optionen, wie du in den Beruf hineinschnuppern kannst:

- freie Mitarbeit bei Radiosendern

- Schüler- und Studentenradios

- Krankenhaus- und Bürgerfunk

- Internetradio

- VHS-Kurse zum Thema Radio

- Sich daheim mit einem einfachen Aufnahmegerät oder Handy aufnehmen, um auszutesten, wie man klingt.

- Um das Reden zu üben, stell dir ein Foto auf, zum Beispiel von deinem besten Freund, und sprich so, wie du es ihm erzählen würdest.

- Mit Freunden Begiffs-Ping-Pong spielen, um die Reaktionsfähigkeit zu trainieren.

Gefällt es dir und du bewirbst dich bei einem Sender, macht es dir Vorerfahrung leichter. Lass dir gesagt sein: Auch wenn du eine Stelle ergattert hast, wirst du ohne Üben nicht auskommen. Natürlich setzt dich dort keiner direkt vor ein Mikro. Aber es gibt Probestudios, in denen Auszubildende Trockentraining machen. Sie schnappen sich ein paar alte Meldungen und Musiktitel und legen los. Das wird zwar nicht gesendet, aber Kollegen hören drüber und irgendwann kommt vielleicht das Okay und man darf vors richtige Mikro. Und sogar langjährige Radiomoderatoren hören sich immer wieder ihre eigenen Sendungen an, um davon zu lernen. Das ist der sogenannte Aircheck. "Am Anfang ist es immer irritierend, die eigene Stimme zu hören", weiß Marko Pammer. "Irgendwann sitzt aber alles automatisch und die Nervosität verfliegt mit dem ersten Satz jeder Sendung."

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Das ist Markos Arbeitsplatz im Radiostudio. Mit dem Mischpult lässt er die Songtitel ineinanderfließen.

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Die Recherche gehört zur Vorbereitung. Marko kommt immer eine Stunde vor seiner Sendung in die Arbeit, liest Zeitung und trifft sich mit Kollegen zur Themenkonferenz.