Freischreiben

Kurzgeschichte von Magdalena Wutz: Eine rote Rose für die Liebe


Rosen für ein Liebesgeständnis?

Rosen für ein Liebesgeständnis?

Von Magdalena Wutz

Ich fädelte die Perlen auf einen Draht und wickelte diesen um den Blumenstrauß. Heute musste ich noch zwei Blumensträuße und drei Gestecke fertigmachen und auch für übermorgen hatte ich bereits Bestellungen. Als ich mir vor zwei Jahren meinen Traum mit einem kleinen Blumenladen erfüllt hatte, hatte ich nicht geglaubt, dass das Geschäft so gut laufen würde. Mittlerweile dachte ich sogar daran, den Laden zu vergrößern.

In diesem Moment schrillte die Türklingel. Ich stellte den Blumenstrauß ins Wasser, verstaute das Glas mit den Perlen im Regal und ging in den Verkaufsraum. "Guten Tag, was kann ich…", rief ich. Mitten im Satz stockte mir der Atem und ich war nicht mehr fähig, den Satz zu Ende zu sprechen. Sie stand wieder da. Direkt in meinem Laden. Ich biss mir auf die Unterlippe, um meine Nervosität, die aus allen Zellen meines Körpers hervorkroch, zu überdecken. Ich machte meinem Verstand vor, dass sie mich keineswegs beeindruckte. Doch meinem Herzen würde ich niemals etwas vormachen können. Es schlug bereits heftig gegen meine Rippen.

Seit sie das erste Mal in meinem Laden gestanden war, bekam ich sie nicht mehr aus dem Kopf. Ihr Bild hatte sich regelrecht in meine Gehirnzellen gebrannt und wollte nicht mehr verschwinden. "Hallo." Es war nur ein einziges Wort aus ihrem Mund, aber mein gesamter Körper schien darauf zu reagieren. Und das Lächeln auf ihren Lippen raubte mir das letzte Fünkchen Kraft, mit dem ich meinen Verstand vielleicht doch noch davon hätte überzeugen können, dass ich nicht in sie verliebt war. Verdammt.

"Ich hätte gerne zwei Rosen", erklärte sie und umklammerte ihre Geldbörse so heftig, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. "Sehr gerne", antwortete ich und hoffte, dass sie das Zittern in meiner Stimme nicht bemerkt hatte. Wir gingen zu den Rosen hinüber und ich schob die Kübel mit den Blumen auseinander, damit sie die Rosen besser ansehen konnte. "Wofür brauchen Sie die Rosen denn?", fragte ich und sah sie an, woraufhin sich unsere Blicke trafen. Ihre Augen musterten meine und irgendwann verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln. Himmel. Mir wurde heiß.

"Sie sind aber ganz schön neugierig!", warf sie mir vor und lachte. In diesem Augenblick wollte ich meine Worte zurücknehmen und durch solche ersetzen, die keinen falschen Eindruck erweckten. Ich wurde rot. "Nein, entschuldigung", stammelte ich und rieb meine Handflächen aneinander. "Es ist nur wegen der Farbe. Manche Rosen passen eher zu bestimmten Anlässen", meinte ich. - "Oh, ach so."

Sie senkte den Blick und ihre Wangen nahmen eine zarte Röte an. Verflucht, sie war verdammt süß. "Die Rosen sind für meinen Opa. Er hat Geburtstag", sagte sie schließlich und sah mich an. Diesmal waren es meine Augen, die ihre musterten. "Ich würde Ihnen weiße oder orangefarbene Rosen empfehlen", riet ich, nachdem ich es geschafft hatte, mich von ihrer eindrucksvollen Iris loszureißen.

Sie ließ ihren Blick aufmerksam über die Rosen gleiten. Ihre Nähe brachte das Blut in meinen Adern zum Kochen und ich spürte, wie meine Atmung schneller wurde. "Ich nehme zwei weiße Rosen", entschied sie sich. "In Ordnung." Ich holte die Rosen aus dem Kübel und wir gingen zum Verkaufstisch, auf dem ich die Rosen ablegte. "Vielleicht etwas Grünes einbinden, aber bitte keinen Schickschnack", erklärte sie. "Selbstverständlich", antwortete ich, lächelte und hoffte, dass sie nicht bemerkte, wie sehr mich ihre Anwesenheit aus der Bahn warf. Mit zitternden Händen nahm ich etwas Schleierkraut und ein Blatt und fixierte alles mit Draht. "So, bitteschön. Zwei weiße Rosen ohne Schnickschnack", erklärte ich und übergab ihr die Blumen.

Sie lächelte, als sie die Rosen entgegennahm. Unsere Finger berührten sich, woraufhin ein Gefühl wie ein Stromschlag durch meine Adern fuhr. Wir sahen beide auf und wandten lächelnd den Blick ab. "Die sind wirklich sehr schön geworden", sagte sie und betrachtete die Blumen ausgiebig. Ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Lippen bei ihren Worten zu einem Lächeln verzogen. Es waren meine Rosen, die ihr gefielen. Mir wurde warm. "Sagen Sie, welche Rosen eignen sich eigentlich für ein Liebesgeständnis?", fragte sie plötzlich.

Ich erstarrte mitten in der Bewegung und das Blut gefror in meinen Adern. Ich presste die Hände auf den Tisch und biss mir auf die Zunge, dass es wehtat. Innerlich kämpfte ich mit mir, doch ich zwang mich zum Sprechen. "Da… da nehmen Sie am besten rote Rosen", empfahl ich und verstaute den Tesaroller unter dem Tisch, weil ich ihr nicht ins Gesicht blicken konnte. Ich war wie vor den Kopf gestoßen und stellte die Klebestreifenrolle neben die Filzstifte, obwohl sie dort nicht hingehörte. Doch in diesem Moment schien ich nichts anderes mehr wahrzunehmen, als das Rauschen des Blutes in meinem Kopf.

"Gut, dann nehme ich noch eine rote Rose", erklärte sie. Ich nickte verkrampft und holte die Rose aus dem Kübel, um sie zu schmücken. Der Gedanke, dass ich die Rose für ihren Freund oder Verehrer fertigmachte, versetzte mir einen Stich und ließ mein Herz schwer werden. Ich versuchte, mich auf die Rose zu konzentrieren und nicht daran zu denken, wer sie bekommen würde. Aber als ich die Blume an sie übergab, konnte ich nicht anders, als die Rose zu verfluchen.

Sie bezahlte und ich zwang mich zu einem Lächeln, als wir uns verabschiedeten und ich in den Nebenraum ging. Sobald ich begann, meine Materialien zusammenzusuchen, um die Blumensträuße und Gestecke für übermorgen zu binden, spürte ich meinen Puls am ganzen Körper. Verdammt. Ich fluchte und biss die Zähne aufeinander, als mir die Türklingel verriet, dass sie meinen Laden verlassen hatte. Doch ich war nicht fähig, die Blumensträuße und Gestecke anzufangen. Seufzend beschloss ich, stattdessen die Lieferung mit den Perlen auszupacken.

Ich ging in den Verkaufsraum zurück, um eine Schere zu holen, wobei mein Blick auf den Verkaufstisch fiel. Ich erstarrte, weil die rote Rose immer noch dalag. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich trat näher heran und hob den Zettel, der neben der Rose lag, hoch. Mir wurde heiß, als ich die Worte, die in ordentlicher Handschrift darauf geschrieben waren, las: "Wie ist das nochmal mit dem Liebesgeständnis und den roten Rosen gewesen?

Magdalena Wutz.

Magdalena Wutz.