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Könner in der Küche
26. Januar 2009, 9:45 Uhr aktualisiert am 26. Januar 2009, 9:45 Uhr
Männer, ran an den Herd
Ihre Coolness haben sich die vier Jungs aus der Jakob-Sandtner-Realschule in Straubing schon den ganzen Tag über bewahrt. Während ihre Lehrerin Sybille Lehmann in der Nacht zuvor um jede Minute Schlaf gerungen hatte, schliefen Michael Grosch, Simon Schmid, Hai Luong und Felix Stadler ruhig und entspannt durch - zumindest erzählen sie das, wenn sie gefragt werden. Dabei hätten die vier allen Grund, aufgeregt zu sein, denn mit den Gerichten, die sie sich für den Erdgaspokal ausgesucht haben, könnte ein junger Koch laut Lothar Schütz durchaus seine Gesellenprüfung antreten.
Der Juror ist Mitglied im Verein der Köche Bayerwald, dessen Dachverband einer der Sponsoren des Erdgaspokals ist, und mindestens genau so auf die zwei kommenden Stunden gespannt wie alle anderen Anwesenden. Denn die Jakob-Sandtner Realschule ist in diesem Jahr zum ersten Mal bei dem Kochwettbewerb dabei.
Viele Köche verderben den Brei
"Das ist hier ja fast so still wie in einer Kirche", bemerkt Doris Putz während sie Michael, Simon und Hai beim Kochen zusieht. Sie ist für die Stadtwerke Straubing gekommen, um den vieren die Daumen zu drücken. Tatsächlich verstehen sich die Köche inzwischen fast blind. Ruhig und konzentriert hackt Simon das Gemüse für seine Möhren-Ingwer-Suppe, während Michael Zwiebeln schneidet. Nur bei Hai wird es laut.
Der junge Koch schlägt gerade mit einem elektrischen Schneebesen den Teig für seine Nachspeise. Sprechen die drei doch einmal miteinander, beschränken sie sich auf das nötigste. "Brauchst du ne Zwiebel?", fragt Hai Michael. "Ne, mach Knoblauch", antwortet der. Dann ist Hai schon wieder unterwegs an seinen Tisch und sucht nach einem scharfen Messer.
Nicht ohne meinen Ersatzkoch!
Während sich seine Kollegen in der Küche austoben, leistet Felix auf dem Esstisch im Nebenraum Millimeterarbeit. Jeder Teller muss den richtigen Winkel haben, jedes Glas perfekt an seinem Platz stehen. Juror Lothar Schütz wird auch die Präsentation der Speisen bewerten. Deshalb ist es unerlässlich für Felix, dass er noch einmal mit dem Poliertuch über jedes Messer geht, bevor er es auf dem Tisch drapiert. Daneben ist der jüngste im Team Ersatzkoch. Sollte sich einer der drei anderen verletzen, muss er für ihn einspringen und weiterkochen.
Deshalb hat er auch alle drei Gerichte gelernt und in seiner Freizeit fleißig gekocht. Besonders die Möhren-Ingwer-Suppe hat es ihm angetan. Seinen Eltern zunächst auch, "am Ende habe ich sie aber wohl ein wenig zu oft für sie gemacht", verrät er.
Schupfnudeln und Mohr im Hemd
Als es ans Anrichten geht, kommt doch noch einmal Hektik in die 25 Jahre alte Schulküche. Michaels Hähnchen kommt zur Entspannungskur noch einmal in den Ofen, denn er muss sich noch um seine Schupfnudeln kümmern. Beim ersten Mal sind sie ihm angebrannt und jetzt lässt er sie keinen Moment aus den Augen.
Auch Hai atmet tief durch, um sich zu beruhigen. Liebevoll verziert er seinen "Mohr im Hemd" mit Schokolade, und legt ihn auf den Teller. Nun können die Köche nichts mehr tun. Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch stehen bereit, um von Lothar Schütz sie interessiert gemustert zu werden.
Spitzenbewertung
"Jetzt kommt doch mal raus und lasst es uns hinter uns bringen", ruft Sybille Lehmann ihre vier Schüler. Lothar Schütz ist inzwischen mit seiner Bewertung fertig. Ein letztes Mal zählen er und Doris Putz die Punkte zusammen und treten vor die Schüler. Die stehen auch nicht mehr ganz so lässig da, wie noch zu Beginn ihrer Stunde. Grund zur Sorge haben sie aber nicht, denn ihr Aufwand hat sich mehr als gelohnt.
Stolz verkündet Lothar Schütz, dass das Koch-Quartett 111 von 120 Punkten erreicht hat. Das müssen die anderen Klassen erst einmal schaffen. Auch Sybille Lehmann kann sich entspannen. Der Jurorenlastwagen ist doch noch rechtzeitig stehen geblieben und die vier Jungköche eine Runde weiter. Als nächstes kochen sie in Augsburg.