Bandportrait

Kein Indierock, kein Punk, sondern Bluesrock: die Band "Go and ask the Milkman" aus Landshut


Wenn vier Musiker, die alle um die 20 sind, die Bühne betreten, ist das in der Regel für das Publikum schon mal ein guter Hinweis, was gleich für Musik kommt. Vor allem dann, wenn sie Gitarre, Bass und Schlagzeug dabei haben. Punk, Indierock oder Grunge, dazu Texte, die sich ausführlich dem Leben in der Zeit zwischen Schulende und Studienbeginn widmen, gewürzt mit einem Schuss Gesellschaftskritik. Womit das Publikum weniger rechnet, sind Bluesriffs und funkig geschlagene Akkorde, minutenlange Improvisationen und Bassläufe, die sich in den Bauch wurmen. Und dann diese Stimme.

Gerade einmal 22 Jahre alt ist Joe, der Mann hinter dem Mikro - und doch hört er sich an wie jemand, der den Klang von Blues-Legenden wie John Lee Hooker und B. B. King mit der Muttermilch aufgesaugt hat. Die Band, für die er singt, heißt "Go and ask the Milkman" - und darauf angesprochen, dass sie die vielleicht einzige Band unter 50 ist, die Bluesrock spielt, antworten die Bandmitglieder keck: "Wir machen eben gerne gute Musik."

Wobei man das mit der guten Musik nicht falsch verstehen sollte. Gute Musik lässt sich keinem Genre, keinem Stil und keiner Epoche zuordnen. "Gute Musik ist die Musik, die nicht bei den großen, kommerziellen Kacksendern im Radio gespielt wird", sagt Kate, die Schlagzeugerin von "Go and ask the Milkman". "Also die überproduzierte Musik, die perfekt ist, wenn man nur etwas zum Nebenherhören braucht, weil sie immer gleich klingt, immer den gleichen Beat hat, die gleiche Struktur und das gleiche, weichgespülte Saxophon."

Songs bei jedem Auftritt anders

Ihre eigene Musik beschreiben Kate, Sänger Joe, Bassist und Texteschreiber Yannick und Gitarrist Mate dagegen als Fluss, bei dem man nie ganz sicher sein kann, was am Ende herauskommt. "Kein Scherz! Ich glaube, wir spielen alle unsere Songs bei jedem Auftritt ein wenig anders", sagt Joe. Manchmal läuft das Gitarrensolo anders, dann wieder spielt er mit seiner Mundharmonika eine andere Stimme hinein - vielleicht wird aus einem Fünf-Minuten-Stück auch einmal ein zehn Minuten langes, weil die vier Bandmitglieder auf der Bühne einen Jam anfangen.

Genauso fließend wie der Stil von "Go and ask the Milkman" ist die Entstehungsgeschichte der Landshuter Band. Irgendwann Ende 2013 haben Yannick und Mate Schlagzeugerin Kate gefragt, ob sie Lust auf Proben hat. Sie sagte ja, Sänger Joe kam noch dazu - und irgendwann später sind die Musiker auch auf ihren Namen gekommen. "Go and ask the Milkman" stammt aus einem Lied der "Raconteurs" und heißt übersetzt etwa so viel wie "Kannst du den Postboten fragen?". In Amerika kommt der Satz immer dann zum Einsatz, wenn es um irgendein Geheimnis geht, das man nicht ausplaudern möchte. Und Jack White, der Kopf hinter den "Raconteurs", ist definitiv ein guter Musiker.

Zu Beginn ihrer gemeinsamen Zeit waren "Go and ask the Milkman" noch zu fünft unterwegs. 2015 schloss Gitarrist Nik sein Studium ab und verließ die Band. Seitdem sind die Musiker zu viert. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand ihn ersetzen könnte", sagt Yannick. "Das Gefühl in der Band wäre einfach nicht dasselbe." "Go and ask the Milkman", das merkt man schon, wenn die vier in ihrem Proberaum zusammensitzen, sind mehr als nur Bandkollegen. Gitarrist Mate sagt zum Thema Freundschaft: "Wir haben nicht viele Freunde. Die, die wir haben, sind aber gute." Das passt ausgezeichnet. Genauso wie die Tatsache, dass die vier bei der Frage, wer denn für die Songs verantwortlich ist, sich erst einmal gegenseitig anschauen. Schließlich einigen sie sich auf "die Band". Entweder es ist ein Gitarrenriff, das am Anfang steht, oder eine Melodie. Oder da ist dieser Schlagzeug-rhythmus, den Kate unbedingt noch unterbringen will. Danach kommen die Texte.

Mehr Auftritte in diesem Jahr

Einen Vorteil hat man als Band, wenn man eine Musiknische ausfüllt, die sich nur wenige andere aussuchen: Man kommt leichter an Auftritte. Und das ist es auch, was die Band 2016 wieder ankurbeln möchte: Drei Auftritte, so wie im vergangenen Jahr, sind einfach zu wenig.

Weitere Infos zur Band gibt es unter www.facebook.com/Goandaskthemilkman.