Julias Welt

Julias In und Out des Monats: Juni 2014


Julia Gabauer. (Foto: Mathias Adam)

Julia Gabauer. (Foto: Mathias Adam)

Von Julia Gabauer

IN: Sich was trauen

Verstrichene Gelegenheiten sind oft das, was wir im Leben am meisten bereuen, mehr noch als begangene Fehler. Deswegen denke ich mir jetzt bei Dingen, die ich mich früher nie getraut hätte:"Warum nicht, man wächst mit seinen Aufgaben!" Zum Beispiel bin ich vor Kurzem von einer Fünf-Meter-Klippe ins glasklare Meer gesprungen. Auch wenn ich vorher zehn Minuten mit dem Verlangen nach festem Boden gehadert habe und mir das Adrenalin die Knie wackeln ließ: Hinterher war es ein unheimlicher Schub für mein Selbstbewusstsein. Was nicht heißen soll, dass ihr euch halsbrecherischen Stunts hingeben sollt. Auch kleine Sachen machen Unterschiede. Ein modisches Statement, das du dich noch nie getraut hast, der gemeinen Klassenkameradin sagen, was du von ihr hältst, einen Sport ausprobieren, der dich schon immer fasziniert hat. Versuch einfach mal ein bisschen nach Astrid Lindgren zu leben. "Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!" - Bei Pippi Langstrumpf funktioniert es auch.
OUT: Fotografie-Zwang

Was früher immer den Chinesen nachgesagt wurde, scheint mittlerweile eine weltweite Seuche geworden zu sein: minutiöses Fotografieren auch noch des kleinsten Staubkorns, das annährend interessant sein könnte. Ich finde es nicht nur kolossal nervig, ständig penetrante Knipslaute in den Ohren zu haben, sondern auch einfach schade, dass Menschen alles im Leben anscheinend nur noch durch eine Kameralinse betrachten können. Der Augenblick verstreicht, ohne dass sie den direkten Anblick ausgekostet haben. Nichts spricht gegen ernsthaftes Fotografieren, wenn man sich Zeit nimmt für das Betrachten des Objekts. Aber pflichtschuldig mit einigen halbherzigen Klicks dem Fotografie-Zwang nachzugeben und dann schnell weiterpreschen, denn man könnte ja ein Motiv verpassen, nein. Ich habe dieses Jahr im Urlaub bewusst wenig fotografiert und stattdessen die unvergesslichen Augenblicke einfach genossen. Die Bilder davon werde ich im Herzen behalten und kann dafür umso lebhafter von ihnen berichten.