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Erfolgreich studieren trotz Dialekt


Tanja studiert seit zwei Jahren Medien- und Kommunikationswissenschaften in Passau.

Tanja studiert seit zwei Jahren Medien- und Kommunikationswissenschaften in Passau.

Von Redaktion idowa

Abitur - man steht vor der Frage, was dann kommt. Alle, die es endlich geschafft haben, sich für ein Ziel zu entscheiden und dann auch noch den Weg "Studium" gewählt haben, stehen nun vor der Entscheidung, welche Stadt und welche Universität es denn nun sein soll.

Ich kenne sehr viele Kandidaten, die sich an tausend Unis beworben haben, die sie alle wahnsinnig interessieren würde, und naja auch an einer Uni in einer Stadt, in der sie eigentlich nur im absoluten Notfall und auch nur, wenn es gar keine andere Möglichkeit mehr gibt, studieren möchten.

Die Sache ist die, dass die meisten aber durch das System deutscher Hochschulanmeldungen und natürlich durch das besondere Glück, das man manchmal hat, nur an genau dieser einen Universität genommen werden, an der man auf gar keinen Fall studieren möchte. Tja, Shit happens! Das Problem ist jetzt nur, dass sich viele dieser Studenten nicht damit abfinden können, dass sie nun drei oder mehr Jahre nicht in ihrer Traumstadt verbringen können.

Dafür lästern sie umso mehr über diejenigen unter ihnen, die gerne in dieser kleinen bayerischen Stadt studieren, und lassen arme Studentinnen, wie beispielsweise mich, jede Sekunde durch ihr Auftreten, ihre Art und Weise und natürlich durch ihr einwandfreies Hochdeutsch, wie die tiefsten Hinterwäldler aussehen.

Damit kann man sich natürlich abfinden, man kann es ignorieren, aber das ungute Gefühl bleibt. Dann ist es umso schöner, wenn man manchmal merkt, dass man unter all diesen Studenten nicht alleine ist. Es gibt noch andere, die sich hier wohl fühlen. Es muss nicht für jeden Hamburg, Berlin oder sonst irgendeine ganz moderne Großstadt sein.

So wird man in allen Vorlesungen und Seminaren berieselt von hochdeutschen Fragen und Mädels und Jungs, die einem einen einschüchternden Blick zuwerfen, wenn man trotz stärksten Bemühungen doch leider ein bayerisches Wort ausgesprochen hat.

Wie sympathisch ist einem dann gleich ein junger unauffälliger Student, der in einer Vorlesung hinter einem sitzt und laut und ohne sich zu schämen laut ruft: "Kon i do a so a Blattl hom!" Auf Anhieb muss ich lächeln, sehe mich um, und schau in sein grinsendes Gesicht. Während er von allen Seiten komisch angestarrt wird, weil er offen und ehrlich zu seiner Heimat steht, schau' ich ihnan und er zwinkert mir zu.

Ja wir verstehen uns. Ich habe diesen Jungen noch nie zuvor gesehen und doch ist er mir sofort sympathisch. Er hat es den anderen mit einem Selbstbewusstsein gezeigt, dass man studieren und trotzdem zu seiner Heimat stehen kann.

Nicht jeder Hochschulabsolvent muss automatisch das reinste Hochdeutsch sprechen, Bayern verlassen und irgendwo weit weg von hier Karriere machen. All das lässt sich auch mit seiner Heimat und seinen Traditionen vereinen. Und seien wir doch mal ehrlich. Es hat was Sympathisches, wenn man kleine Besonderheiten , wie einen klitzekleinen "Dialekt" zugibt und zeigt, woher man kommt. Außerdem gibt es auch in Bayern schöne Jobangebote, große Firmen und tatsächlich auch die eine oder andere Werbeagentur.

Bayern und Bayerinnen. Traut Euch zu eurer Heimat zu stehen und habt nicht zu viel Angst im Berufsleben. Man muss nicht perfekt sein, ganz im Sinne von "Kimm i a a moi dran?"