Freistunde

Das steckt hinter dem bayrischen Modelabel "Bavarian Couture"


Die Geschwister Laura und Christoph Forstner können heute gut von "Bavarian Couture" leben.

Die Geschwister Laura und Christoph Forstner können heute gut von "Bavarian Couture" leben.

Christoph Forstner gehört das Modelabel "Bavarian Couture".

Aus einer Idee in der Schule ist ein Unternehmen geworden, von dem er gut leben kann. Dafür braucht es neben kreativen Ideen vor allem Disziplin.

Christoph Forstner läuft mit drei Coffee-to-go durch die Altstadt von Dachau. "Servus, Christoph", grüßt ihn ein Bauarbeiter von einem Gerüst. In Dachau kennt man sich. Es ist beschaulich hier. Christoph ist auf dem Weg zu seinem "Headquarter", wie er es nennt. Seit Kurzem hat er ein eigenes Büro angemietet - eine hochmoderne Wohnung in einem Altbauhaus. Zuvor hat der 28-Jährige von seinem Elternhaus aus gearbeitet. "Im dritten Stock, da war es ganz schön heiß im Sommer", sagt er. In den neuen Büroräumen ist es kühl. Von hier aus wird Christoph sein Modelabel vorantreiben.

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Auf einige Sprüche wie "Biergarten Life Balance" hat Christoph Patent angemeldet. - Witzige bayerische Aufdrücke machen die Marke aus.

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Die Geschwister Laura und Christoph Forstner können heute gut von "Bavarian Couture" leben.

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Bairische Aufdrücke wie"Wer nia furt kummt, kummt a nia hoam." (orangefarbener Pulli)machen "Bavarian Couture" aus.Fotos: Bavarian Couture

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Bairische Aufdrücke wie"Wer nia furt kummt, kummt a nia hoam." (orangefarbener Pulli)machen "Bavarian Couture" aus.Fotos: Bavarian Couture

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Die Geschwister Laura und Christoph Forstner können heute gut von "Bavarian Couture" leben.

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Bairische Aufdrücke wie"Wer nia furt kummt, kummt a nia hoam." (orangefarbener Pulli)machen "Bavarian Couture" aus.Fotos: Bavarian Couture

Vollzeit angestellt bei ihm ist seine 25-jährige Schwester Laura. Die beiden sind die Köpfe hinter der Marke "Bavarian Couture".

Langeweile in der Berufsschule führt zur ersten Idee

Kreativ ist Christoph schon immer. Früher versuchte er sich im Rappen. Schrieb Songs, nahm Musikvideos auf, gab sogar kleine Konzerte. Doch bereits hier machte ihm das Drumherum mehr Spaß - wie das Entwerfen der Mixtape-Cover.

2011 fängt Christoph eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann an. Er sitzt in der Berufsschule. Langeweile. Wie immer kritzelt er auf seinem Block herum. Er zeichnet einen Hut und schreibt darunter: "De mim Huad san guad". Christoph gefällt sein Entwurf. Im Gegensatz zu seinem Sitznachbarn: "Lass mir meine Ruhe mit deinen Zeichnungen und druck's dir halt auf ein T-Shirt, wenn's dir so saugut gefällt", sagt er zu Christoph. Als Gaudi lässt sich Christoph den Spruch tatsächlich auf ein Shirt drucken. Zwei Wochen später schleppt er kistenweise Shirts mit dem Aufdruck in seine Klasse. Seine Mitschüler wollen es auch haben. Sogar die Lehrerin.

Christoph registriert sich bei einem Online-Shop, bei dem man bedruckte Shirts verkaufen kann. Er bekommt jetzt ein paar Euro Provision, wenn sich im Online-Shop jemand das Motiv "De mim Huad san guad" bestellt.

Um das bayerische Modelabel entsteht ein kleiner Hype

Christophs Schwester fängt bald darauf eine Ausbildung zur Mediengestalterin an. Sie kann ihm fortan beim Gestalten von neuen Motiven helfen. "Bis dahin hab ich die Motive mit Paint irgendwie zusammen geschnipselt", sagt Christoph und schmunzelt. Drei Jahre lang bleibt "Bavarian Couture" auf diesem Niveau. Um die 30 Motive bieten die beiden an. Christoph kann von den Einnahmen gerade mal sein Mittagessen in der Mensa zahlen.

Ab 2016 werden immer mehr Medien auf das junge Label aufmerksam. Zeitungen und Radiosender wollen über den Dachauer berichten. Innerhalb weniger Monate entsteht ein kleiner Hype um "Bavarian Couture". Die Bestellungen verdreifachen sich. Um die 30 Shirts verkaufen sich jetzt an einem Tag. Für Christoph und Laura der Zeitpunkt, um einen eigenen Onlineshop zu gründen. Christoph findet in Dachau eine Textilwerkstatt. Hier werden nun seit drei Jahren die eingehenden Bestellungen täglich mit dem hochwertigen Siebdruck angefertigt.

Christoph und Laura können heute von dem Modelabel gut leben. Er ist zwar der Chef von "Bavarian Couture", Laura hat aber viel Mitspracherecht. Er liefert die Ideen, Laura gestaltet sie. Meist harmonieren die beiden gut. Länger als einen Tag wurde noch nie gestritten. "Aber natürlich kann Laura sagen, ,Nein, das mache ich nicht', wenn ich ihr eine Aufgabe gebe. In dem Fall ist sie mehr meine Schwester als meine Angestellte", sagt Christoph. Aber das komme nicht oft vor.

Christoph hat sein Modelabel auch nach Feierabend im Kopf

Den Großteil ihrer Arbeit macht der Kundenservice aus, wie zum Beispiel Fragen der Kunden beantworten und Rücksendungen bearbeiten. "Es ist sauviel Arbeit", sagt Christoph. Man müsse vor allem extrem diszipliniert sein, weil man sein eigener Chef ist. Jeden Tag um 7 Uhr aufstehen. Feierabend ist nach dem täglichen Instagram-Post um 19 Uhr. Doch abschalten kann Christoph auch danach nicht. Er hat sein Modelabel immer im Kopf. Egal, ob auf der Couch oder abends vor dem Einschlafen. "Das Label ist unser Leben", sagt er. In seiner wenigen freien Zeit ist Christoph gern im Biergarten, beim Wandern und im Winter auf der Piste.

Zugute kommt "Bavarian Couture", dass Mundart wieder Trend ist. Egal ob bei Bands wie "Dicht & Ergreifend" oder in der Mode, wenn bairische Sprüche auf Caps oder Shirts stehen. Christoph bedeutet der bairische Dialekt viel. Dass er ihn beherrscht ist, ist auch für "Bavarian Couture" entscheidend. Denn genau das macht die Marke aus.

Auf einige Sprüche hat Christoph Patent angemeldet, um länger davon zehren zu können. Wie zum Beispiel auf "Kind der Berge" oder "Biergarten Life Balance". Christoph weiß nicht, ob sich Sprüche wie "Heid gehma moang erst ins Bett" in fünf Jahren noch verkaufen werden. Ob der Dialekt-Aufschwung vielleicht irgendwann wieder vorbei ist. Deswegen zieht er seit ein paar Jahren eine zweite Marke hoch. Die heißt "Hyterkeit" und setzt auf Premium-Streetwear.

"Keinen Bock, die Umwelt kaputt zu machen"

"Bavarian Couture" legt Wert auf Nachhaltigkeit. Die T-Shirts sind zu 100 Prozent aus Bio-Baumwolle, die Pullis zu 85 Prozent aus Bio-Baumwolle und zu 15 Prozent aus recyceltem Polyester. "Bei mir kommt das in den letzten Jahren immer mehr, dass ich keinen Bock darauf habe, soviel in der Umwelt kaputt zu machen", sagt Christoph. Auch fliegen mag er nicht mehr.

Von Oktober bis Dezember machen die Geschwister ein Drittel des Jahresumsatzes. Dann wollen sich viele in die Hoodies und Pullis von "Bavarian Couture" kuscheln. Für Laura und Christoph geht der Stress da richtig los. Von einem verkauften Pulli bleibt den Geschwistern am Ende etwa ein Zehntel des Verkaufspreises. Kosten wie für die hochwertigen Stoffe oder die Textilwerkstatt verursachen große Abzüge.

Christoph möchte in Zukunft auf alle Fälle in der Textilbranche bleiben: "Wir geben Gas, damit es weiterhin so gut läuft." Der 28-Jährige lehnt in einem braunen Ledersessel. Obwohl es gerade viel zu tun gibt, wirkt er entspannt.