[Frei]stunde!

40 Jahre Greenpeace


Demonstration in der Spree vor dem Kanzleramt im September 2010

Demonstration in der Spree vor dem Kanzleramt im September 2010

Von Redaktion idowa

(dpa) Bei Greenpeace wird Umweltschutz zum Abenteuer: Aktivisten schippern im Schlauchboot übers Meer, um gegen Walfang, Robbensterben oder Atomversuche zu protestieren. Sie ketten sich an Schlote von Chemiefabriken, um ein Zeichen gegen Umweltverschmutzung zu setzen. Oder besuchen Betriebe mit Massentierhaltung, um auf Tierquälerei aufmerksam zu machen. Für solche spektakulären, oft waghalsigen Aktionen ist die Organisation seit 1971 bekannt. Am 15. September hat sie ihren 40. Geburtstag gefeiert - ist aber kein bisschen alt geworden. Junge Leute spielen bei Greenpeace eine wichtige Rolle, erzählt Dietmar Kress von Greenpeace-Deutschland.


Dürfen Jugendliche bei den spektakulären Aktionen von Greenpeace mitmachen?
Dietmar Kress: Nein, auf keinen Fall. Das ist zu gefährlich, und die Jugendlichen könnten auch Ärger mit der Polizei bzw. dem Gericht bekommen. Denn das passiert Greenpeace-Aktivisten immer wieder. Es gibt für Jugendliche aber jede Menge andere Möglichkeiten, sich bei uns zu engagieren, zum Beispiel in den festen Greenpeace-Gruppen in Deutschland.

Was können sie da konkret machen?
Sie setzen sich zum einen gemeinsam mit Themen auseinander, die ihre Stadt betreffen. Sie recherchieren zum Beispiel, auf welchen Feldern Gen-Technik eingesetzt wird oder Ähnliches. Sie planen Aktionen dazu, bereiten Demos oder Flash-Mobs vor oder halten auch Vorträge in Schulen. Zum anderen gibt es auch Treffen mit Jugendlichen von Greenpeace aus anderen deutschen Städten und aus anderen Ländern. Und wir fahren mit jungen Leuten zum Beispiel nach Montreal, Kopenhagen oder Johannesburg zu großen Klimakonferenzen.



Dürfen Jugendliche da nur zuschauen oder sich selbst beteiligen?
Es ist uns wichtig, dass Jugendliche bei solchen politischen Ereignissen, egal ob national oder international, ihre Meinung sagen können oder auch eine Rede halten. Ich organisiere zum Beispiel auch, dass die Jugendlichen von Greenpeace etwa den Vorsitzenden einer Artenschutzkonferenz treffen, also einen Entscheidungsträger, und von ihm gehört werden. Einige junge Leute machen auch in unseren Greenpeace-Offices im Ausland etwa in Russland, Mexiko oder Argentinien ein Praktikum. Solche Aufenthalte sind bei den jungen Erwachsenen um 18 Jahre besonders begehrt.

Gab es denn mal Zeiten, in denen Jugendliche sich nicht so sehr für die Umwelt und Greenpeace interessiert haben?
Es gab um das Jahr 2006 herum eine kleine Delle. 2011 hat sich das Engagement von Jugendlichen bei Greenpeace aber wieder dem Niveau von 2001 angepasst. Wir haben bei Greenpeace das Prinzip, dass sich die Jugendgruppen nur dort gründen dürfen, wo es auch eine Gruppe von erwachsenen Greenpeacern gibt. Deshalb passiert es gelegentlich, dass sich Jugendgruppen in Städten ohne Greenpeace-Ortsgruppe nicht anmelden können. Für die größer werdende Gruppe von jungen, umweltbewussten Leuten, die sich nicht in Greenpeace-Gruppen wollen oder können, hat Greenpeace das online-portal "GreenAction" eingerichtet. Dort sind rund 30.000 größtenteils junge Umweltinteressierte im Kontakt.

Herr Kress, vielen Dank für das Gespräch.

Dietmar Kress von Greenpeace-Deutschland im Interview

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