Fast nichts geht mehr

Wegen Corona: Bayerische Spielbanken mit massiven Verlusten


Ein "großer Verlust" sei es für die Gemeinde Bad Wiessee, wenn im Casino nicht gezockt wird, so Bürgermeister Robert Kühn.

Ein "großer Verlust" sei es für die Gemeinde Bad Wiessee, wenn im Casino nicht gezockt wird, so Bürgermeister Robert Kühn.

Von Tabitha Nagy

An den Automaten in Bayerns Casinos können Zocker ab sofort wieder ihr Glück versuchen. Große Umsätze sind damit nicht zu machen. Zum Leidwesen der Spielbank-Standorte.

München - Nicht nur das Rauchverbot in Casinos bescherte der Staatlichen Lotterieverwaltung in Bayern 2012 Umsatzeinbrüche. Auch wegen gewerblicher Spielhallen, Internetangeboten und Sportwetten rollt der Rubel nicht mehr so wie früher.

Verluste und Gewinne der Spielbanken

Die Mehrheit der neuen Spielbanken schrieb in den vergangenen Jahren rote Zahlen. Gar nicht rund läuft die Kugel in Bad Kötzting, Bad Steben, Bad Reichenhall, Bad Kissingen, Bad Füssing und Lindau. Bei ihnen schlägt ein Verlust von etwa 11 Millionen Euro zu Buche. Schlusslicht bildet Bad Kötzting mit 2,9 Millionen Euro Verlust. Das Kurbad im Osten Bayerns liegt nahe der Grenze zu Tschechien. Dort und an der Grenze zu Österreich locken weiterhin Casinos, die teilweise lockere Zutritts- und vor allem Rauchregeln haben.

Vor zwei Jahren hatten nur die Standorte Bad Wiessee, Feuchtwangen und Garmisch-Partenkirchen Erträge erwirtschaftet. Spitzenreiter war Bad Wiessee im Münchner Einzugsbereich mit einem Überschuss von 8 Millionen Euro. Davon bekam die Gemeinde 2019 vom Finanzministerium als Spielbankabgabe rund 3,7 Millionen Euro. Das beste Jahresergebnis seit 2007, freute sich der Kämmerer. Auch das Jahr 2019 schlossen die Bayerischen Spielbanken mit einem positiven Ergebnis in der Größenordnung von 8 Millionen Euro ab. "Wir haben eine Durststrecke hinter uns gebracht, es ist ein Licht am Ende des Tunnels erkennbar", sagte Finanzminister Albert Füracker (CSU) noch vor der Corona-Krise.

"Großer Verlust": Fast ein Vierteljahr Ausfall

Solch schwarze Zahlen dürften so schnell jedoch nicht mehr erreicht werden. Der Ausfall der Glücksspieltempel seit 14. März macht solide Wirtschaftspläne zunichte. "Das Jahresergebnis der Bayerischen Spielbanken 2020 kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden", so Fürackers Pressesprecher Christian Ebner zur AZ. Auch wenn nun das Spiel an den Automaten wieder erlaubt wird, so fließt das große Geld nur am Roulette-Tisch. "Rien ne va plus" - "Nichts geht mehr", die Ansage des Croupiers, wird vielleicht wieder Ende Mai ertönen, hofft man im Finanzministerium. Gewiss sei es aber nicht.

Für eine Gemeinde wie Bad Wiessee wird so deren Haushalt zum Vabanque-Spiel. "Wir müssen bereits wegen Mindereinnahmen bei der Gewerbesteuer Investitionen verschieben", klagt Bad Wiessees neuer Bürgermeister Robert Kühn (SPD). So sei es auch ein "großer Verlust", wenn das Casino fast ein Vierteljahr ausfalle. Kühn hofft, dass Glücksrittern das Geld aber weiterhin locker in der Tasche sitzt. "Nur wenn die Kugel rollt, geht es um größere Summen."

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