IG Metall und IHK

Umfragen zeigen Corona-Auswirkungen


Mit Kurzarbeit wird in der Corona-Krise den unmittelbaren Gefahren entgegengewirkt. (Symbolbild)

Mit Kurzarbeit wird in der Corona-Krise den unmittelbaren Gefahren entgegengewirkt. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Die Corona-Krise belastet Beschäftigte und Firmen in Bayern schwer. Laut einer IG Metall-Umfrage plant aktuell jedes zehnte Unternehmen im Freistaat einen Personalabbau. Seitens der Industrie- und Handelskammern wird betont, dass sich die Betriebe trotz der sehr schwierigen, aktuellen Lage auch zügig wieder erholen könnten. Vielfach besteht ein großer Bedarf an Beratung.

"Die Krise trifft mit voller Wucht zuerst die prekär Beschäftigten", sagt Johann Horn, IG Metall-Bezirksleiter für Bayern. Mehr als jedes dritte Unternehmen im Freistaat meldet demnach Leiharbeiter ab, jedes zehnte trennt sich von Werkvertragsbeschäftigten. Von befristet Beschäftigten wollen sich knapp über 30 Prozent der Betriebe trennen. Elf Prozent der Unternehmen planen demnach einen Personalabbau.

Beschäftigte sind bayernweit von Kurzarbeit betroffen. Laut Umfrage bestehen entsprechende Maßnahmen oder Pläne dafür in drei Viertel der Unternehmen. In jedem dritten bayerischen Betrieb betrifft das die gesamte Belegschaft. Die Umfrage wurde unter Betriebsräten von 530 bayerischen Betrieben im Organisationsbereich der IG Metall durchgeführt, die 475.000 Beschäftigte repräsentieren.

Auch vor den Betrieben in Ostbayern macht die Corona-Krise keinen Halt. Robert Grashei, IG Metall Landshut, sagt: "Neben den Sicherungsmaßnahmen für die Wirtschaft muss der Schutz der betroffenen Beschäftigten im Betrieb oder ihre Absicherung bei Kurzarbeit im Fokus stehen." Aktuell gibt es in seinem Bereich bereits in 35 Betrieben eine Regelung zur Kurzarbeit. Nach Angaben der Gewerkschaft könnten damit bis zu 35.000 Arbeitnehmer von Arbeitsausfall betroffen sein. Informationen aus einem Betrieb, der bereits Personalabbau plant, liegen Grashei derzeit nicht vor. Die Geschäftsstelle Landshut der Metallgewerkschaft betreut 75 Betriebe mit rund 53.000 Beschäftigten in der Region.

Auf grenzüberschreitenden Verkehr angewiesen

Eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammern unter Betrieben allen Branchen zeigt ebenfalls die gravierenden Auswirkungen der Pandemie für die Wirtschaft auf. Rund 90 Prozent der Unternehmen spüren demnach negative Auswirkungen. Mehr als 80 Prozent erwarten Umsatzrückgänge. 40 Prozent haben mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen. Jeder fünfte Betrieb sieht sich laut der Umfrage in seiner Existenz gefährdet.

Alexander Schreiner, Geschäftsführer der IHK Niederbayern, sagt: "Die Betroffenheit der Betriebe ist zweifellos gegeben." Kurzarbeit könne für Unternehmen aber eine sinnvolle und notwendige Maßnahme sein, um Arbeitsplätze zu erhalten und in der Zeit nach der Krise handlungsfähig zu bleiben. Letzlich seien alle Unternehmen aus Industrie, Dienstleistungen, Handel und Tourismus von der Krise betroffen und beeinträchtigt.

In einer IHK-Umfrage unter niederbayerischen Betrieben berichteten sogar 93 Prozent der Befragten von den negativen Auswirkungen durch die Corona-Krise, darunter Umsatzeinbrüche und teils die Sorge vor einer Insolvenz. Die Umfrage wurde bereits im März durchgeführt, seitdem habe sich die Lage in der regionalen Wirtschaft weiter drastisch verschärft, sagt Schreiner. Der Shutdown mit den Betriebsuntersagungen treffe den Handel, die Hotellerie und die Gastronomie besonders hart. "Je länger der Shutdown anhält, desto schwieriger wird es für alle Unternehmen, sich vom Corona-Schock zu erholen", sagt Schreiner.

Niederbayern betreffe der Shutdown und seine Folgen besonders stark. "Niederbayern als Grenzregion ist auf den grenzüberschreitenden Verkehr angewiesen. Deswegen sind die komplizierten und je nach Land sehr unterschiedlichen Regelungen zum Grenzübertritt für viele Betriebe eine Herausforderung", so Schreiner. Beispielsweise seien allein fast 5.000 Einpendler aus Tschechien in niederbayerischen Betrieben tätig. Zwischen Österreich und Deutschland sei das Pendeln noch vergleichsweise einfach zu organisieren, im Verhältnis zu Tschechien oder weiteren östlichen EU-Ländern aber bereits sehr schwierig.

6.000 Beratungsgespräche

Mit der angespannten Lage der Unternehmen und Beschäftigten sind die Mitarbeiter in den IHK-Geschäftsstellen derzeit durchgängig konfrontiert. Jürgen Helmes, Geschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, sagt: "Unsere Mitarbeiter sind täglich in sieben Hotline-Teams für die Beratung von Unternehmen da. Bisher haben wir rund 6.000 Beratungsgespräche am Telefon geführt." Die Unsicherheit bei den Unternehmern sei sehr groß. Sie wissen laut Helmes nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen beziehungsweise wie lange sie diesen Shutdown durchhalten. Vor allem Fragen zu Soforthilfen, Förderkrediten oder Betriebsuntersagungen werden gestellt. "Nicht nur Unternehmerexistenzen stehen auf dem Spiel, sondern auch Arbeitsplätze und letztlich Wertschöpfung in der Region", sagt Helmes.

Wie kann es nun weitergehen? "Natürlich hofft die Wirtschaft darauf, dass vonseiten der Politik ein stufenweiser Weg in die Normalität aufgezeigt wird. Wichtig bei all dem ist die Planungssicherheit. Unsere Wirtschaft ist grundsätzlich sehr gut aufgestellt und kann sich auch dank Mitteln wie der Kurzarbeit schnell wieder erholen." Das habe auch die Finanzkrise 2008 gezeigt. Dennoch ist sich Helmes sicher, dass es einige Unternehmen künftig nicht mehr geben wird, wenn die Beschränkungen zu lange dauern und durch Staatshilfen nicht ausgeglichen werden können. Das gelte vor allem für die Tourismusbranche.