700 Kilometer Erdkabel

Suedlink-Trasse: Baubeginn nach jahrelangem Streit

Bauleute arbeiten an einer Horizontalbohrung für die Stromtrasse Suedlink bei Wasungen.

Bauleute arbeiten an einer Horizontalbohrung für die Stromtrasse Suedlink bei Wasungen.

Von dpa

Es ist eines der Schlüsselprojekte der Energiewende: Im thüringischen Wasungen wird heute der offizielle Baustart der Stromautobahn Suedlink eingeläutet. Auf 75 Kilometern Länge von Gerstungen im Wartburgkreis bis Mellrichstadt im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld in Bayern sollen insgesamt vier Stromkabel verlegt werden, sagte TransnetBW-Projektsprecher Kevin Zdiara der Deutschen Presse-Agentur. Hinzu komme ein Glasfaserkabel, über das die betroffenen Regionen künftig an schnelles Internet angeschlossen werden können.

Sichtbar seien zunächst „viele Punktmaßnahmen“ entlang des gesamten Trassenverlaufs, so Zdiara. Dabei gehe es vor allem um Horizontalbohrungen überall dort, wo etwa Straßen, Gewässer, aber auch Naturschutzbereiche unterquert werden müssten. „Wir machen die zuerst, weil die am längsten dauern“, so Zdiara. Tatsächliche Erdarbeiten wie das Ausheben von Gräben würden voraussichtlich frühestens im Januar 2026 beginnen.

Auf einer rund 75 Kilometer langen Strecke von Gerstungen in Thüringen bis Mellrichstadt in Bayern werden für das Suedlink-Projekt Gleichstromkabel verlegt.
Auf einer rund 75 Kilometer langen Strecke von Gerstungen in Thüringen bis Mellrichstadt in Bayern werden für das Suedlink-Projekt Gleichstromkabel verlegt.
Auf einer rund 75 Kilometer langen Strecke von Gerstungen in Thüringen bis Mellrichstadt in Bayern werden für das Suedlink-Projekt Gleichstromkabel verlegt.
Suedlink gehört zu den wichtigsten Projekten der Energiewende. Nach Fertigstellung voraussichtlich Ende 2028 sollen Erdkabel mit einer Übertragungskapazität von vier Gigawatt Windstrom vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren.
Suedlink gehört zu den wichtigsten Projekten der Energiewende. Nach Fertigstellung voraussichtlich Ende 2028 sollen Erdkabel mit einer Übertragungskapazität von vier Gigawatt Windstrom vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren.
Suedlink gehört zu den wichtigsten Projekten der Energiewende. Nach Fertigstellung voraussichtlich Ende 2028 sollen Erdkabel mit einer Übertragungskapazität von vier Gigawatt Windstrom vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren.

Erste Baugrunduntersuchungen und Vorbereitungsarbeiten hatten bereits wenige Tage nach Vorliegen der Baugenehmigung Anfang Oktober in der Gemeinde Rhönblick (Kreis Schmalkalden-Meiningen) begonnen.

Der Trassenverlauf dieses Mammut-Projekts der Energiewende durch Thüringen war jahrelang umstritten gewesen. Es hatte zahlreiche Proteste gegeben. Die rot-rot-grüne Landesregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) und auch die oppositionelle CDU hatten sich vergeblich für eine Alternativroute entlang bestehender Infrastrukturtrassen starkgemacht. 2019 war die Landesregierung aus formellen Gründen mit einer Klage gegen das Projekt vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gescheitert. Eine erneute Klage hatte sich die damalige Landesregierung stets offengehalten.

Zuvor kommt ihnen nun das „Aktionsbündnis Trassengegner“ - ein Zusammenschluss aus Bürgerinitiativen in Bayern, Hessen und Thüringen. Es sei bereits eine Klage gegen das Vorhaben auf bayerischer Seite beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht worden, teilt das Bündnis mit. Der geplante Ausbau des Übertragungsnetzes sei überdimensioniert und überteuert, Alternativen seien nie neutral überprüft worden, so die Begründung. Nach Angaben des Bundesverwaltungsgerichts liegen zwei Klagen gegen das Südlink-Projekt durch eine Würzburger Anwaltskanzlei vor. Wen die Kanzlei vertritt, nannte das Gericht auf Nachfrage nicht.

Die Thüringer Linke hält offenkundig bis heute an einer Klage fest: Der geplante Verlauf nehme „unnötige Umwege durch Thüringen“, sagte Jens Thomas von der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag. Das Ergebnis seien „zusätzliche Belastungen für Kommunen, Natur und Eigentümer“, so der Sprecher für Energie- und Umweltpolitik. Die Linke-Fraktion plane daher, einen Antrag einzubringen, der die Landesregierung auffordert, Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss zu erheben.

Die amtierende Koalition in Thüringen erwägt allerdings keine rechtlichen Schritte mehr: Der Trassenverlauf sei so angepasst worden, „dass zwischen dem Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und den betroffenen Kommunen Einigung erzielt werden konnte“, teiltte das Energieministerium der Deutschen Presse-Agentur mit. Den Thüringer Belangen sei so hinreichend Rechnung getragen worden, juristische Schritte seien nicht mehr nötig, hieß es.

Suedlink sei ein bedeutender Schritt für die Versorgungssicherheit der gesamten Bundesrepublik, sagte Ministerpräsident Mario Voigt in einer Mitteilung des Netzbetreibers TransnetBW. Das Projekt zeige, „dass wir Bedenken ernst nehmen und sorgfältig prüfen“, so der CDU-Politiker.

Laut TransnetBW-Sprecher Kevin Zdiara sind rund 30 Hinweise nach „informellen Gesprächen“ etwa mit Agrarbetrieben und Kommunen in Änderungen an der Trassenplanung eingeflossen. Beispiele dafür seien etwa die Planung entlang bestehender Wirtschaftswege oder die Verlegung einer „Kabelabschnittstation“ in der Gemeinde Barchfeld-Immelborn im Wartburgkreis an einen anderen Standort. Die rund ein Hektar große Anlage - eine der wenigen Stellen, an denen das Kabel überirdisch zu sehen sein wird - soll nach Protesten nun in der Nähe eines Gewerbegebiets entstehen, so Zdiara.

Thüringen ist vom Ausbau der großen Stromtrassen besonders betroffen. Neben Suedlink, das durch den Westen Thüringens in die Fränkische Rhön verläuft, soll auch die Trasse Suedostlink durch den Osten des Freistaats bis nach Gefell im Saale-Orla-Kreis führen, wo sie nach Bayern wechselt. Zusätzlich hatte im vergangenen Jahr die überraschende Ankündigung einer weiteren oberirdischen Leitung von Schalkau (Landkreis Sonneberg) in Thüringen über den Raum Münnerstadt (Landkreis Bad Kissingen) nach Grafenrheinfeld (Landkreis Schweinfurt) für Unmut unter den Nachbarbundesländern gesorgt.

Insgesamt verläuft die Stromautobahn Suedlink auf einer Strecke von 700 Kilometern von Schleswig-Holstein über Niedersachsen und Thüringen bis nach Bayern und Baden-Württemberg. Die Erdkabelverbindung soll Strom von Windenergieanlagen im Norden in den Süden transportieren. 2028 soll das Projekt voraussichtlich fertiggestellt sein.

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.

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