Bayern

Spaziergang durch das Polizeipräsidium: Auf und nieder, immer wieder

110 Jahre alt wird das Polizei-Gebäude inder Ettstraße heuer - Grund genug für den Stadtspaziergänger,sich da umzusehen. Und Paternoster zu fahren


1913 eröffnet: das Münchner Polizeipräsidium.

1913 eröffnet: das Münchner Polizeipräsidium.

Von Sigi Müller

Eigentlich kennen wir alle das Gebäude in- und auswendig. Oder? In vielen Münchner Krimiserien ist dieses Haus immer wieder ein Teil des Ganzen.


Angefangen mit "Isar 12", der Schwarz-Weiß-Serie aus den 60er Jahren.
Drehort damals war nämlich auch das Dienstgebäude Ettstraße 2-4 (Polizeiamt München der Stadtverwaltung München). Heute besser bekannt als Polizeipräsidium München. Aber damals unterstand die Polizei ja noch - bis 1975, als aus der kommunalen die staatliche Polizei wurde - der Münchner Stadtverwaltung.

Weiter mit "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger", "Der Kommissar" mit Erik Ode, "Der Alte", "Derrick", "Tatort", "SOKO 5113", "München 7" - und noch einige mehr. Zumindest der Außenbereich sowie die Flure kommen heute noch immer wieder in Serien vor, ebenso natürlich der Paternoster, der weiter in Betrieb ist. Ein uraltes Schild warnt, man nähere sich dem letzten Stockwerk, aber die Weiterfahrt sei "ungefährlich".

Natürlich muss das ausprobiert werden - und natürlich kommt man nicht kopfüber auf der anderen Seite an ...

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Keine Sorge, wer jetzt nicht aussteigt, dem passiert auch nichts.

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Polizeimuseum: die Originalkleidung eines der Olympiaattentäter 1972 ...

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Sehenswert: Mosaiksteinböden und sogar einen Springbrunnen gibt's.

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Die Gedenktafel für die im Dienst ums Leben gekommenen Polizisten.

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Natürlich steht auch er unter Denkmalschutz: einer der sehr wenigen erhaltenen Paternoster in ganz München.

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Schwungvoll: eines der erhaltenen alten Treppenhäuser.

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... und polizeiliche Kopfbedeckungen bis 1975 (l.) und 1935/36.

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Ein Schild aus einer längst vergangenen Zeit.

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Sigi Müller.

Auf dem ehemaligen Areal des Augustiner-Klosters (die Kirche steht ja noch, seit 1966 ist darin das Jagd- und Fischereimuseum) wurde das Gebäude vom königlichen Professor der Technischen Hochschule Theodor Fischer erbaut, 1913 eröffnet und immer wieder neuen Ansprüchen angepasst.

Aus einem der vielen Höfe heraus sieht man viele vergitterte Fenster, Zellen, die man heute in der Menge nicht mehr benötigt. In den Gebäuden sind die Böden teilweise noch im Original, es gibt sogar ein kleines Museum. Nächstmöglicher Besichtigungstermin (ab 14 Jahren) am 6. April, 17 Uhr (Anmeldung nur per Mail unter:
museum@muenchnerblaulicht.de).


In einem Stockwerk sind Gedenktafeln in die Wände eingelassen.
Auf ihnen wird den im Dienst verstorbenen Polizisten gedacht. Ein Datum fällt besonders auf: 9.11.1923, Hitlers Putschversuch am Odeonsplatz - fünf Polizisten verloren da ihr Leben.

In der Eingangshalle findet sich ein schlichtes Kreuz. Dem Kreuzerlass in öffentlichen Gebäuden geschuldet, wurde es dort angebracht. Daneben steht: "Die Würde des Menschen ist unantastbar - der Artikel 1 des Grundgesetzes".

In diesem Sinne eine schöne Woche

Ihr

Sigi Müller