Bayern

Schokolade vom Sternekoch

Neu am Viktualienmarkt: Alain Ducasse eröffnet zum zehnten Jubiläum seiner Chocolaterie die erste deutsche Filiale


Alain Ducasse will in der Münchner Manufaktur regelmäßig nach dem Rechten sehen.

Alain Ducasse will in der Münchner Manufaktur regelmäßig nach dem Rechten sehen.

Von Carmen Merckenschlager

München - Paris, London, Tokyo und jetzt München: Der Starkoch Alain Ducasse (66) ist nicht nur mit seiner Haute Cuisine in der Welt zu Hause. Seit zehn Jahren betreibt der gebürtige Franzose auch eine Schokoladenmanufaktur und exportiert das Ladenkonzept in die ganze Welt. Nach Japan, Luxemburg und England ist nun Deutschland dran. Die Stadt seiner Wahl: München.


Seit dem 23. Januar ist der Laden samt Manufaktur geöffnet. Der Stil ist industriell schick, im Laden duftet es nach Kakao, Holz und ein wenig Zitrus. Über 30 seiner Manufakturen gibt es weltweit. Das Mutterhaus steht in Paris.

Warum nun München und nicht etwa Berlin oder Hamburg? "München hat ein starkes Interesse an gutem Essen, Genuss und Schokolade. Außerdem bin ich hier nicht verloren", sagt der Koch, der als einziger jemals drei Sterne in drei Restaurants gleichzeitig hielt. Verbunden ist Ducasse nämlich besonders dem Tantris und dem Sternekoch Matthias Hahn. Über 16 Jahre war Ducasse sein Chef.

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Der Laden liegt direkt am Viktualinmarkt im Rosental.

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Matteo Casones Grapefruit-Sorbet hat Starkoch Alain Ducasse überzeugt.

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Die Schokolade bildet eine hauchdünne Schicht um die Pralinen. Der Kakao für die Kreationen stammt aus 15 Ländern. Die Plantagen hat Ducasse selbst besucht.

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An den Laden grenzt die Manufaktur. Die flüssige Schokolade findet hier ihren Weg in die Form. Julien Kientzler verziert sie anschließend mit Nüssen. Probieren gehört bei ihm zum Job.

Kakao aus Madagaskar, Joghurt aus dem Münchner Umland


Der Laden soll für jeden etwas bieten, heißt es. Eine Tafel Milchschokolade (75g) mit Kakao aus Madagaskar gibt es für neun Euro. Ducasse sagte einst über seine Küche, sie müsse "wahrnehmbar und verständlich für alle" sein. Dieses Konzept gelte auch für seine Schokolade. Die Zutaten sind erlesen, der Kakao stammt aus 15 verschiedenen Ländern. Andere Zutaten stammen beispielsweise vom Biohof aus dem Münchner Umland. Die Bohnen werden von den Chocolatiers selbst geröstet, gemahlen und verarbeitet - von der Bohne bis zur Tafel: Ducasse hat seine Haute-Cuisine-Hände im Spiel.


Ob sich Ducasse noch an das erste Mal erinnern kann, dass er Schokolade bewusst geschmeckt hat?
"Ich war ungefähr zwölf Jahre alt. Ich erinnere mich an das großartige Mundgefühl. Ich denke aber auch daran, als ich mit 19 bei Gaston Lenôtre (französischer Konditor, d. Red.) an der Schokoladenstation war. Damals habe ich für einen Moment überlegt, mich doch der Schokolade - statt der Küche - zu widmen. Als ich an dem Abend nach Hause kam, fühlte es sich an, als wären mein Blut, meine Knochen aus Schokolade, alles roch danach. Das hat mich nie ganz losgelassen", erinnert sich der Sternekoch.

Ducasse: "Jeder hat das Recht auf Junkfood"

Ob sich der Chef in der Not einen Schokoriegel an der Tankstelle kaufen würde? "Natürlich. Jeder hat das Recht auf Junkfood", gibt er zu. Er selbst esse jeden Tag Schokolade. "Wie ein Kind. Immer wieder", sagt Ducasse.

Die Naschereien im Laden sind verpackt in Papiertüten, hinter einer Glasvitrine liegen Pralinen und ganze Schokoladenblöcke. Charakteristisch sind die geometrischen Formen und die unterschiedlich großen Quader auf den Tafeln. Neben Schokolade gibt es in der Manufaktur auch Kekse, Kaffee und ab sofort auch Eis.

An den Laden grenzt direkt die Manufaktur an. Durch gläserne Wände lassen sich die Chocolatiers beobachten. Die Schokolade wird in Blöcken aus Paris geliefert, vor Ort geschmolzen, in Tafelform gegossen und garniert mit unterschiedlichsten Nüssen.

Derzeit übernimmt das noch der Franzose Julien Kientzler, Internationaler Manufakturchef unter Ducasse. Ob er selbst noch Schokolade mag? "Wir probieren jeden Tag. Immer wieder. Das ist unsere Qualitätskontrolle - auch wenn man manchmal gar keine Lust mehr hat", sagt er und lacht.

Grapefruitsorbet mit Wermut und Campari

An der Außenseite des Ladens probiert auch der Italiener Matteo Casone ganz fleißig. Der Gelatiere ist für die zwölf Eissorten zuständig. "Wir wollen etwas kreieren, was im Gedächtnis bleibt", sagt er.


Besonders gut ist ihm das bei seiner Sorbetkreation mit Grapefruit gelungen. Verfeinert mit Wermut und Campari ist es fruchtig, nicht zu süß und das Mundgefühl eine helle Freude. Münchner Naschkatzen, Keksliebhaber und Eisfreunde sollten bei der Kette des Ausnahmekochs vorbei schauen. Denn im "Le Chocolat Alain Ducasse" ist nicht nur die Einrichtung sehr geschmackvoll.