Bayern

Neue Guide-Michelin-Sterne werden vergeben: So sind die Chancen für Münchens Edel-Küchen

Kommende Woche zeichnet die berühmte Feinschmeckerbibel Guide Michelin wieder Spitzenköche und Top-Restaurants aus. Die AZ analysiert Münchens Gourmet-Landschaft.


Das Alois im Delikatessenhaus Dallmayr.

Das Alois im Delikatessenhaus Dallmayr.

Von Annette Baronikians

München - Es brodelt in Münchens Feinschmeckerküchen. Einige Spitzenköche sind sichtlich nervös und angespannt, andere geben sich dieser Tage betont lässig. Fakt ist: Unberührt lässt sie keinen - die neue Ausgabe der berühmten Gourmetbibel Guide Michelin.

Wer wird neuer Sternekoch oder neue Sterneköchin? Wer konnte seine bisherige Auszeichnung verteidigen oder heuer sogar noch einen zusätzlichen Michelin-Stern erobern?

Kommenden Dienstag werden all diese Fragen beantwortet sein: Am 4. April findet im Konzerthaus in Karlsruhe die große Michelin-Deutschland-Zeremonie 2023 statt. Ab 16 Uhr werden dann auch die Münchner Top-Restaurants und deren Küchenkünstler wissen, wie viel Sternenglanz sie sich und der bayerischen Landeshauptstadt erkochen konnten.

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Anton Gschwendtner vom Bayerischen Hof.

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Franz-Josef Unterlechner im Schwarzreiter.

Es wird spannend, das steht fest. Schließlich hat sich in der Münchner Spitzengastronomie so einiges getan. Sicher ist bislang lediglich, dass es bei der Vorjahres-Bilanz von fünf Münchner Feinschmecker-Restaurants mit jeweils zwei Michelin-Sternen sowie weiteren elf mit je einem Stern nicht bleiben wird.

So hat ein bisheriges Sternelokal inzwischen für immer zugesperrt. Das schicke vegetarische Gourmetrestaurant Tian am Viktualienmarkt gibt es nach knapp zehn erfolgreichen Jahren (aufgrund von Pachtvertrags-Gegebenheiten) seit Ende 2022 nicht mehr.

Bei zwei renommierten Münchner Sternerestaurants fanden einschneidende Wechsel statt: Sowohl im Feinschmeckerlokal Alois (bisher zwei Sterne) als auch im Schwarzreiter (bisher ein Michelin-Stern) stehen seit wenigen Monaten neue junge Küchenchefs am Herd.

Zum 1. Mai vergangenen Jahres verabschiedete sich der bewährte Zwei-Sterne-Koch Christoph Kunz von der Küche des Restaurants Alois im Delikatessenhaus Dallmayr.

In Shootingstar Max Natmessnig war schnell ein Nachfolger gefunden, der allerdings erst im Herbst seine neue Position in München antreten konnte. So wurde das Alois zwischenzeitlich für Veranstaltungen genutzt, als Fine-Dining-Restaurant dann im Oktober wiedereröffnet. Seither zaubert Küchenchef Max Natmessnig (35) seine kulinarischen Köstlichkeiten: auch optisch reizvolle Menüs mit 18 bis 20 (!) kleineren Gängen.

Kann Natmessnig seine Kochkunst seit (nur) sechs Monaten im Alois unter Beweis stellen, so sind es bei Franz-Josef Unterlechner sogar bloß drei.

Unterlechner (37) ist der neue Küchenchef des Restaurants Schwarzreiter im Hotel Vier Jahreszeiten (als Nachfolger von Sternekoch Hannes Reckziegel). Seit Januar 2023 überzeugt er mit geradezu künstlerisch zubereiteten und arrangierten Kompositionen.

Ob und gegebenenfalls wie die strengen Tester des Guide Michelin diese doch recht kurze "Amtszeit" bewerten, bleibt abzuwarten - wie auch die Entscheidungen über das Restaurant Alois und über Münchens neues Gourmetlokal Jan.

Dieses gibt es seit Oktober letzten Jahres in der Nähe des Königsplatzes. Chef des Jan ist Spitzenkoch Jan Hartwig, der sich hier mit einem eigenen Lokal selbstständig machte.

Zuvor war er Küchenchef im Restaurant Atelier im Hotel Bayerischer Hof, wo er bis 2021 stolze drei Sterne erkocht hat. Vor Hartwig hatte das in München nur der berühmte "Jahrhundertkoch" Eckart Witzigmann geschafft.

Dass Jan Hartwig auch mit seinem eigenen Lokal wieder für Sternenglanz sorgen wird, steht außer Frage. Ob er nach einem halben Jahr gleich aus dem Stand wieder drei Sterne holt? Darüber wurden jedenfalls schon einige Wetten abgeschlossen.

Ihre bisherige Zwei-Sterne-Auszeichnung dürften diese vier Gourmet-Treffs auch heuer wieder erfolgreich behalten: das berühmte Restaurant Tantris (mit Küchenchef Benjamin Chmura), das Atelier im Hotel Bayerischer Hof (mit Küchenkünstler Anton Gschwendtner), das EssZimmer in der BMW-Welt (Bobby Bräuer) und die Schreiberei (Tohru Nakamura).

Die bislang mit jeweils einem Stern gekrönten Restaurants werden diesen höchstwahrscheinlich ebenfalls allesamt verteidigen: Acquarello, Gabelspiel, Les Deux, Mountain Hub Gourmet, Mural, Showroom, Sparkling Bistro, Tantris DNA und Werneckhof von Sigi Schelling. Zumindest ihr und ihrer Kochkunst würde allerdings auch ein zweiter Stern durchaus gebühren.

Keine Frage: Der Guide Michelin 2023 sorgt für reichlich Spannung.


Mit der Vergabe oder auch Aberkennung von Sternen entscheiden die Restaurant-Tester schließlich auch über Wohl und Wehe von Spitzenrestaurants. Viel Sternenglanz sorgt in der Regel auch für brillante Gästezahlen und ebensolche Umsätze in den entsprechenden Restaurants.