Verseuchte Fische

Kritik an Behörden im Landkreis Freising


Eine Forelle, wie sie auch in Isar und Moosach schwimmt.

Eine Forelle, wie sie auch in Isar und Moosach schwimmt.

Von Redaktion Regionales

Erst tauchen verseuchte Forellen in den beiden Flüsschen Mauka und Moosach auf - jetzt auch in der Isar. Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt bereits. Drei Zuchtbetriebe, die in der Region um die Moosach liegen, wurden gesperrt und ein Verkaufsverbot verhängt.

Es geht um Malachitgrün: ein Farbstoff, aber zugleich ein wirksames Mittel gegen Pilze und Parasiten bei Fischen. Beim Menschen gilt es als Krebsgefahr und hat deshalb in Lebensmitteln nichts zu suchen. Seit Jahren gilt EU-weit die Null-Toleranz-Grenze für Malachit in Lebensmitteln.

Mit Malachitgrün versetzte und gesundheitsgefährdende Fische tauchten im Herbst vergangenen Jahres zum ersten Mal auf einem Verkaufstisch in Traunstein auf. Sie stammten von einem Betrieb aus dem Kreis Freising und setzten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Landshut in Gang. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch laufen derzeit Ermittlungen gegen drei Fischzuchtbetriebe aus der Freisinger Gegend. Durch Untersuchungen in den Betrieben hätte sich in allen drei Fällen der Einsatz von Malachitgrün bestätigt. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Aufklärung gefordert

Nun ergab eine vom Anglerverein Moosburg in Auftrag gegebene Untersuchung bei einem Fisch eine Belastung von 336 Mikrogramm Leukomalachit pro Kilo. Wahrscheinlich hätten Angler die Fische bei einem der Zuchtbetriebe gekauft und in Isar und Moosach ausgesetzt, hieß es bei dem Anglerverein. Das sei ein übliches Vorgehen.

Die Grünen im Landtag fordern nun umfassende Aufklärung durch die Staatsregierung. Rosi Steinberger, die verbraucherschutzpolitische Sprecher der Landtags-Grünen, hat einen entsprechenden Antrag gestellt. Die zentralen Fragen, die sie bewegen: Wie kam der krebserregende Stoff überhaupt in die Speisefische? Warum wurden weder Naturschutzbehörden, betroffene Gemeinden noch Fischereiberechtigte informiert? Ins Visier der Parlamentarierin ist das Freisinger Landratsamt gerückt, dessen Vorgehen "nicht nachvollziehbar" sei. Als im Herbst 2018 die ersten verseuchten Fische aufgetaucht waren, hatte das Landratsamt drei Fischzuchtbetriebe gesperrt. Kunden, darunter Angler, informierte die Behörde nicht. "Die Bevölkerung hat ein Recht darauf zu erfahren, wenn Speisefische mit krebserregenden Stoffen in den Umlauf gelangt sind", so die Grünen-Politikerin. "Wir wissen nicht, wie viele malachitverseuchte Fische seit September 2018 bereits verzehrt wurden." Das Landratsamt müsse Konsequenzen ziehen, ein Angelverbot verhängen und schnellstmöglich Antworten auf die Fragen liefern.

Behörde weist Kritik zurück

Ähnlich äußerte sich SPD-Verbraucherschutzsprecher Florian von Brunn, der kritisierte, "dass die Betroffenen offenbar völlig unzureichend informiert wurden. Das ist unverantwortlich!"

Vorwürfe wegen seiner Informationspolitik wies das Landratsamt zurück. Für eine Information der Öffentlichkeit hätten die gesetzlichen Voraussetzungen nicht vorgelegen. Man habe die Sperrungen der Betriebe angeordnet, nachdem das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in untersuchten Fischen der Betriebe einen Gehalt an Leukomalachitgrün festgestellt hatte. Damit hätten diese Fische zwar nicht als gesundheitsschädlich, aber auch nicht mehr als verkehrsfähig gegolten. Für die Ermittlungen der Landshuter Staatsanwaltschaft ist das kein Kriterium: Behördensprecher Steinkraus-Koch sagt: "In Lebensmitteln darf kein Malachitgrün vorkommen, das ist der Maßstab."