Bayern

Kriminalität steigt weiter an: In der Messestadt sorgt man sich

Im Viertel habe die Kriminalität stark zugenommen,klagen Anwohner.


An den Riem Arcaden fühlen sich manche Anwohner nicht wohl.

An den Riem Arcaden fühlen sich manche Anwohner nicht wohl.

Von Gaby Mühlthaler

Böllerattacken aufs Polizeirevier, Rauschgifthandel, Vandalismus, Angriffe auf Passanten und im letzten August ein Mord im Drogenmilieu - in der Messestadt Riem ist die Kriminalität in den vergangenen Monaten angestiegen.

Das Stadtteilmagazin "Take Off" und das Jugendzentrum Quax hatten kürzlich zu einer Podiumsdiskussion unter dem Motto "Wie viel Sicherheit braucht die Messestadt?" ins Kulturzentrum Kopfbau eingeladen. Es zeigte sich: Viele die hier wohnen, haben Angst.

"Nie hätte ich mir vorgestellt, welche Respektlosigkeit von Männern und welcher Hass von Frauen mir begegnet", berichtete Franziska M.

Die Riem Arcaden, wo sie täglich einkaufe, seien ein Hotspot. Dann versagte Franziska die Stimme, sie brach in Tränen aus. Ihr Mann bestätigte die Schilderungen, sprach von 17- bis 18-jährigen, denen er inzwischen aus dem Weg gehe. Seit acht Jahren wohne man hier und sei drauf und dran, wegzuziehen.

Nach dem Kinobesuch radelt das Ehepaar inzwischen nicht mehr heim, wie früher, sondern nimmt ein Taxi.

18 Jahre wohnt ein Mann mit inzwischen erwachsenen Söhnen hier, der findet: "Seit 2015 hat sich der Umgangston der Polizei massiv verändert!" Wie berichtet griffen damals Jugendgruppen Beamte, die einen Kumpel festnehmen wollten, vor den Riem Arcaden an. Inzwischen stehe jeder unter 25 unter Generalverdacht, kritisiert der Vater. Bei einem Bagatellschaden, den sein Sohn sofort eingeräumt habe, sei das Auto - zugelassen auf den Vater - konfisziert worden.

Rudolf Amon, Co-Chef der zuständigen Polizeiinspektion (PI) 25 erklärte, man habe eine Drogenproblematik. Die 85 Beamten der PI seien für ganz Trudering-Riem zuständig, die Messestadt sei nur ein kleiner Teil davon.

Man bekomme deshalb für die Messestadt vier- bis fünfmal wöchentlich massive Unterstützung vom Präsidium, falls die zwanzig zusätzlichen Polizisten nicht an anderen Hotspots benötigt würden.

Man wisse, dass sich die Jugendlichen in Tiefgaragen und Kellern sowie am Platz der Menschenrechte, in den Arcaden und im Park aufhielten. Den Jugendlichen müssten die Beamten entschieden gegenüber treten, sagt der Polizist.

Unter anderem berichtete eine Schwangere von einem Angriff: "Ich habe mein Handy gezückt, da hat sich der Jugendliche vermummt und ist weggelaufen". Sie sei unverletzt geblieben, weshalb man ihr auf der PI gesagt habe, die Sache sei "keine Anzeige wert".

Eine Frau berichtete von einem Vierjährigen, der nachts Feuerwerk gezündet habe. "Ich brachte ihn heim, es war niemand da."

Trotz Quax-Jugendzentrum, Sportflächen und Riemer Park fehlen nach Ansicht der Forumsbesucher und Fachleute aus der Jugendhilfe Treffpunkte und Angebote für die Kids.

Im Juni wird eine Diskussion für Politiker stattfinden.