Bayern

Grün-rote Halbzeitbilanz: Versprechen für die Pflege

Mehr Wohnraum,mehr Kinderbetreuung und auch eine bessere Versorgung für die Münchner sollte es geben. Was wurde davon umgesetzt?


In der München Klinik Schwabing versorgen eine Krankenpflegerin und ein Pfleger einen Patienten. Die Arbeitsbelastung ist enorm.

In der München Klinik Schwabing versorgen eine Krankenpflegerin und ein Pfleger einen Patienten. Die Arbeitsbelastung ist enorm.

Von Christina Hertel

Als Grüne und SPD vor drei Jahren ihren Koalitionsvertrag schlossen, begann die Corona-Pandemie gerade. Schon damals ahnten beide Parteien, dass das Virus die Stadt verändern wird. "Wir werden eine verletzlichere Gesellschaft sein", heißt es in dem Vertrag. Auch für eine bessere Gesundheitsversorgung machten Grüne und SPD Versprechen. Welche hielten Sie?

Zum Beispiel will die Stadt mehr "Sorgende Hausgemeinschaften" realisieren. Da wohnen Menschen ab 55 Jahren mit geringem Einkommen in Mietwohnungen unter einem Dach und unterstützen sich gegenseitig. Seit der Kommunalwahl wurden an vier Standorten (Prinz-Eugen-Park, Freiham, Lochhausen, Gern) 32 Wohnungen fertig. An fünf Standorten wird gebaut (etwa Freiham und Kreativquartier an der Dachauer Straße), rund 48 Wohnungen. Zudem sind laut Sozialreferat an elf Orten 104 Wohneinheiten geplant.

Auch 17 Seniorenwohnanlagen mit Mehrgenerationenanteil plant die Stadt gerade, fertig wurden seit der Kommunalwahl aber bisher keine. Neben Menschen ab 55 Jahren können dort auch Alleinerziehende oder Personen, die in Mangelberufen arbeiten, einziehen. Als Nächstes wird heuer eine Anlage mit 28 Wohnungen in Sendling für ältere Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Inter-Menschen fertig.

Das ist noch nicht geschehen. Das Sozialreferat verweist auf bestehende Angebote wie die Notrufnummern von Feuerwehr, Polizei und Psychiatrie.

Insgesamt gibt es in München 7966 vollstationäre Pflegeplätze, einschließlich 85 fester Kurzzeitpflegeplätze, zwei mehr als 2020.

Im großen Stil sind keine neuen Plätze entstanden. Das Bildungsreferat teilt mit: Seit 2020 wurden an zwei Klinikstandorten und bei einem Altenheim die Kita-Plätze erweitert. Ein Klinikum plane, seinen Kindergarten um 39 Plätze zu erweitern. Für mehr Schwung will das Referat nun eine Stelle schaffen, die Pflegedienste, Kliniken und Kita-Träger unterstützt, Plätze zu schaffen.

Momentan stellt die München Klinik ihren etwa 7000 Mitarbeitern 1459 Wohnungen zur Verfügung. Ausziehen müssen Pfleger in Rente nicht. Deshalb herrscht Bedarf.

Seit 2019 hat die Stadt in Freiham, im Kreativquartier oder in der Bayernkaserne Grundstücke mit Bedingungen vergeben. Platz ist für 1100 Wohnungen. Die Vermieter sollen sie insbesondere an Pflegekräfte vergeben. Fertig sind die Wohnungen noch nicht alle.

Zudem konnte die München Klinik seit 2020 etwa 40 Wohnungen von den städtischen Wohnbaugesellschaften neu anmieten. Und die Wohnbaugesellschaft GWG baut beim Klinikum Schwabing rund 160 Wohnungen. Die München Klinik plant, ab 2027 und 2029 76 Wohnungen neu zu errichten und fast 240 zu sanieren.

Für die Pfleger der Seniorenheime der Münchenstift entstehen rund 50 Wohnungen pro Jahr. Zudem will die Münchenstift 200 Wohnungen bis 2027 bauen oder sanieren.

Die Engpässe verschärfen sich, zeigte eine Studie des Gesundheitsreferats. Zum Beispiel vergehen vom Notrufeingang fast zehn Minuten mehr, bis der Rettungswagen in der Klinik eintrifft: Statt 48 Minuten (2015) sind es nun 57 Minuten.

Umgesetzt: Jeden Mittwoch bieten Gynäkologen eine Sprechstunde im Gesundheitsreferat an.

In einem Konsumraum können Süchtige mitgebrachte Drogen im geschützten Rahmen und unter Aufsicht konsumieren. Ziel ist, auf diese Weise Todesfälle zu vermeiden. München hatte schon ein Konzept, doch der Freistaat erteilte eine Absage.

In diesen Kreißsälen haben Hebammen das Sagen. Weit gekommen ist die Stadt nicht. Laut Gesundheitsreferat laufen Gespräche.

Im Hasenbergl bieten Mitarbeiter des "Gesundheitstreffs" schon seit 40 Jahren ohne Termin Sprechstunden an. Zudem sollen heuer neue Treffs in Riem, Freiham, Moosach und im Hasenbergl öffnen.

Gerade die Kinderärzte sind in München ungleich verteilt: In Feldmoching muss sich ein Arzt um 9000 Jungen und Mädchen kümmern. In Neuhausen, wo rund 12 000 Kinder leben, haben hingegen 16 Kinderärzte ihre Praxis. In der Messestadt Riem, wo es bisher gar keinen Kinderarzt gibt, kann die Stadt einen Erfolg vermelden: Noch im Frühjahr soll eine Praxis öffnen.