Bayern

Kita-Verband schlägt Alarm: Verlieren tausende Kinder in München ihren Betreuungsplatz?

Die Reform der Förderformel werde zu tausenden Kindern ohne Betreuung führen.


Von H. Ince

München - Am Freitagvormittag hat der Dachverband Bayerischer Träger für Kindertageseinrichtungen (DBTK) zu einer Presserunde eingeladen. Grund: die geplante Reform der Münchner Förderformel (MFF) für Kindertageseinrichtungen. Sie soll zügig ersetzt werden mit dem Konzept: "Defizitausgleichssystem" (DAS).

Es werde aber dazu führen, dass bis zu 8.000 Kinder in privaten Einrichtungen keinen Betreuungsplatz mehr haben werden, so Andreas Kurzlechner vom DBTK. Eine Mutter erzählt, wenn DAS komme, "werde ich meine Elternzeit verlängern müssen, weil ich mir den Kitaplatz nicht mehr leisten kann".

Der DBTK schlägt also Alarm. Ein DAS hätte laut Kurzlechner zur Folge, dass "Kitas keinen Gewinn mehr machen dürfen", sorgt er sich. Wie solle man ohne Gewinn privat wirtschaften, fragt Kurzlechner, Geschäftsführer von kibiku Kinderhaus an der Elsenheimer Straße.

Viele Kitas würden sich daher laut Kurzlechner nicht auf ein DAS einlassen. Folge: Eltern müssten ihre Kita-Gebühren in privaten Einrichtungen zu hundert Prozent selbst bezahlen - oder wären eben gezwungen, den Betreuungsplatz aufzugeben.

Ein Gerichtsurteil vom 22. September 2022 ist grundsätzlich schuld für die Reform und die Debatte, die nun ansteht. Geklagt hatte damals: Andreas Kurzlechner. Demnach sei die MFF in der praktizierten Form rechtswidrig, weil sie viele Eltern aus der Förderung ausschließe. Das Gericht sah das ähnlich.

Seither hat das Referat für Bildung und Sport eine Vorlage erarbeitet, die am kommenden Mittwoch erstmals im Stadtrat besprochen wird. Noch soll am DAS gefeilt werden. Eine erste beschlussreife Vorlage wird frühestens im Juli erwartet.

Schon jetzt schlagen die Wellen hoch. Anne Hübner, Fraktionschefin der Rathaus-SPD, wirft den privaten Trägern Profitgier vor: "Und wenn ich mich an die Staatskanzlei ketten muss, dann tue ich auch das", schreibt sie auf Twitter, damit Kinderbetreuung kostenfrei bleibe.

Die Münchner CSU bringt sich auf Verbandsseite in Stellung, wie Stadträtin Beatrix Burkhardt: "Es ist zu befürchten, dass die Existenz vieler privater Einrichtungen gefährdet wird und sich der Mangel an Kita-Plätzen weiter verschärft."