Agrar

GVB erwartet schwere Zeiten für Milchbauern


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Eine Milchkuh steht auf der Weide.

Von dpa

Bayerns Milchbauern stehen nach Einschätzung des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) schwere Zeiten bevor. In diesem Jahr rechnet der GVB mit weiter sinkenden Erzeugerpreisen für Milch, wie der Verband am Mittwoch in München mitteilte.

Die steigenden Anforderungen an tiergerechte Kuhställe bedeuten demnach eine zusätzliche Belastung. GVB-Präsident Gregor Scheller plädierte für staatliche Hilfen bei der Finanzierung neuer Ställe. "Ansonsten drohen ein Kahlschlag in der heimischen Milcherzeugung und neue Abhängigkeiten von Lieferanten aus dem Ausland", hieß es in der Mitteilung.

In der Diskussion geht es um das erwartete Verbot der Anbindehaltung, bei der die Kühe das ganze Jahr im Stall stehen, ohne sich frei bewegen, das Licht der Sonne erblicken oder frische Luft atmen zu können. Die Berliner Ampel-Regierung hat im 2021 geschlossenen Koalitionsvertrag vereinbart, die Anbindehaltung innerhalb von zehn Jahren zu beenden.

Nach Zahlen des Bayerischen Bauernverbands hält etwa die Hälfte der 30 000 Milchbauern im Freistaat ihre Tiere in Anbindehaltung, in der Regel kleinere Betriebe. Druck auf die Bauern üben nicht nur Politiker und Tierschützer aus, sondern auch Supermarktketten, für die tiergerechte Haltung ein Marketing-Argument ist. Gleichzeitig beklagen sich Bauernvertreter seit Jahren, dass die Einzelhandelskonzerne bei den regelmäßigen Preisverhandlungen mit den Molkereien die Milchpreise in die Tiefe drücken.

GVB-Präsident Scheller plädierte dafür, den Umbau so zu gestalten, "dass er nicht zu radikalen Strukturbrüchen im ländlichen Raum führt". Ein sinnvoller Schritt wäre nach Schellers Einschätzung die Förderung der Kombinationshaltung - was bedeutet, dass die Tiere sich je nach vereinbartem Standard an mindestens 90 oder 120 Tagen im Jahr frei bewegen können.

Ohnehin geben jedes Jahr viele Rinderhalter auf. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Bauern mit Rindern im Stall auf einen neuen Tiefstand von unter 40.000 gesunken. Die Zahl beinhaltet neben den Milchbauern die Halter von für den Schlachthof bestimmten Fleischrindern und Zuchtvieh. Anfang der 1970er Jahre hatten nach Zahlen des Statistischen Landesamts noch knapp 267.000 bayerische Bauern Rinder im Stall und auf der Weide.

Im vergangenen Jahr waren die Preise für Milch, Butter und andere Milchprodukte vorübergehend stark gestiegen, mit entsprechend höheren Einnahmen für Bauern und Molkereien. Die im GVB organisierten 100 bayerischen Milchgenossenschaften erhöhten ihre Umsätze um 26,8 Prozent auf fast vier Milliarden Euro. In diesem Jahr ist die Lage jedoch wieder deutlich schwieriger.

Dem Genossenschaftsverband gehören inklusive der Milchgenossenschaften insgesamt 1004 "Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften" aus Landwirtschaft und mehreren anderen Branchen an. Die Umsätze stiegen 2022 in Summe um 15,5 Prozent auf 16 Milliarden Euro, zum Teil inflationsbedingt.

Die Genossenschaftsbewegung hat ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert, zeigt aber keine Anzeichen von Altersschwäche. Im vergangenen Jahr kamen 34 Neugründungen dazu, davon 16 Energiegenossenschaften, die in Nahwärme oder Photovoltaik investieren. "Im Energiebereich spielt die Musik", sagte Scheller dazu.


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