Bayern

Großstreik in München: Die Folgen für Einzelhandel und Gastronomie

Leere Betriebe, Läden und Wirtshäuser - und zehn Millionen Euro Umsatzminus erwartet man in der Altstadt. Wie rüsten sich Wirte, Taxler, Händler & Co?


Keine U-Bahn nirgends: So wird es in München wohl auch den ganzen Montag wieder aussehen.

Keine U-Bahn nirgends: So wird es in München wohl auch den ganzen Montag wieder aussehen.

Von iko, ams, inc

München - Der Großstreik im Verkehr wird München am Montag wohl so extrem lahmlegen wie nie. Denn nicht nur Trambahnen, Busse und U-Bahnen werden diesmal stillstehen, auch für die S-Bahn, die Regionalzüge und den Flughafen haben die Gewerkschaften Stillstand angekündigt.

Damit werden allein innerhalb des Altstadtrings rund 70 000 Beschäftigte nicht oder viel zu spät zur Arbeit kommen. Und bis zu 200 000 Flaneure in der Altstadt fehlen, die an normalen März-Montagen dort einkaufen und in den Wirtschaften essen und trinken.

Händlern, Gastwirten und Dienstleistern graut jetzt schon davor, was das für sie bedeuten wird. Mit dem Auto kommt man ja schlecht in die City, in die Fußgängerzone schon gar nicht. Und ob Radeln oder Rollerfahren so verlockend sein wird, bei 1 Grad und angekündigtem Regen- und Schneewetter?

Einzelhandel

Wie ausgestorben wird die Fußgängerzone sein? 70 000 Flaneure waren letzten Montag dort, "92 Prozent davon kommen öffentlich", rechnet Wolfgang Fischer von Citypartner vor, der Vereinigung der Innenstadtunternehmer. "Die werden kommenden Montag fehlen." Und damit auch geschätzt zehn Millionen Euro Umsatz, die sie beim Shoppen und Einkehren in der Stadt lassen.

Trotzdem wollen die meisten der 1500 Altstadtunternehmen ihre Geschäfte öffnen, "ganz sicher machen die Kaufhäuser und die großen Geschäfte auf", sagt Fischer. Am Freitag haben sich in vielen Firmen bereits Fahrgemeinschaften selbst organisiert, viele Chefs stellen auch Sammelfahrzeuge für Mitarbeiter zur Verfügung.

Gastronomie

Bei den Innenstadtwirten sind am Freitag die Krisentelefone heiß gelaufen. Rund 6000 Kellnerinnen, Schankkellner, Köchinnen und Helfer sind in den 150 Gastrobetrieben in der Innenstadt beschäftigt.

"Von denen wohnen maximal zehn Prozent so nah, dass sie zu Fuß zur Arbeit kommen können", schätzt Innenstadtwirte-Sprecher Gregor Lemke. Und wenn am Streiktag die normalen rund 50 000 Gastrogäste wegbleiben, gehen den Betrieben bis zu 1,2 Millionen Euro Umsatz flöten.

Trotzdem wollen die Wirte optimistisch bleiben. Wie beim Starkbierfest beim Paulaner am Nockherberg, wo man auf die Tramlinie 25 hofft (die Haltestelle Ostfriedhof liegt knapp 300 Meter weg). Sie sei laut MVG eine der ersten Linien, die trotz Streik in Betrieb geht, wenn genügend Personal da ist.

Für Kellner, Köche & Co. steht ebenfalls schon der Krisenplan: "Wir teilen die Teams so ein, dass am Montag diejenigen Schicht haben, die problemlos zu Arbeit kommen”, sagt Sprecherin Kerstin Jungblut.

Carsharing

Naheliegend für Zehntausende Pendler im ÖPNV: ausweichen auf die vielen Carsharing-Anbieter wie Miles, Sharenow oder Stattauto. Doch da sollte man vorausplanen. Schon jetzt laufen die Leitungen heiß. Stattauto hat etwa 18 750 registrierte Kunden und 310 Fahrzeuge im Stadtgebiet. Bis Freitag waren rund 70 Prozent der Pkw für Montag gebucht, bestätigt Geschäftsführerin Petra-Maria Klier: "An einem normalen Montag werden 40 bis 45 Prozent der Fahrzeuge genutzt."

Ähnlich ist es bei Sharenow, mit etwa 1000 Fahrzeugen im Stadtgebiet und 345 000 Kunden. Hier registrierte man Freitagmittag ein fünffach höheres Reservierungsaufkommen für Montag. An Streiktagen seien immer deutlich mehr Fahrzeuge ausgelastet. Für Montag erwarte man "eine Flottenauslastung nahe 100 Prozent", sagt ein Sprecher.

Taxi

Bei den 3085 Münchner Taxis geht noch was, aber ab Sonntag wird es Vorbestellungen für Montag hageln, erwartet Thomas Kroker, Chef der Taxi München eG. Man habe deshalb für die Taxiruf-Hotline alle 85 Mitarbeiter zusammengezogen, "was verfügbar ist, wird eingesetzt", sagt Kroker.