Bayern

Taxler nach dem Mega-Streik: "Hat uns nicht genutzt"

Warum viele Taxler am Montag sogar ein ausgesprochen schlechtes Geschäft gemacht haben.


Ilhami Yilmaz (58), arbeitet erst seit knapp sechs Monaten als Taxifahrer und hatte Montagmittag den rettenden Einfall: Umzug vom Hauptbahnhof an den Busbahnhof.

Ilhami Yilmaz (58), arbeitet erst seit knapp sechs Monaten als Taxifahrer und hatte Montagmittag den rettenden Einfall: Umzug vom Hauptbahnhof an den Busbahnhof.

Von Laura Meschede

Wenn der öffentliche Verkehr streikt, dann schlägt die große Stunde der Taxifahrer. Zumindest könnte man das meinen. Aber Taxifahrer Sabah Al-Shateri (43), sagt: "Montag war ein schlechter Tag."

Al-Shateri steht mit seinem Taxi am Südausgang des Hauptbahnhofs, zusammen mit 20 weiteren Fahrern, die hier auf ihre Kunden warten. Von Zeit zu Zeit kommt ein Reisender aus dem Bahnhofsgebäude und springt in das vorderste Taxi der Schlange; dann können alle anderen Fahrer eine Taxilänge weit nach vorne rücken. Zweieinhalb Stunden hat Al-Shateri am Montag in dieser Schlange gestanden und auf Kunden gewartet, ein schlechter Tag eben.

Dabei gab es außer Taxis, dem eigenen Auto, dem Fahrrad und einigen vereinzelten Bussen am Montag eigentlich wenig Möglichkeiten, sich in München schneller als mit Schrittgeschwindigkeit fortzubewegen. Denn der Streik der Beschäftigten von MVG und Bahn hatte die U-, S- und Trambahnen Münchens vollständig lahmgelegt. Aber trotzdem sagt auch Al-Shateris Kollege Najat Saleh: "Am Montag hatte ich so gut wie überhaupt keine Gäste."

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Najat Saleh (50), vor seinem Taxi am Hauptbahnhof.

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Aman Lichei (43), unterstützt trotz fehlender Kunden die Streiks. "Es wird schließlich alles teurer".

Woran lag das? "Ich denke, das lag daran, dass es keine Züge gab und keine Flugzeuge geflogen sind", sagt Saleh. "Der Hauptbahnhof war leer. Und wenn der Bahnhof leer ist, dann gibt es keine Gäste." Saleh ist 50 Jahre alt und arbeitet seit knapp 27 Jahren als Taxifahrer. Der Platz hier am Hauptbahnhof ist sein Standard-Platz, für gewöhnlich steigen hier zehn bis zwölf Leute am Tag zu ihm ins Taxi, um sich zu ihrem Hotel, zur Messe oder in irgendeinen Münchner Außenbezirk bringen zu lassen. Anders am Montag: Da waren es nur vier. "Als vor zwei Wochen nur die U-Bahn gestreikt hat, war das anders", sagt Saleh. "Da sind ja die Züge noch gefahren, deshalb hatte ich auch mehr Gäste." Er hofft jetzt, dass "es bald ein gutes Angebot gibt für die Bahnfahrer", damit es nicht zu noch mehr Streiks kommt.

Wenige Meter entfernt von Najat Saleh steht Aman Lichei (43) mit seinem Taxi und wartet. Auch er hatte am Montag weniger Gäste und auch er denkt, dass der geschlossene Bahnhof und Flughafen etwas damit zu tun hatte. Aber er sieht auch noch einen weiteren Grund: "Es wurde ja schon eine Woche vorher verkündet, dass gestreikt werden wird", sagt er. "Deshalb wussten die meisten Leute Bescheid und haben ihre Termine verschoben."

Einen ganz anderen Eindruck vom Streiktag hat dagegen Thomas Kroker gewonnen. Kroker gehört zum Vorstand der "Taxi München eG", der Genossenschaft der Taxifahrer in München. Er sagt: "Die Anfrage nach Taxis am Montag war riesig. Ab Freitag haben die Vorbestellungen eingesetzt und es waren so viele, dass wir unsere Kapazitäten fast verdoppeln mussten." 1.700 Taxis hatte die Genossenschaft am Montag im Einsatz, fast 400 mehr als an anderen Tagen. "Und die waren vollkommen ausgelastet." Bis zu zwölf Vorbestellungen pro Minute könne die Genossenschaft vermitteln - und dennoch hätten zu den absoluten Stoßzeiten manche Gäste zweimal anrufen müssen wegen des großen Andrangs.

Allerdings sagt Kroker auch: "Die Fahrten vom Bahnhof und zum Flughafen sind uns fast alle im Vorneherein storniert worden wegen des Streiks." Viele Vorbestellungen also bei den großen Taxiunternehmen, wenig Laufkundschaft bei den Fahrern am Hauptbahnhof.

Und wenn man auf Laufkundschaft angewiesen war? Taxifahrer Ilhami Yilmaz (58), der seinen Montag ebenfalls am Hauptbahnhof begonnen hatte, kam gegen Mittag die rettende Idee: "Ich bin schließlich zum Busbahnhof am ZOB umgezogen", erzählt er. "Da war der Betrieb dann sehr gut."