Brauchtum

Große Beteiligung bei Weltrekord-Versuch im Schellenläuten

Kuhglocke oder Kuhschelle? Da gibt es regionale Unterschiede, doch laut sind sie beide. Im Allgäu gab es bei einem Weltrekordversuch mit Schellen eine überraschend große Beteiligung. Denn es ging den Menschen um eine Herzenssache.


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Teilnehmende eines Weltrekordversuchs im Kuhschellenläuten, läuten mit ihren Kuhschellen.

Bei einem Weltrekordversuch im Kuhschellenläuten haben Fans der Alpwirtschaft am Samstag im Allgäu ein lautstarkes Zeichen gesetzt. "Wir haben einen überragenden Weltrekord aufgestellt mit 2357 Schellen. Es war unglaublich", schilderte Bad Hindelangs Tourismusdirektor Max Hillmeier. Die große Beteiligung zeige die Bedeutung der Schellen als Kulturgut im Landkreis Oberallgäu. "Das ist ein großartiges Zeugnis für die Allgäuer Alpwirtschaft und zeigt deren Bedeutung hier für unsere Region", sagte Hillmeier. "Das macht unsere DNA aus und ist unsere regionalspezifische Identität."

Die Teilnehmer des Rekordversuchs waren laut Hillmeier vorwiegend Bauern, Bergbauern und Älpler aus der Region. Doch hätten sich auch andere Einwohner Schellen bei Landwirten ausgeliehen, um die Aktion zu unterstützen. Alpen sind die in den Bergen gelegenen Viehweiden im Allgäu. Allein in Bad Hindelang gibt es laut Hillmeier 46 Alpen mit rund 8000 Hektar Fläche, das sind 56 Prozent der Gemeindefläche. In anderen Teilen Bayerns wird der Weideplatz als Alm bezeichnet.

Die Schellen sowie 20 Alphörner erklangen zwischen zwei Läufen des FIS-Telemark-Weltcup-Finales. Telemark ist eine spezielle Ski-Abfahrtsdisziplin. Mit der notariell beglaubigten Zahl wollen sich die Hindelanger nun für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde bewerben. Vorbild für den Versuch war eine Aktion aus der Schweiz, wo im Jahr 2009 in Boswil 640 Kuhglocken erklangen. Doch die beiden sind nur bedingt vergleichbar: Die im Allgäu üblichen Kuhschellen sind genau genommen keine Glocken.

Schellen werden aus Blech geschmiedet, während Glocken gegossen werden. Kuhglocken und Kuhschellen unterscheiden sich daher in der Form und auch im Klang. Nur bei besonderen Anlässen wie dem Viehscheid am Ende der Sommersaison wird den Rindern im Allgäu gelegentlich auch einmal eine prachtvolle Glocke umgehängt.

Im niederbayerischen Rinchnach gab es 2009 ebenfalls einen Rekordversuch. Damals wurden 1370 Teilnehmer gezählt, dieser Versuch wurde aber nicht in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Die Aktion beruhte auf dem im Bayerischen Wald üblichen Brauch des "Wolfauslassens", bei dem die Teilnehmer mit einer Art überdimensionierten Kuhschellen im Herbst Lärm machen.