Ermittlungen

Bayerische Fahnder entdecken gefälschte Meisterwerke von Picasso und Co.

Ein 77-jähriger Oberpfälzer und seine Komplizen bieten Bilder weltbekannter Künstler an. Echt ist allerdings keines davon. Dann werden die Verdächtigen gefasst - denn sie machen grobe Fehler.

Das gefälschte Bild „Ratsherr“, angeboten als Rembrandt van Rijn für 9 bis 14 Millionen Euro, ist während einer Pressekonferenz des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) zu sehen. 

Das gefälschte Bild „Ratsherr“, angeboten als Rembrandt van Rijn für 9 bis 14 Millionen Euro, ist während einer Pressekonferenz des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) zu sehen. 

Sie wollten vermeintliche Werke von Picasso, Rembrandt und Rubens verkaufen - nun sind ihnen Kunstfahnder auf die Schliche gekommen. 20 mutmaßliche Kunstwerke, die unter dem Namen weltberühmter Künstler gehandelt wurden, sind sichergestellt worden, wie das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) mitteilte.

Der Hauptbeschuldigte, ein 77-Jähriger aus dem Raum Schwandorf (Oberpfalz), habe versucht, die Werke zu veräußern und behauptete, dass sie von weltberühmten Künstlern seien. Darunter seien Gemälde von Rembrandt van Rijn, Peter Paul Rubens, Pablo Picasso, Juan Miro und Frida Kahlo. Für die Werke verlangten die Kriminellen zwischen 400.000 Euro und 14 Millionen Euro.

Ein 74-Jähriger aus Rheinland-Pfalz fertigte als Komplize dazu Expertisen an, die die Echtheit der Kunstwerke bestätigen sollten. Gegen die beiden liegt ein Haftbefehl vor, wegen ihres hohen Alters sind sie allerdings derzeit auf freiem Fuß. Insgesamt wird gegen elf Menschen ermittelt. Ihnen wird versuchter gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit Kunstfälschungen vorgeworfen.

Ein Bild hing sogar bereits im Museum

Aufmerksam wurden die Ermittlerinnen und Ermittler, weil durch den Hauptbeschuldigten zwei vermeintlich originale Gemälde von Pablo Picasso auf dem Kunstmarkt zum Kauf angeboten wurden. Außerdem wollte er das weltberühmte Gemälde "Staalmeesters" (auf deutsch "Die Vorsteher der Tuchmacherzunft") von Rembrandt van Rijn für 120 Millionen Franken verkaufen. Dass hierbei etwas nicht stimmt, fiel den Kunstfahndern auf - denn das Bild hängt bereits im Amsterdamer Rijksmuseum. Das zum Kauf angebotene Gemälde ist nicht das Original aus dem 17. Jahrhundert, sondern eine Kopie, vermutlich aus dem 20. Jahrhundert.

Das gefälschte Bild „Bildnis eines Mannes“, angeboten als Pablo Picasso für 5 Millionen Euro, ist während einer Pressekonferenz des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) zu sehen.

Das gefälschte Bild „Bildnis eines Mannes“, angeboten als Pablo Picasso für 5 Millionen Euro, ist während einer Pressekonferenz des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) zu sehen.

Die Beschuldigten hatten laut LKA versucht, potenzielle Käufer davon zu überzeugen, dass ihr Gemälde das wahre, ältere Original sei. Das Rijksmuseum sei lediglich im Besitz einer jüngeren Kopie. Andere vermeintliche Bilder von weltbekannten Künstlern wurden einfach aus dem Kofferraum eines Autos angeboten.

Durchsuchungen in drei Ländern

Vergangene Woche wurden dann mit 100 Polizisten mehrere Dutzend Orte in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein durchsucht und dabei eine Vielzahl gefälschter Kunstwerke gefunden. Offen ist bislang noch, ob die Hauptbeschuldigten die Werke selbst gefälscht haben oder nur als Vermittler aufgetreten sind. Zu einer Fälscherwerkstatt konnte das LKA zunächst nichts sagen.

Jennifer Jäger, Staatsanwältin, und Patrick Haggenmüller, Leiter der Kunstfahndung des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) und Hauptsachbearbeiter, stehen in der Pressekonferenz neben dem gefälschten Bild „Maria mit Kind“, angeboten als Anthonis van Dyck für 5,39 Millionen Euro.

Jennifer Jäger, Staatsanwältin, und Patrick Haggenmüller, Leiter der Kunstfahndung des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) und Hauptsachbearbeiter, stehen in der Pressekonferenz neben dem gefälschten Bild „Maria mit Kind“, angeboten als Anthonis van Dyck für 5,39 Millionen Euro.

Derzeit ist kein Fall bekannt, in dem die Männer mit ihrer Masche Erfolg hatten, hieß es. Dazu werde aber noch ermittelt.

Immer wieder spektakuläre Kriminalfälle mit Kunstbezug

Straftaten in Zusammenhang mit Kunst haben zuletzt international Schlagzeilen gemacht - allen voran der aufsehenerregende Kunstraub aus dem Louvre in Frankreich. Unbekannte Täter hatten am vergangenen Sonntag Kronjuwelen aus dem Pariser Museum entwendet. Der Wert der gestohlenen Schmuckstücke wird auf rund 88 Millionen Euro geschätzt.

Im vergangenen Jahr wurde zudem ein großer Kunstfälscher-Ring aus Italien ausgehoben. Die Kriminellen waren spezialisiert auf das Fälschen von modernen und zeitgenössischen Kunstwerken. Dabei ging es um Arbeiten von Banksy oder Andy Warhol. Einige der Werke waren bereits in großen Auktionshäusern verkauft worden.

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