Nazi-Erbe

Bericht sieht Mängel im Umgang mit Raubkunst

Blume und Biebl wollen einen Neustart (Archivbild).

Blume und Biebl wollen einen Neustart (Archivbild).

Von dpa

In den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen fehlten jahrelang Transparenz und systematisches Vorgehen im Umgang mit Nazi-Raubkunst. Das ist das Ergebnis eines Untersuchungsberichts, der im Kunstausschuss des Landtags vorgestellt wurde. Darin kommt die zuständige Kommission zu dem Ergebnis, dass künftig „verbindliche Verfahren“ etabliert werden müssen, um mehr Transparenz zu schaffen.

„Das organisatorisch unzureichend strukturierte Vorgehen führte beispielsweise dazu, dass zentrale Werkkomplexe bislang nicht systematisch bearbeitet werden konnten, insbesondere rund 3.000 Objekte, die nach 1945 erworben oder inventarisiert wurden“, heißt es in dem Bericht, der allerdings auch zu dem Schluss kommt: „Pauschalen Vorwürfen einer irreführenden oder verschleiernden Praxis“ könne „nicht gefolgt werden“.

82 Werke aus den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen werden dem Bericht zufolge derzeit der roten Kategorie zugeordnet. Das bedeutet, dass der Verdacht besteht, es könne sich um Nazi-Raubkunst handeln. Dazu kommen - 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges - Hunderte weitere Werke, bei denen die Herkunft zweifelhaft ist.

Das Kunstministerium hatte den Bericht in Auftrag gegeben, nachdem Anfang des Jahres Missstände in den Staatsgemäldesammlungen durch Presseberichte bekannt geworden waren. Dabei ging es vor allem um den Umgang der Sammlung mit möglicher NS-Raubkunst - also Werken, die jüdischen Eigentümern im Nationalsozialismus weggenommen oder unter Zwang abgepresst wurden. Die Prüfung solcher Verdachtsfälle wurde als intransparent und schleppend kritisiert, sogar von Vertuschung war die Rede.

Nach Jahren der Kritik am Umgang mit Nazi-Raubkunst demonstriert Bayern nun Lernbereitschaft: In den weltberühmten Pinakotheken in München soll künftig ein Ampelsystem mit QR-Codes darüber informieren, wenn die Herkunft von Kunstwerken fragwürdig ist.

Außerdem wird die Zahl der Provenienzforscher für die Untersuchung verdächtiger Werke in den Pinakotheken und weiteren staatlichen Museen erhöht, wie Kunstminister Markus Blume (CSU) im bayerischen Landtag sagte.

Künftig soll auch ein runder Tisch unter dem Vorsitz des langjährigen Direktors des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ), Andreas Wirsching, Museen und Staatsregierung beim Umgang mit (mutmaßlicher) Raubkunst beraten.

Neben den Vorwürfen zum Umgang mit Raubkunst-Fällen war Anfang des Jahres auch interne Kritik laut geworden. Es gab Vorwürfe sexueller Belästigung von Besuchern durch das Sicherheitspersonal, die sich laut Blume bestätigten - im Gegensatz zu Vorwürfen, Mitarbeiter seien bespitzelt worden. Diese hätten sich nicht aufklären lassen, sagte der Minister. Eine Vielzahl der weiteren erhobenen Vorwürfe - etwa wegen Schwarzarbeit oder Sicherheitsmängeln - hätten sich nicht bestätigt. Klar sei aber, dass bei den Staatsgemäldesammlungen vieles im Argen gelegen habe.

Anfang April musste der langjährige Generaldirektor Bernhard Maaz gehen, sein Nachfolger ist seitdem der Jurist Anton Biebl, der sich inzwischen Leiter der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen nennt. Der frühere Münchner Kulturreferent trat ein diffiziles Erbe an, auch weil er die staatlichen Museen zusätzlich als Change Manager insgesamt voranbringen soll.

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.

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