Brauchtum

Ausgelassene Stimmung bei Uumzügen: Zwei Partys eskalieren

Die Karnevalssaison nähert sich ihrem Höhepunkt. Am Wochenende fanden zahlreiche Umzüge vor allem in Franken statt. Hunderttausende verfolgten das bunte Treiben. Einige Faschingspartys liefen allerdings aus dem Ruder.


Franken ist am Sonntag wieder zur Faschingshochburg in Bayern geworden. Hunderttausende stürzten sich - teils aufwendig kostümiert - ins Getümmel, um die Faschingsumzüge zu bejubeln.

Der mit etwa 3500 Aktiven größte Zug setzte sich mit 150 Gruppen in Würzburg in Bewegung und schlängelte sich dann mehrere Stunden durch die Innenstadt. Das Motto lautete "Würzburg spart Strom und Gas, aber nicht am Faschingsspaß". Laut Polizei verfolgten mindestens 75.000 Zuschauer und damit ähnlich viele wie vor der Corona-Pause das Treiben bei bedecktem Himmel.

Auch in Nürnberg, wo der Faschingsumzug laut Polizei rund 70.000 Zuschauer anlockte, herrschte trotz zeitweisen Nieselregens ausgelassene Stimmung auf den Straßen. "Nach den Jahren der Zwangspause sind alle Narren wieder happy, eine normale Session mit all ihren Veranstaltungen und Prunksitzungen feiern zu dürfen", sagte Elvira Reuther, die zweite Vorsitzende des Fördervereins Nürnberger Fastnachtszug.

Der Umzug wurde das erste Mal 1397 in den Archivbüchern der Stadt Nürnberg erwähnt, deshalb freuen sich die Nürnberger Karnevalisten über den Titel "Ältester Fastnachtszug der Welt". Dem Regen trotzten viele Nürnberger Narren am Sonntag mit durchsichtigen Regenponchos über ihren Verkleidungen.

Am "Coburger Gaudiwurm" beteiligten sich rund 50 Gruppen. "Gerade in diesen unruhigen Zeiten vieler schlechter Nachrichten wollen wir mit dem "Gaudiwurm" zeigen, dass es noch Vereine und Verbände gibt, die für Zusammenhalt und Freude im Leben stehen", sagte Zugmarschall Thorsten Krauß.

In vielen anderen Städten und Gemeinden zogen am Sonntag ebenfalls Vereine und Karnevalsgesellschaften durch die Straßen - so etwa in Aschaffenburg, Marktoberdorf und Bayreuth, wo auch Zehntausende auf den Beinen waren.

Die Einsatzkräfte zogen zunächst eine positive Bilanz der Umzüge. Es habe kaum Zwischenfälle gegeben. In der Oberpfalz kam es dagegen bei einer Faschingsparty am Samstag zu einem größeren Einsatz. In Köfering (Landkreis Regensburg) wollten etwa 2000 Menschen zu der Veranstaltung gehen. Die Kapazität der Halle sei innerhalb kürzester Zeit erschöpft gewesen, so dass es an den Ein- und Ausgängen zu teilweise tumultartigen Szenen gekommen sei, hieß es seitens der Polizei. Zahlreiche Einsatzkräfte brachten die Lage schließlich unter Kontrolle.

Im schwäbischen Landkreis Donau-Ries zog ein Mann auf einer Faschingsparty am Samstag ein Messer und bedrohte damit einen Gast. Zuvor gab es laut Polizei zwischen den beiden Männern einen Streit. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes griff ein, erlitt jedoch einen Schnitt an seiner linken Hand.

Danach entwickelte sich vor dem Festgelände in Genderkingen eine größere Schlägerei mit 20 Menschen. Ein Mann wurde vorläufig festgenommen. Die Gruppe versuchte ihn zu befreien, jedoch konnte die Polizei dies verhindern.

Die Faschingsumzüge und -partys läuten alljährlich die letzten Tage gelebter Ausgelassenheit ein, bis am Aschermittwoch alles vorbei ist. Zumindest in München könnte es nach den närrischen Tagen ziemlich vermüllt aussehen: Die Gewerkschaft Verdi hat die Münchner Straßenreinigung ausgerechnet am Faschingsdienstag und Aschermittwoch zu einem Warnstreik aufgerufen. Mit den Aktionen will die Gewerkschaft in den anstehenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst Druck auf die Arbeitgeberseite machen.