AZ-Interview

Vitali Klitschko: "Comeback? Wladimir hat nichts zu gewinnen"


Die Brüder Wladimir (l.) und Vitali Klitschko.

Die Brüder Wladimir (l.) und Vitali Klitschko.

Von Sven Geißelhardt

Vitali Klitschko war drei Mal Box-Weltmeister im Schwergewicht, seit fünf Jahren ist er Bürgermeister in seiner Heimatstadt Kiew. Jetzt spricht der 47-Jährige über die mögliche Rückkehr seines Bruders in den Ring. "Geld ist nicht alles, Gesundheit ist das Wichtigste."

AZ: Herr Klitschko, seit Sie Bürgermeister von Kiew sind, hat man sie nur noch selten beim Boxen gesehen. Haben Sie beim Champions Dinner in München anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Bundes deutscher Berufsboxer die kurze Auszeit von der Politik genossen?
VITALI KLITSCHKO: Sehr, die Box-Familie ist ja sehr eng miteinander verbunden. Und wie es eben bei Familie ist - auch, wenn man länger weg war -, gehört man gleich wieder dazu. Es ist toll, all die großen Boxer, die Weggefährten hier in der Südtiroler Stuben bei Alfons Schuhbeck wiederzusehen. Allein, dass mein Bruder und ich in einem Raum sind, ist bei unseren Terminkalendern fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Und auch wenn ich es mir in meiner aktiven Zeit als Boxer nicht vorstellen konnte, es gibt Berufe, die noch härter und gnadenloser sind.

Denkt Wladimir Klitschko über ein Comeback nach?

Die Politik.
Ja.

Um Ihren Bruder Wladimir gibt es seit einiger Zeit Gerüchte, dass er zwei Jahre nach seinem Karriereende über ein Comeback nachdenkt.
Das sollten Sie lieber ihn fragen, ich bin nur der Bruder.

Das haben wir.
Und, was hat er gesagt?

Wladimir Klitschko (l.) bei seinem bisher letzten Kampf gegen den britischen Weltmeister Anthony Joshua. Steigt er zurück in den Ring?

Wladimir Klitschko (l.) bei seinem bisher letzten Kampf gegen den britischen Weltmeister Anthony Joshua. Steigt er zurück in den Ring?

Er meinte: "Sag niemals nie" - und dass sich aber an seinem Status als Boxrentner zur Zeit nichts geändert hat.
(lacht) Dann haben wir beide den gleichen Informationsstand. Aber lassen Sie mich eine wahre Geschichte erzählen. Als die Meldungen kamen, dass ihm ein Fernsehsender 40 Millionen Dollar für ein Comeback geboten hätte, habe ich ihn gleich angerufen und gefragt, was los ist. Er meinte: "Das ist eine Offerte, die mich nicht wirklich interessiert." Als dann ein paar Wochen später von einem 80-Millionen-Angebot die Rede war, habe ich wieder angerufen und gefragt: "Wie sieht es jetzt aus?" Er meinte: "Das ist keine Offerte, die mich umstimmt, vielleicht fange ich bei 100 Millionen das Nachdenken an."

Wladimir Klitschko: "Das Geld allein wird ihn nicht motivieren."

Würden Sie ihm von einem Comeback abraten?
Eines steht fest: Egal, welche Entscheidung er trifft, ich werde ihn auf seinem Weg zu 100 Prozent unterstützen und hinter ihm stehen. So, wie wir es immer getan haben. Ich für mich sehe es so: Ja, Geld ist sehr wichtig im Leben. Aber Wladimir braucht kein Geld, er hat ausgesorgt. Er hat als Boxer viel verdient, das Geld gut angelegt, er hat eine gute Karriere nach der Karriere. Das Geld allein wird ihn nicht motivieren.

Bleiben sportliche Gründe.
In meinen Augen hat er sich aber als Boxer nichts zu beweisen. Er hat Geschichte geschrieben, er war einer größten Boxer überhaupt. Für mich kann er bei einem Comeback nichts gewinnen. Aber die Entscheidung kann nur er selber fällen. Das Wichtigste im Leben ist aber nicht das Geld, sondern die Gesundheit.

Wladimir wirkt aber sehr fit und austrainiert.
Wenn er sein Shirt ablegen würde, würde jeder sehen, dass er noch besser aussieht als zu seiner Zeit als Boxer. Er trainiert jeden Tag. Und schauen Sie ihn an: Er sieht gut und erholt aus. So, als habe er hundert Jahre geschlafen. Sein Kopf ist klar, er hat keinerlei Schäden davongetragen, er genießt sein jetziges Leben.

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