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Box-Ikone Vitali Klitschko: "Fritz Sdunek war mein zweiter Vater"


"Er war immer so viel mehr als nur ein Trainer, der mir professionelle Ratschläge gab und mir half, zu gewinnen. Er war - an allererster Stelle - mein enger Freund", sagt Vitali Klitschko (l.) über Fritz Sdunek.

"Er war immer so viel mehr als nur ein Trainer, der mir professionelle Ratschläge gab und mir half, zu gewinnen. Er war - an allererster Stelle - mein enger Freund", sagt Vitali Klitschko (l.) über Fritz Sdunek.

Von Tabitha Nagy

Am Sonntag ist der fünfte Todestag von Fritz Sdunek. Exklusiv in der Abendzeitung gedenkt Box-Ikone Vitali Klitschko seines Trainers.

München - Vitali Klitschko ist wahrlich nicht nah am Wasser gebaut. Doch als am 22. Dezember 2014 der Anruf kam, dass Fritz Sdunek, sein langjähriger Trainer/Mentor/Freund, überraschend im Alter von nur 67 Jahren verstorben war, da erbebte dieser Berg von einem Mann am ganzen Körper, da hatte der Ex-Weltmeister und jetzige Bürgermeister seiner Heimatstadt Kiew mit den und gegen die Tränen zu kämpfen. Es war einer der schwärzesten Tage im Leben des jetzt 48-Jährigen.

Noch eine Woche zuvor hatten sie sich getroffen. Zum allerletzten Mal. Sdunek hatte auf Gran Canaria einen Herzinfarkt erlitten, war dann am 15. Dezember operiert worden. Er erholte sich gut, sollte am 22. Dezember eigentlich entlassen werden. Mehreren Freunden, die ihn besuchen wollten, sagte er noch am 21. Dezember, dass das "Zeitverschwendung" sei, da er ja am nächsten Tag wieder rauskommen würde. Doch er kam nie wieder raus. Sdunek verstarb nach einem weiteren Infarkt. Am 10. Januar wurde er beerdigt. Vitali hielt damals die bewegende Trauerrede. Und auch da hatte er die ganze Zeit mit den Tränen zu kämpfen.

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Vitali Klitschko mit Fritz Sdunek.

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Vitali Klitschko hält am 10. Januar 2015 die Trauerrede für seinen Trainer/Mentor/Freund/Ersatzvater Fritz Sdunek († 67).

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Vitali Klitschko mit Fritz Sdunek.

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Vitali Klitschko mit Fritz Sdunek.

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Vitali Klitschko mit Fritz Sdunek.

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Vitali Klitschko hält am 10. Januar 2015 die Trauerrede für seinen Trainer/Mentor/Freund/Ersatzvater Fritz Sdunek († 67).

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Vitali Klitschko mit Fritz Sdunek.

Am Sonntag ist nun bereits der fünfte Todestag der Boxtrainer-Legende, der unter anderem Vitali und Wladimir Klitschko, Felix Sturm und Dariusz Michalczewski betreut und zu Weltmeistern geformt hat. Und Vitali Klitschko trauert immer noch. Um "seinen Fritz".

Fritz Sdunek: Vitali Klitschkos " zweiter Vater"

"Ich verdanke Fritz so viel. Er war immer so viel mehr als nur ein Trainer, der mir professionelle Ratschläge gab und mir half, zu gewinnen. Er war - an allererster Stelle - mein enger Freund. Nein, er war eigentlich mein zweiter Vater", erklärte Klitschko, der 2011 seinen "ersten Vater" Wladimir zu Grabe getragen hatte, exklusiv der AZ: "Fritz hat mich so viele wertvolle Dinge gelehrt - für das Boxen, aber auch für das Leben. Er wurde mein Trainer, da war ich 25. Er hatte einen enormen Einfluss auf meine Persönlichkeit. Er hat mir beigebracht, sich Ziele zu setzen, diese zu erreichen - und nie aufzugeben. Er hat mir Durchhaltevermögen, Hingabe und Selbstdisziplin beigebracht."

Sdunek war es, der immer an Vitali geglaubt hat. Der dessen unorthodoxen Stil nicht als Schwäche, sondern als Stärke gesehen hat. Und er wich nie von Vitalis Seite. Vor allem nicht in den dunklen Momenten seiner Karriere. Als Vitali am 1. April 2000 seinen WM-Titel durch Aufgabe aufgrund einer schweren Schulterverletzung an Chris Byrd verlor und die Öffentlichkeit Dr. Eisenfaust als "Dr. Weichei" verspottete, verteidigte Sdunek seinen Schützling, wie eine Löwin ihr Junges. Klitschko verletzte die Schmähung tief, aber Sdunek, oft Papa Fritz genannt, war da, um die emotionalen Wunden, die inneren Schmerzen abzufedern. Sie sprachen viel miteinander, aber sie konnten auch einfach miteinander schweigen. Das Schlüsselwort war immer "Miteinander".

Freundschaft über den Tod hinaus

Die beiden waren durch das Band der Freundschaft, der Seelenverwandtschaft miteinander auf ewig verbunden. "Fritz hat immer eine unglaubliche Wärme ausgestrahlt, denn er war ein unglaublich warmherziger, aber auch bescheidener Mensch. Boxen war unsere gemeinsame Leidenschaft - und Fritz hat mich in meinem Verlangen danach, es ganz an die Spitze zu schaffen, immer voll unterstützt", sagte Vitali der AZ. "Nach all diesen Jahren vermisse ich Fritz und seine Freundschaft immer noch sehr. Fritz weilt leider nicht mehr unter uns, aber das Feuer seiner Persönlichkeit, seiner Seele brennt weiter in uns."

Sdunek und Vitali Klitschko, das war eine Freundschaft, die eben über den Tod hinaus Bestand hat.

Lesen Sie hier: "Fritz hat alles mit dem Herzen gemacht"