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Rote-Bullen-Power: EHC mit Statement-Sieg gegen Bremerhaven

Statement-Sieg: Der EHC schießt Bremerhaven im dritten Viertelfinale-Spiel mit 7:1 vom Oberwiesenfeld - und verkürzt so in der Best-of-seven-Runde auf 1:2."Wir sind endlich in der Serie angekommen."


Jubeltraube: Der EHC setzt sich im dritten Viertelfinale-Spiel gegen Bremerhaven mit 7:1 durch, verkürzt in der Serie auf 1:2.

Jubeltraube: Der EHC setzt sich im dritten Viertelfinale-Spiel gegen Bremerhaven mit 7:1 durch, verkürzt in der Serie auf 1:2.

Von Matthias Kerber

München - Das Menetekel, es stand bereits in Großbuchstaben an der Eiswand.

Der EHC Red Bull München, der Vorrunden-Primus, hatte die Saison so unglaublich dominiert, doch alle Erfolge, alle Siege, alle schönen Statistiken sind nichts - aber auch gar nichts - wert, wenn man im entscheidenden Moment versagt, man plötzlich ungeahnte und unbekannte Schwächen zeigt.

Der Meister der Jahre 2016, 2017 und 2018, der keinen Hehl daraus macht, dass alles andere als ein erneuter Titelgewinn 2023 eine Enttäuschung, ein Versagen ist, hatte in den ersten beiden Viertelfinal-Spielen gegen den großen Underdog Fischtown Pinguins Bremerhaven zwei sehr gebrauchte Arbeitstage erlebt.

In sechs der sieben vergangenen Spielzeiten hatte der Vorrunden-Sieger am Ende den DEL-Pokal in die Vitrine stellen können. Und 2023?

Das 1:3 daheim zum Auftakt konnte man vielleicht noch als Ausrutscher on Ice abtun, doch nach dem 2:3 im hohen Norden brannte es im EHC-Kosmos. 0:2 in der Best-of-seven-Serie - die Roten Bullen mit dem breiten Rücken zur Wand.

"Wir gewinnen, weil wir den Fokus, die Typen, die Spieler dazu haben", sagte München-Trainer Don Jackson, der mit acht Titeln der erfolgreichste Coach der DEL-Geschichte ist, vor der Partie bei MagentaSport.

Und der EHC hatte wahrlich den Fokus, die Spieler, die Typen, die es brauchte. In einer harten, hitzigen Playoff-Partie setzten sich Kapitän Patrick Hager und Co., mit 7:1 gegen die Gäste durch. Spiel vier steigt nun am Mittwoch (19.00 Uhr, MagentaSport) wieder in Bremerhaven.

Es ging gleich heftig los. München wollte von Sekunde eins an beweisen, wer die eisigen Hausherren am Oberwiesenfeld sind. Es gab immer wieder Scharmützel, Handgemenge, fliegende Fäuste. Der EHC schnell, heiß, aggressiv, dominant - und erfolgreich. In der zehnten Minute zog Verteidiger Konrad Abeltshauser ab, die Scheibe sprang Filip Varejcka an den Oberkörper und von da ins Netz - drin das Ding. Erst nach langem - zehrend langem - Videobeweis verkündeten die Schiedsrichter das, was alle Münchner hören wollten - Tor!

Einer dieser so wichtigen dreckigen Treffer. 1:0, das erste Mal, dass Goalie Maximilian Franzreb in fünf Playoff-Spielen (Pre-Playoffs und Viertelfinale) im ersten Drittel hinter sicher greifen musste. "Wir sind mit 0:2 in dieses Spiel gegangen, wir wussten, dass wir endlich mal in Führung gehen müssen", sagte EHC-Stürmer Justin Schütz.

1:0 ist gut, 2:0 natürlich besser. In der 13. Minute spielt Varejcka vor den Augen von Oberbürgermeister Dieter Reiter und Ex-Bundestrainer Hans Zach Torjäger Trevor Parkes frei - der versenkte den Puck genüsslich.

Das 104. Tor für Parkes im Trikot des EHC, der damit den Vereinsrekord von Eishockey-Legende Michael Wolf egalisierte.

Und weil es so schön war, legte der EHC 15,6 Sekunden vor der Drittelpause noch einen drauf. Yasin Ehliz, der DEL-Spieler des Jahres, traf per abgefälschtem Schuss in Überzahl zum 3:0. Der EHC klar überlegen. Die Schussstatistik: 18:4.

"Es ist ein hartes, tolles Spiel, das richtig Spaß machen würde, wenn wir nicht 0:3 hinten liegen würden", sagte Bremerhavens Nino Kinder. Nun, der Spaß wurde noch viel geringer. In der 26. Minute nahm Ben Street genau Maß - das 4:0 für die Roten Bullen, die sich als Nimmersatts verstanden. Wieder Überzahl - wieder drin. Comebacker Chris DeSousa mit dem 5:0 (39.).

"Wir spielen so, wie wir es uns für die gesamte Serie vorgenommen hatten - und wir sind froh, dass wir endlich in der Serie angekommen sind", meinte Kapitän Hager. Im Schlussdrittel schlugen erst Varejcka, der Mann der Partie, und dann Schütz noch mal zu - das 6:0 und 7:0. Das 1:7 durch Phillip Bruggisser in doppelter Überzahl (54.) war nicht mal Ergebniskosmetik. Das Menetekel an der Eiswand, es verblasst - der EHC sieht endlich wieder wie der EHC aus.