Bayerisch-iberische Erfolgsstory

Thiago und MartÍnez vor Abschied: Spanischer Exodus beim FC Bayern


Sie waren und sind (noch) die Gesichter der spanischen Ära bei Bayern: Thiago, Xabi Alonso, Javi Martínez und Pep Guardiola (von links).

Sie waren und sind (noch) die Gesichter der spanischen Ära bei Bayern: Thiago, Xabi Alonso, Javi Martínez und Pep Guardiola (von links).

Von Guido Verstegen / Online

Bei Thiago, Martínez und Odriozola stehen die Zeichen klar auf Abschied - erstmals seit 2012 würde kein Spanier mehr in München spielen. Die AZ blickt auf die bayerisch-iberische Erfolgsstory zurück.

München - Sofern es überhaupt noch letzte Zweifel daran gab, dass das Kapitel Thiago beim FC Bayern in diesem Sommer enden wird, dann hat Karl-Heinz Rummenigge diese am Donnerstag endgültig ausgeräumt. Der Vorstandsvorsitzende wählte im Rahmen der Vorstellung von Neuzugang Leroy Sané nämlich deutliche Worte in Richtung des Spaniers, die unmissverständlich auf ein Ende der Zusammenarbeit schließen lassen.

Ähnlich wie nach wie vor bei David Alaba wäre die bevorzugte Option des Vereins auch bei dem 29-jährigen Thiago gewesen, dessen 2021 auslaufenden Vertrag zu verlängern. "Bei Thiago halte ich das jetzt aber für schwierig", sagte Rummenigge und berichtete von "optimistisch und positiv verlaufenen Gesprächen" mit dem Spanier, die plötzlich eine unerwartete Wendung erfuhren: "Er hat Hasan mitgeteilt, dass er noch mal etwas Neues machen möchte."

Und in diesem Sommer wechseln wolle. Wohin ist noch unklar. Den Bayern liegt noch keine Anfrage eines anderen Klubs vor- auch nicht vom FC Liverpool. Dass die Münchner Thiago auf keinen Fall im nächsten Jahr ablösefrei ziehen lassen wollen, machte Rummenigge ebenfalls erneut deutlich. Damit ist klar, dass Thiagos Ära bei Bayern vorbei ist - und mit ihr wohl auch die der Spanier in München insgesamt.

Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hätte Thiago gerne behalten.

Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hätte Thiago gerne behalten.

Bei Martínez deuten die Zeichen klar auf Abschied

Der Abschied von Álvaro Odriozola - noch bis zum Ende des Champions-League-Turniers in Lissabon von Real Madrid ausgeliehen - ist längst beschlossen. Und auch bei Javi Martínez deuten die Zeichen klar auf Abschied. "Sie haben beide schon die Drei vorne im Alter stehen und da macht man sich natürlich auch Gedanken", sagte Rummenigge über ihn und Jérôme Boateng, die beide ebenfalls nur noch bis 2021 gebunden sind.

Es stelle sich die entscheidende Frage: ""Will man das eine Jahr beim FC Bayern bleiben oder will man woanders seine Karriere ausklingen lassen?" Martínez' Abschied würde den spanischen Exodus endgültig beschließen. Die AZ blickt auf die bayerisch-iberische Erfolgsstory zurück...

Javi Martínez: Investition zahlte sich für Bayern aus

Er ist sozusagen der bayerische Urspanier. Der Baske wechselte 2012 als Erster nach München. Jupp Heynckes sah in dem Defensivspezialisten das fehlende Puzzleteil in seiner Mannschaft. Den Bayern war der bis dahin eher unbekannte Martínez deshalb sogar die damalige Rekordablösesumme von 40 Millionen Euro wert, für die er von Athletic Bilbao kam. Die Investition zahlte sich für Bayern direkt aus: An der Seite von Bastian Schweinsteiger war Martínez ein Schlüsselspieler beim folgenden Triplegewinn 2013.

Sein Kreuzbandriss brachte ihn ein Jahr später dann aus dem Tritt, genau wie zahlreiche weitere Verletzungen in der jüngeren Vergangenheit. Unter Trainer Hansi Flick ist der 31-Jährige aktuell nur noch Ersatzspieler. Eine Rückkehr nach Bilbao ist deshalb eine realistische Option.

Pep Guardiola: "Fußball wie von einem anderen Stern"

Ein Jahr nach Martínez nahm der spanische Startrainer seine Arbeit in München auf. Und mit ihm sein Vertrauter Manel Estiarte, Assistent Domenec Torrent, Fitnesscoach Lorenzo Buenaventura sowie Scout Carles Planchart. Sie alle verließen den Klub bei Guardiolas Abschied 2016 wieder. Den spanischen Tross zog es zu Manchester City weiter. "Zwischen 2012 und 2016 haben wir Fußball wie von einem anderen Stern gespielt", schwelgte Rummenigge zuletzt in Erinnerungen: "Zu dieser Zeit haben wir einen ähnlichen Fußball gespielt, waren dabei aber fast noch stärker als Barcelona. Jupp und Pep haben die Mannschaft auf ein unfassbares Niveau gebracht."

Der ganz große Triumph in der Champions League blieb Guardiola allerdings verwehrt. Er scheiterte drei Mal im Halbfinale - nacheinander an Real Madrid, Barcelona und Atletico Madrid, also immer an spanischen Teams.

Thiago: Genialer Kopf der Mannschaft

Den Mittelfeldspieler lotste Guardiola unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit legendären Worten ("Thiago oder nix") von Barça nach München. Thiago wurde sofort zum genialen Kopf der Mannschaft. Bis heute haftet ihm einzig der Makel an, es nicht geschafft zu haben, die Bayern zum Triumph in der Königsklasse zu führen. Eine letzte Möglichkeit hat er nun noch beim Finalturnier in Portugal. Danach gilt ein Wechsel zum FC Liverpool nach wie vor als das wahrscheinlichste Zukunftsszenario für ihn.

Xabi Alonso: Joshua Kimmich ging bei ihm in die Lehre

Der Welt- und Europameister wechselte 2014 als Königstransfer nach München. Guardiola hatte ihn persönlich von dem Wechsel überzeugt. Der Mittelfeld-Maestro kam damals im Gegenzug für Toni Kroos von Real Madrid, der sich für gerade mal 25 Millionen Euro zu den Königlichen verabschiedete. Alonso verzückte die Bayern und die Bundesliga noch mal mit seiner Spielkunst, bevor er 2017 seine große Karriere in München beendete.

"Er zeigt uns, wie das Spiel gespielt werden muss", sagte Thiago mal über ihn. Auch ein gewisser Joshua Kimmich ging bei Alonso sozusagen in die Lehre und wurde unter Guardiola stets als sein Backup im defensiven Mittelfeld eingesetzt.

Pepe Reina: Zu stark für einen Ersatzkeeper

Mit seiner Verpflichtung erfüllte der FC Bayern Guardiola seinen Wunsch nach einem starken Ersatz-Torhüter. Wie sich schnell herausstellte, war Reina zu stark, um sich dauerhaft mit der Rolle auf der Ersatzbank hinter Manuel Neuer zufriedenzugeben. Nach nur einem Jahr verließ er die Münchner wieder und ging zum SSC Neapel.

Álvaro Odriozola: Missverständnis endet im August

Trainer Hansi Flick wünschte sich im Winter einen Rechtsverteidiger als Backup. Und bekam Odriozola, den Hasan Salihamidzic für ein halbes Jahr von Real Madrid auslieh. Der Spanier wurde den Ansprüchen allerdings nicht gerecht, Flick konnte nicht viel mit ihm anfangen. Das Missverständnis endet im August.

Lucas Hernández: "Spreche besser spanisch als französisch"

Der 80-Millionen-Mann, der in Marseille geboren wurde, aber in Madrid aufwuchs, kommt einem zumindest spanisch vor. "Ich spreche besser spanisch als französisch", sagt er. 2018 wurde er mit Frankreich Weltmeister, hat aber auch den spanischen Pass. So ganz vorbei ist die iberische Ära bei Bayern also doch nicht.

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