Sünching

Baupfusch treibt Familie an den Rand des Ruins


Dem Ziel vom eigenen Haus so nah und doch so fern: Peter Groll mit Ehefrau Daniela. (Foto: mj)

Dem Ziel vom eigenen Haus so nah und doch so fern: Peter Groll mit Ehefrau Daniela. (Foto: mj)

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Es sollte endlich das lang ersehnte Traumhaus der jungen Familie Groll werden, doch diesen Traum setzte eine Regensburger Baufirma buchstäblich in den Sand. Ein Fertighaus sollte es werden auf 145 Quadratmeter Fläche verteilt, am Ortsrand der idyllischen Gemeinde Sünching. Dazu ein kleiner Garten für die Kinder zum Spielen.

Schlüsselfertig sollte das Haus von der Baufirma hingestellt werden. Bezugsfertig zum 1. Oktober 2013. Doch davon ist weit und breit nichts zu sehen. Das Haus gleicht nach wie vor einer einzigen Baustelle. Kein Wasser, kein Strom, keine Treppen im Haus, keine Balkone. Undenkbar, darin zu wohnen. Vor allem mit drei kleinen Kindern im Alter von 7 und 3 Jahren sowie gerade mal 3 Monaten. "Wir standen plötzlich ohne zu Hause da und wussten nicht, wohin", erinnert sich die 30-jährige Daniela Groll. Das alte Mietshaus in Rain war fristgerecht gekündigt und an einen Umzug ins Eigenheim nach Sünching war nicht zu denken.

Ein Hotel für die ganze Familie war bei der angespannten finanziellen Lage einfach nicht mehr drin. Denn Familie Groll hatte sämtliche Bauleistungen bereits im Vorfeld bezahlt. Insgesamt 268.000 Euro. "Da waren wir zu blauäugig", ärgert sich Daniela Groll. Trotzdem hatte das junge Ehepaar im Vorfeld eigentlich seine Hausaufgaben gründlich gemacht. "Wir haben den Bauvertrag von einem Rechtsanwalt prüfen lassen und uns sogar ein aktuelles Bauprojekt der Firma in Petershausen bei München angesehen", berichtet der 32-jährige Peter Groll. Erst, nachdem alles sauber zu sein schien, gab man der Baufirma die Zusage für das Objekt. Ein Fehler, wie die Grolls heute wissen. Die fünfköpfige Familie wohnt nun schon seit mehreren Wochen bei den Schwiegereltern. Ein Ende der sporadischen Unterkunft ist gegenwärtig nicht in Sicht.


Ahmed S. (Name von der Redaktion geändert)., Geschäftsführer der betreffenden Baufirma, wiegelt ab: "Im Bauvertrag stehen vier bis sieben Monate. Wenn da jemand der Familie Groll den 1. Oktober mündlich zugesichert hat, ist das dumm gelaufen, aber nicht meine Schuld." Davon abgesehen, bedaure er dieses Schlamassel aber natürlich. "Fakt ist aber auch, dass die von mir beauftragte Firma immer noch kein Geld von den Grolls erhalten hat. Darum wurden auch die Arbeiten auf der Baustelle eingestellt", so Ahmed S. weiter.

"Wir haben alles schwarz auf weiß hier, dass wir vorab pünktlich und in vollem Umfang gezahlt haben", bekräftigt Peter Groll dagegen. Die betreffende Baufirma war hier offenbar anderer Meinung, wartete die richtige Gelegenheit ab und stieg über ein Kellerfenster ins Haus ein, während das Ehepaar Groll nicht auf der Baustelle war. Kurzerhand wurden dann sowohl der Radiator im Wert von 3.000 Euro und der Wechselrichter der Photovoltaikanlage im Wert von 1.500 Euro wieder mitgenommen.

"Das ist einfach nur skrupellos", empört sich Daniela Groll, die diesen Vorfall bei der Polizei angezeigt hat. Das junge Ehepaar hat der Baufirma seither strikt untersagt, das Gelände noch einmal zu betreten. "Wie sollen wir denn dann das Haus fertigbauen? Das wäre eine Sache von einer Woche. Die Familie ist selbst schuld", schimpft Ahmed S. Derweil haben die Grolls die Ärmel hochgekrempelt und werkeln in Eigenregie nahezu Tag und Nacht an dem Haus.

Und ganz Sünching unterstützt sie dabei. "Wir sind den Leuten hier im Ort wirklich ewig dankbar, dass sie uns ohne zu zögern tatkräftig zur Seite stehen, während uns vermeintliche Freunde nicht helfen wollten", sagt Daniela Groll. Tatsächlich haben sich viele Handwerksfirmen nicht an die Baustelle rangetraut. Wegen der Gewährleistung. Doch aufgeben gilt nicht und so packen viele fleißige Hände gemeinsam an, um den Grolls doch noch ihren Traum erfüllen zu können. Händeringend werden gegenwärtig noch Leute gesucht, die den Verputz oder die Verdichtung der Fenster übernehmen könnten. Hilfsbereite können sich mit einer entsprechenden Mail an team@idowa.de wenden.

Besonders für die Kinder der Grolls ist die schwere Situation kaum zu begreifen. "Meine Tochter fragt mich jeden Abend, wenn ich sie ins Bett bringe, wann wir denn nach Hause fahren", so Peter Groll nachdenklich. Zusätzliche Motivation also, um alles daran zu setzen, Weihnachten 2013 mit der ganzen Familie im neuen Eigenheim in Sünching verbringen zu können.

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Treppen im Inneren des Hauses sind nach wie vor Fehlanzeige. Unmöglich, hier mit drei kleinen Kindern einzuziehen. (Foto: Matthias Jell)

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Zum 1. Oktober wollte die junge Familie Groll in ihr neues Eigenheim einziehen. Durch die Querelen mit einer Baufirma ist dieses Ziel jedoch in weite Ferne gerückt. (Foto: Matthias Jell)

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Auch in den stockdunklen Keller geht's nur über eine schmale Leiter. (Foto: Matthias Jell)

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Zum 1. Oktober wollte die junge Familie Groll in ihr neues Eigenheim einziehen. Durch die Querelen mit einer Baufirma ist dieses Ziel jedoch in weite Ferne gerückt. (Foto: Matthias Jell)

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Durch dieses Kellerfenster stieg die Baufirma ein, um sich ihre Geräte zurückzuholen.(Foto: Matthias Jell)

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Zum 1. Oktober wollte die junge Familie Groll in ihr neues Eigenheim einziehen. Durch die Querelen mit einer Baufirma ist dieses Ziel jedoch in weite Ferne gerückt. (Foto: Matthias Jell)

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Zum 1. Oktober wollte die junge Familie Groll in ihr neues Eigenheim einziehen. Durch die Querelen mit einer Baufirma ist dieses Ziel jedoch in weite Ferne gerückt. (Foto: Matthias Jell)

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Zum 1. Oktober wollte die junge Familie Groll in ihr neues Eigenheim einziehen. Durch die Querelen mit einer Baufirma ist dieses Ziel jedoch in weite Ferne gerückt. (Foto: Matthias Jell)

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Zum 1. Oktober wollte die junge Familie Groll in ihr neues Eigenheim einziehen. Durch die Querelen mit einer Baufirma ist dieses Ziel jedoch in weite Ferne gerückt. (Foto: Matthias Jell)