Vilsbiburger Zeitung

"Bin ich hier richtig?"


Ein Farbtupfer im CSU-Bezirksvorstand: Die Geisenhausenerin Manuela Wagenbauer will sich aktiv in das politische Geschehen einbringen.

Ein Farbtupfer im CSU-Bezirksvorstand: Die Geisenhausenerin Manuela Wagenbauer will sich aktiv in das politische Geschehen einbringen.

Von Redaktion idowa

Geisenhausen. (bb) Der kürzlich abgehaltene Bezirksparteitag der CSU in Pfarrkirchen ging im Medienecho eher geräuschlos über die Bühne. Am meisten sorgten noch die vordemokratisch anmutenden knapp 99 Prozent, mit denen Manfred Weber in seinem Amt als Bezirksvorsitzender bestätigt wurde, für Aufsehen. Einen willkommenen Farbtupfer brachte jedoch eine junge Dame aus Geisenhausen in die Veranstaltung. Manuela Wagenbauer, gerade mal 19 Jahre alt, wurde von den Delegierten als Beisitzerin in den Bezirksvorstand gewählt - und ist somit in diesem Gremium das jüngste Mitglied aller Zeiten.

Jung, blond und hübsch, dazu in ihrer Freizeit noch begeisterte Cheerleaderin - die Geisenhausenerin, die noch als Teenager durchgeht, ist nicht gerade das Erscheinungsbild, das man sich gemeinhin von einer CSU-Frau in verantwortlicher Position vorstellt. Und das bekommt Manuela Wagenbauer auch immer wieder mal zu spüren: "Kürzlich war ich bei einer CSU-Veranstaltung in der Nähe von Deggendorf, habe aber das Lokal nicht gleich gefunden. Also habe ich eine Gruppe älterer Herren gefragt: ,Bin ich hier richtig?'. Als die mich völlig entgeistert angeschaut haben, habe ich gewusst: Ja, ich bin hier richtig", lacht sie. Mit Vorbehalten zu leben, hat sie gelernt. Auch in ihrem Freundeskreis war anfänglich die Skepsis groß. "Viele haben es nicht verstanden, dass ich meine Zeit an Abenden oder am Wochenende oft damit verbringe, als Mitglied des Promotion-Teams der Jungen Union zu Veranstaltungen quer durch ganz Bayern zu düsen. Inzwischen wissen es aber alle - und akzeptieren es auch."

Zwei Minuten reichten
Ihr Einsatz hat sich zumindest innerparteilich gelohnt - mit dem sechstbesten Ergebnis unter den 19 Kandidatinnen des "Frauenblocks" wurde Manuela Wagenbauer in den Bezirksvorstand gewählt. Damit hatte sie zuvor nicht gerechnet: "Ich habe zwar spontan zugesagt, als mich Florian Oßner (JU-Bezirksvorsitzender, Anm. der Red.) gefragt hat, ob ich kandidieren möchte. Aber die meisten anderen Kandidatinnen haben einen deutlich erfahreneren Eindruck gemacht. Insofern war ich vom Ergebnis dann schon überrascht." Eine zweiminütige Vorstellung - mehr Zeit gab es nicht - reichte der 19-Jährigen, um die Delegierten von sich zu überzeugen. "Für mich ist das schon ein Signal, dass die Jugend bei der CSU eine echte Chance erhält - und das nicht nur Lippenbekenntnisse sind."

Als Vorstandsmitglied hat Manuela Wagenbauer kein Interesse daran, ihre Zeit in diesem Gremium lediglich abzusitzen: "Es ist mir schon wichtig, mich hier aktiv einzubringen. Viel zu viele in meinem Alter interessieren sich zwar für Politik, schimpfen aber nur, sind nicht bereit, sich in irgendeiner Form zu engagieren." Dies ist für sie völlig unverständlich: "Es geht schließlich um unsere Zukunft. Wenn wir jetzt nichts tun, sind ja wir es, die mit den Folgen leben müssen."

Bäcker wichtiger als Anwalt
Sich einbringen, mitmischen - das ist es, was sich die Schülerin vorgenommen hat. Insbesondere den Bereichen Bildung und Familienpolitik gilt ihr Augenmerk, wobei sie sich hier ganz auf Parteilinie bewegt: "In der Bildungspolitik stehe ich komplett hinter dem dreigliedrigen Schulsystem. Diesen Trend, dass alle unbedingt aufs Gymnasium gehen müssen, finde ich überhaupt nicht gut. Das kann nicht das Einzige sein, das zählt." Zumal man mit der Mittelschule über ein Instrument verfüge, das die Schüler sehr gut auf praktische Berufe vorbereite: "Und ganz ehrlich: Ob es einen Anwalt mehr oder weniger gibt, ist doch völlig egal. Schlimmer wäre es, wenn es vor Ort irgendwann keinen Bäcker mehr gäbe."

Mit offener Kritik an der eigenen Partei will sich Manuela Wagenbauer (noch) zurückhalten, die extreme Wende in der Energiepolitik hat ihr aber, das gibt sie zu, nicht gefallen: "Natürlich ist Atomkraft ein schwieriges Thema. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben wir es hier in Deutschland unter Kontrolle. Ob es so sinnvoll ist, dass wir den Strom, der uns jetzt fehlt, jetzt aus dem tschechischen Kernkraftwerk Temelin kaufen, wage ich doch zu bezweifeln. Für mich war der Ausstieg aus der Kernenergie eine vorschnelle Entscheidung."

Für sich selbst schließt Manuela Wagenbauer zum heutigen Zeitpunkt eine hohe politische Karriere übrigens aus: "Ich glaube nicht, dass ich dafür sonderlich geeignet wäre. Ich sehe meine Zukunft eher als Rechtsanwältin, will deshalb im nächsten Jahr nach meinem Abschluss an der Berufsoberschule Landshut das Jura-Studium in Regensburg aufnehmen." Das ist jedoch noch Zukunftsmusik, aktuell steht die Abschlussarbeit an. Das Thema lautet: "Steckt die Parteiendemokratie in der Krise?" Manuela Wagenbauers Antwort auf diese Frage: "Nein, noch nicht. Aber es gibt einen klaren Abwärtstrend, gegen den man jetzt etwas unternehmen muss." An ihr, soviel ist klar, soll dies nicht scheitern.

Mehr dazu lesen Sie in der Vilsbiburger Zeitung vom 10. August 2011!
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Manuela Wagenb päpp als Auslandsreporterin unterwegs. Ein Jahr lang bloggte sie von ihrem Auslandsjahr in Amerika. Hier ein Einblick in ihren Blog:
auer war schon für unser Jugendportal