Deggendorf/Ingolstadt

Timo Pielmeier: Ein waschechter Niederbayer mischt die DEL auf


Timo Pielmeier avanciert nicht nur in den Play-Offs zum sicheren Rückhalt des ERC Ingolstadt. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Timo Pielmeier avanciert nicht nur in den Play-Offs zum sicheren Rückhalt des ERC Ingolstadt. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Schon die Tatsache, dass im DEL-Finale 2014 zwei Teams stehen, die auf deutsche Torhüter setzen, zeigt, dass starke Goalies nicht immer aus dem Mutterland des Eishockey kommen müssen. Wenn die Kölner Haie und der ERC Ingolstadt ab Donnerstag um die Deutsche Meisterschaft kämpfen, wird es auch auf das Torhüter-Duell Danny aus den Birken gegen Timo Pielmeier ankommen. Hatte man die Rheinländer in Sachen Meisterschaftsanwärter noch eher auf dem Zettel, so haben mit den Oberbayern wohl nur die kühnsten Optimisten gerechnet. Maßgeblichen Anteil an dem Erfolg hat mit Timo Pielmeier ein waschechter Niederbayer. Der gebürtige Deggendorfer avancierte bereits in seiner ersten DEL-Saison zu einer der herausragenden Stützen des Teams. Folgerichtig wurde er als "Rookie des Jahres" ausgezeichnet. Kurz vor dem ersten Finalspiel hat sich idowa mit dem 24-Jährigen über seine bisherige Karriere und die Aussichten aufs Finale unterhalten.

Idowa: Timo, erstmal herzlichen Glückwunsch zum Erreichen des Finales. Nervös, bevor's heute Abend in Köln losgeht?

Timo Pielmeier: Nein, nervös sind wir nicht. Die Vorfreude ist einfach riesengroß und die Stimmung könnte natürlich nicht besser sein.

Um die Stimmung im Team war's ja heuer nicht immer so gut bestellt. Ihr habt einen ziemlichen Sturzflug hingelegt und euch hatte kaum noch jemand auf dem Zettel.

Pielmeier: Das stimmt. Zwischenzeitlich ging es hier drunter und drüber. Plötzlich war kein Manager mehr da, viele Spieler wollten natürlich wissen, wie es mit ihnen weitergeht, aber es war niemand mehr da, der Vertragsgespräche hätte führen können. Das hat sich dann mitunter auch negativ auf unsere Leistung ausgewirkt.

Und trotzdem habt ihr die Kurve noch gekriegt. Wo war für dich der Wendepunkt?

Pielmeier: Das war das Tief im Februar. Wir haben uns zusammengesetzt, Einzelgespräche geführt. Es war uns klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Großen Anteil an der Wende hatte auch unser Trainer Niklas Sundblad, der trotz allem immer die Ruhe bewahrt hat und nie in Hysterie verfallen ist. Er hat uns immer das Gefühl gegeben, dass wir das wieder hinkriegen.

Das habt ihr ja letztlich auch mit Bravour gemeistert.

Pielmeier: Ja, wir haben Charakter gezeigt. Diese schwierige Phase hat uns noch enger zusammengeschweißt.

Ist dieser enge Zusammenhalt auch so etwas wie euer Erfolgsrezept?

Pielmeier: Bestimmt. Bei uns kämpft jeder für jeden und wir wissen, dass jeder von uns ein Spiel entscheiden kann. Das macht uns unberechenbar. Das Kollektiv funktioniert einfach.

Für dich ist es ja deine erste DEL-Saison. Speziell nach deinem Weggang aus Landshut haben dir dort einige Kritiker nicht zugetraut, dass du dich in der DEL durchsetzen könntest. Nun bist du "Rookie des Jahres" und stehst mit deinem Team im Finale. Ist das auch ein Stück weit Genugtuung für dich?

Pielmeier: Auf alle Fälle. Kritiker gibt's ja immer und überall, in jedem Verein. Da tut es schon gut, wenn man diese Kritiker durch gute Leistungen verstummen lässt.

Apropos Landshut: Denkst du im Nachhinein, es war der richtige Schritt, dich erstmal in der 2. Liga zu beweisen?

Pielmeier: Ja, und ich kann nur jedem jungen Torwart dazu raten. Wichtig ist, dass man spielt. Und ich bin Landshut dafür dankbar, dass sie mir die Gelegenheit dazu gegeben haben. Ich verstehe junge Torhüter nicht, die sich ohne Aussicht auf Spielpraxis in der DEL eine ganze Saison auf die Bank setzen, nur um ihren DEL-Status zu wahren. Es macht doch viel mehr Sinn, sich erstmal in der zweiten Liga zu zeigen und dann kann man immer noch eine Etage höher wechseln.

Du hast dein Glück ja auch schon in Nordamerika versucht. Ist der Traum von der NHL für dich begraben?

Pielmeier: Die Erfahrungen, die ich in Übersee gemacht habe, waren sehr lehrreich für meine Entwicklung. Den Traum von der NHL habe ich hinten angestellt, aber nicht komplett begraben. Ohne Aussicht auf Spielpraxis würde ich aber definitiv nicht mehr rübergehen. Das würde ich nur dann probieren, wenn ich einen One-Way-Vertrag angeboten bekäme.

Für nächste Saison ist ja nun eine Kooperation zwischen dem ERC Ingolstadt und deinem Ex-Verein Landshut angedacht. Was hältst du davon?

Pielmeier: Das wäre eine super Sache, von der beide Seiten profitieren könnten. Landshut hat viele talentierte, junge Spieler. Speziell Fabio Wagner spielt jetzt schon auf einem sehr hohen Niveau. Ich würde ihm auf alle Fälle zutrauen, dass er das Zeug zu einem Top-Verteidiger in der DEL hat.

Heute Abend geht's für euch nun im ersten Finalspiel in Köln zur Sache. Ihr habt 3 von 4 Saisonspielen gegen die Haie verloren, Ende Januar aber mit 7:4 gewonnen. Wie wichtig war dieser Sieg im Nachhinein für die Psyche?

Pielmeier: Er hat zumindest gezeigt, dass wir die Kölner auf jeden Fall packen können. Und auch in den anderen Spielen waren wir mit Ausnahme des ersten Spiels in Köln alles andere als chancenlos.

Welche Chancen rechnest du euch fürs Finale aus?

Pielmeier: Es wird wohl eine enge Kiste, aber ich denke, wir haben gute Chancen. Wir haben immerhin bisher die Eisbären Berlin, Krefeld und Hamburg ausgeschaltet. Das hat uns zusätzlich Selbstvertrauen gegeben.

Was würdest du als erstes machen, wenn ihr tatsächlich Meister werden solltet?

Pielmeier: Das kann ich jetzt so spontan gar nicht sagen. Ich glaube, sowas realisiert man sowieso nicht gleich. Aber ich würde bestimmt erstmal ein bis zwei Wochen durchfeiern. (lacht)