Kleine Finger, große Töne

Marlis Sattler spielt Tenorhorn – ein Instrument, halb so groß wie sie selbst


Auf ihrem Tenorhorn kann Marlis nicht nur spielen - es eignet sich auch zum Kuscheln.(Fotos: Eiblmeier)

Auf ihrem Tenorhorn kann Marlis nicht nur spielen - es eignet sich auch zum Kuscheln.(Fotos: Eiblmeier)

Von Maria-Therese Eiblmeier

Den Notenständer holen, sich noch mal kurz von Hündin Nelly abschlecken lassen und dann kann es auch schon losgehen. Die zehnjährige Marlis Sattler aus Haidenkofen im Landkreis Dingolfing-Landau nimmt ihr Tenorhorn zur Hand und spielt. Und wie!

Ein Tenorhorn ist ein ziemlich großes Blechblasinstrument, das nicht viele Kinder kennen - geschweige denn spielen. Auch Marlis ist dazu eher auf Umwegen gekommen. Eigentlich hätte sie gerne Klarinette gelernt. "Dafür waren meine Finger aber mit sechs Jahren einfach noch zu kurz", erinnert sie sich lachend. Also hat sie sich beim Tag der offenen Tür der Musikschule Landau ein bisschen umgeschaut. Da fiel ihr Blick auf das große Tenorhorn, das ihr bis zur Hüfte reicht. Seitdem überrascht die Zehnjährige damit immer wieder ihre Zuhörer. Denn ein Tenorhorn trauen viele eher einem großen Mann zu als einer Fünftklässlerin.

Freundin Viktoria spielt Klavier. Sie findet, dass es sich "total schön" anhört, wenn Marlis auf dem Tenorhorn spielt. "Auch wenn es ein ganz anderer Klang ist als der vom Klavier". Ein Tenorhorn klingt so ähnlich wie eine Trompete, weil beides Blechblasinstrumente sind, aber auf dem Tenorhorn klingen auch tiefe Töne noch ganz weich.

Marlis übt meistens drei- bis viermal in der Woche, erzählt sie, "Außer in den Ferien, weil Ferien sind Ferien und da macht man nix". Mit der Jugendstadtkapelle Landau probt Marlis außerdem einmal pro Woche. Dort ist sie das jüngste Mitglied. Gerne macht sie ab und zu auch mit ihrem Papa Musik, der mit seiner Trompete bei der Stadtkapelle mitspielt. "Der Papa spielt die gleichen Lieder wie ich, das ist gut", freut sie sich.

Natürlich ist Tenorhorn zu spielen nicht ganz so leicht, wie es bei Marlis rüberkommt. Das Instrument wiegt zweieinhalb Kilo. Das ist so, als müsste man sich zwei große Packungen Mehl mit den Händen vors Gesicht halten - und das oft länger als eine Stunde, bis die Probe vorbei ist. Eine ganz schöne Puste braucht man auch, um aus dem Metallhorn überhaupt Töne herauszubekommen. Während des Spielens kann Marlis nicht einfach Luft holen, so oft sie will, sondern muss dafür eine kurze Pause im Stück abwarten. Das alles wirkt bei ihr aber kinderleicht.

Keine Bange vor der Bühne

Genau um 11.11 Uhr war damals Marlis Sattlers Auftritt: Mit Herzklopfen und wackeligen Knien stand sie vor der Jury von "Jugend musiziert". Aber aller Aufregung zum Trotz spielte sie so gut, dass sie von allen Blechbläsern ihrer Altersklasse Dritte in Bayern wurde.

Der Wettbewerb "Jugend musiziert" findet jedes Jahr statt und besteht aus drei Runden. Die erste Runde heißt Regionalwettbewerb und war dieses Jahr für unsere Region in Landshut. Die Teilnehmer, die hier die Jury überzeugen können, kommen dann eine Runde weiter: in den Landeswettbewerb. Der war 2015 in Bayreuth. "Die Jury bei der Entscheidung in Bayreuth war viel strenger als in Landshut", erinnert sich Marlis.

Die Teilnehmer müssen die Stücke, die sie vorspielen wollen, aus einer Liste vorgegebener Stücke aussuchen. Dann üben sie diese so lang, bis sie ganz sicher sind, dass sie keine Fehler mehr machen. "Immer wieder das gleiche Stück zu üben, ist irgendwann ganz schön nervig", gibt Marlis zu, "aber es muss halt sein." Bei ihrem Auftritt hat dann auch alles geklappt - und nur die Mama hat ihr die Aufregung ein bisschen angesehen.

Einen langen Atem braucht es immer, um ein Instrument zu spielen - beim Tenorhorn erst recht. (Fotos: Eiblmeier)

Einen langen Atem braucht es immer, um ein Instrument zu spielen - beim Tenorhorn erst recht. (Fotos: Eiblmeier)