Flüchtlingsdrama

Türkei öffnet Grenze für syrische Flüchtlinge


Der mutmaßlich bei einem russischen Luftschlag auf die syrische Stadt Aleppo verletzte und seit zwei Tagen bewußtlose Kasem liegt am 08.02.2016 in einem Krankenhaus in der türkischen Stadt Kilis.

Der mutmaßlich bei einem russischen Luftschlag auf die syrische Stadt Aleppo verletzte und seit zwei Tagen bewußtlose Kasem liegt am 08.02.2016 in einem Krankenhaus in der türkischen Stadt Kilis.

Von Monika Müller

Russische Luftangriffe und der Vormarsch der syrischen Regierungstruppen haben Zehntausende Menschen in die Flucht geschlagen. Sie warten an der türkischen Grenze auf Einlass.

Die Türkei hat an der Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien verletzten Flüchtlingen Einlass gewährt. Die Verwundeten würden in türkischen Krankenhäusern behandelt, sagte Mustafa Özbek, ein Sprecher der regierungsnahen Hilfsorganisation IHH, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Grundsätzlich bleibe die Grenze jedoch geschlossen. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat die Türkei aufgerufen, auch alle aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo fliehenden Menschen aufzunehmen.

"Wir bitten die Türkei, ihre Grenzen für alle Flüchtlinge aus Syrien zu öffnen", sagte UNHCR-Sprecher William Spindler in Genf. Die Regierung in Ankara versucht, die Flüchtlinge auf syrischem Gebiet zu versorgen und will, dass sie dortbleiben. In der Türkei halten sich bereits mehr als 2,5 Millionen syrische Kriegsflüchtlinge auf.

Auf der syrischen Seite der Grenze warten seit Tagen Zehntausende Menschen aus der umkämpften Stadt Aleppo auf Einlass. Nach unterschiedlichen Angaben harren in der syrischen Region bei Asas zwischen 10 000 und 50 000 Menschen aus. Die syrische Armee und ihre Verbündeten waren in der vergangenen Woche mit Hilfe russischer Luftschläge vorgerückt und hatten die neue Massenflucht ausgelöst.

Die Verteidigungsminister der Nato-Staaten werden an diesem Mittwoch über eine mögliche Beteiligung des Bündnisses am Kampf gegen die Schlepper im Seegebiet zwischen Griechenland und der Türkei beraten. Die türkische Seite habe angekündigt, das Thema ansprechen zu wollen, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel.

Auf der griechischen Touristeninsel Kos ist es erneut zu heftigen Protesten gegen den Bau eines Registrierzentrums ("Hotspot") für Migranten gekommen. Unbekannte zündeten am Montag einen Sprengsatz neben der Polizeistation der Insel, wie das Staatsradio berichtete.

Sollte die Balkanroute für Flüchtlinge an der Grenze Griechenlands zu Mazedonien geschlossen werden, könnten Zehntausende Migranten in Griechenland festsitzen, wie der für Migration zuständige griechische Vizeminister Ioannis Mouzalas sagte. Eine solche Situation sei aber "kein Problem, mit dem Griechenland nicht fertig werden könnte". Analysten in Athen sehen darin auch Ausdruck der Hoffnungen einiger EU-Regierungen, dass die Zahl der Flüchtlinge deutlich zurückgehe, wenn die Balkanroute versperrt ist und sich die Lage herumspricht.

Der Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, Rupert Neudeck, kritisiert den Koalitionsstreit um den Familiennachzug minderjähriger Flüchtlinge nach Deutschland. Neudeck sagte dem Radiosender MDR Info, die Jugendlichen könnten "natürlich ohne ihre Familie in Deutschland aufwachsen". Sie bekämen eine gute Ausbildung, lernten einen Beruf und können dann sehen, wie sie ihre Zukunft machten. "Es ist nicht die unbedingte Voraussetzung, dass der Familienclan aus Kabul oder Kandahar dann hierher nachkommt", sagte Neudeck. Es sei "keine Gefahr, es ist eine Realität", dass Familien Kinder losschickten in der Hoffnung, später nachkommen zu können.

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