München

Siemens-Chef Kaeser sorgt bei Aktionären für gute Stimmung


Der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser, spricht am 26. Januar in München bei einer Pressekonferenz vor Beginn der Hauptversammlung. Der Industriekonzern hat nach einem starken Jahresauftakt seine Gewinnprognose angehoben.

Der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser, spricht am 26. Januar in München bei einer Pressekonferenz vor Beginn der Hauptversammlung. Der Industriekonzern hat nach einem starken Jahresauftakt seine Gewinnprognose angehoben.

Siemens-Chef Kaeser strotzt vor Selbstbewusstsein. Der Konzernumbau trägt erste Früchte. Aber es bleibt noch viel Arbeit, bis die Rechnung aufgeht.

Mehr Aufträge, mehr Umsatz, mehr Gewinn - mit breiter Brust ist Siemens-Chef Joe Kaeser am Dienstag vor die Aktionäre getreten. Die Weltwirtschaft dürfte sich weiter eintrüben, aber für Siemens werde 2016 ein gutes Jahr werden, sagte Kaeser auf der Hauptversammlung in München und hob die Gewinnprognose an.

"Fulminant", "Weltklasse", "hervorragend", so beschrieb der Vorstandschef die Leistungen der Geschäftsfelder unter seiner Führung. Mit dezenten Vergleichen mit der Ära seines Vorgängers Peter Löscher wollte er die Erfolge noch unterstreichen.

In den zwei Jahren unter seiner Verantwortung habe Siemens die ursprüngliche Prognose gehalten, sagte Kaeser. Das Projekt- und Risikomanagement sei heute besser, "die Sonderbelastungen sind deutlich gesunken". Der Abwärtstrend im Industriegeschäft sei gestoppt. Nach Jahren des Umsatzrückgangs sei mit dem Umsatzwachstum im ersten Quartal jetzt die Trendwende eingeleitet. "Ich gehe davon aus, dass wir diese Trendwende im zweiten Quartal deutlich verstärken", sagte Kaeser.

Das Auftragsbuch sei mit 114 Milliarden Euro so voll wie noch nie. Der Gewinn legte nach dem Wegfall von Sonderlasten schon im ersten Quartal um fast die Hälfte zu. Siemens werde nun wachsen und die Profitabilität steigern, versprach Kaeser den Aktionären.

Aktienkurs muss besser werden

"Da klingen die Ziele wie Musik in unseren Ohren", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Aktienkurs müsse allerdings besser werden. Union-Investment-Fondsmanager Ingo Speich forderte Kaeser gar auf, seinen 2018 auslaufenden Vertrag bis mindestens 2020 zu verlängern. Wunschlos glücklich waren die Anleger aber nicht: "Aus einer Schwalbe müssen Sie noch einen Schwan machen, damit wir damit so richtig Freude haben", mahnte Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger (VIP).

Denn im Konzern gibt es noch immer Baustellen. Im Öl- und Gasgeschäft belasten die niedrigen Ölpreise - trotz Kaesers Beteuerungen, das Wartungsgeschäft sei stabil. Der milliardenschwer zugekaufte US-Ölzulieferer Dresser Rand liefert noch nicht das, was sich das Management vorstellt. Auch die Sparte mit Getrieben und Motoren steht unter Druck.

Profitabler Tragpfeiler Software


Zustimmung erhielt Kaeser für den Kurs, den er in Richtung Industrie 4.0 fährt. Fondsmanager Marcus Poppe vom Vermögensverwalter der Deutschen Bank attestierte, in der sogenannten Digitalen Fabrik mit industrieller Software sei Siemens "mit Abstand Weltmarktführer". Auch da zeigte Kaeser Selbstbewusstsein - man habe hier keine Angst vor Tech-Riesen wie etwa Facebook, Google "und wie sie alle heißen - wir können das nämlich besser". Dafür erntete der Chef Applaus von den Aktionären.

Das besonders profitable Geschäft mit Software - einer der neuen Tragpfeiler von Siemens - entwickle sich dank der starken Nachfrage aus Europa hervorragend und werde sich weiter beleben. Der nächste Schritt: Siemens nimmt wieder viel Geld in die Hand, um das Geschäftsfeld weiter zu stärken und übernimmt für eine knappe Milliarde Dollar die US-Software-Firma CD-adapco. Mit den Programmen könnten zum Beispiel Auto- oder Flugzeughersteller Strömungen entlang der Karosserie oder der Tragfläche simulieren und die Entwicklungszeit um ein Drittel verkürzen, sagte Kaeser.

Ein Wachstumsträger 2016 werde auch die früher oft bemängelte Zugsparte sein. "Sie steht heute blendend da", sagte Kaeser und verwies auf Aufträge von der Berliner S-Bahn, der algerischen Bahn und den in Aussicht stehenden Großauftrag der iranischen Bahn. In der Medizintechnik - im ersten Quartal der größte Gewinnbringer - sei "Siemens heute das Maß aller Dinge".

Abweichend vom Redemanuskript gratulierte er noch Löschers Vorgänger Heinrich von Pierer zum 75. Geburtstag. Auch wenn nicht alles so lief, wie es hätte laufen müssen, sagte Kaeser mit Blick auf den Schmiergeldskandal, habe er Siemens doch nach vorne gebracht: "Das sollte man nicht vergessen!", sagte er unter dem Beifall der Aktionäre. Der Unternehmer Bernd Günther lobte Kaeser: "Sie sind auf dem Weg, auch ein Mr. Siemens zu werden."