Straubing

Wenn Facebook der Integration seine hässlichste Fratze zeigt


Die Facebook-Community hat mal wieder ihre hässlichste Fratze gezeigt. Diesmal in der Gruppe "Straubing UNITED - Das Original". (Symbolbild)

Die Facebook-Community hat mal wieder ihre hässlichste Fratze gezeigt. Diesmal in der Gruppe "Straubing UNITED - Das Original". (Symbolbild)

Ein junger syrischer Flüchtling sucht in einer Facebook-Gruppe Anschluss in Straubing - und eine eigene Bleibe. Doch auf seine harmlose Anfrage begegnet man ihm weitestgehend mit blankem Hass.

17.275 Mitglieder hat die Facebook-Gruppe "Straubing UNITED - Das Original". Was sich dort am Montagabend abspielte, spottet jeder Beschreibung: Rechtsradikale Auswüchse, Hasskommentare, ein Shitstorm, wie ihn diese Gruppe noch nicht erlebt hat. Ein Bildnis dessen, wie die gegenwärtige Flüchtlingskrise ein ganzes Land spaltet.

Und so fing alles an: Ein junger syrischer Flüchtling postet einen Beitrag in die Gruppe. Er ist noch nicht lange hier, schreibt dennoch in gebrochenem Deutsch. Immer wieder macht er deutlich, dass er sich hier integrieren will - endlich ankommen möchte. Er sucht Anschluss, Freunde und vor allen Dingen eine Wohnung. Letztere wohlgemerkt nicht zum Nulltarif. An sich vorbildlich, ist es doch genau das, was Flüchtlingskritiker stets fordern: Eigeninitiative, der Wille, sich hier in Deutschland zu integrieren. Doch plötzlich regiert der blanke Hass. Es hagelt Kommentare wie "(...) Der wenn meine Hitler Sachen sieht, der fliegt um lol", "Ist es im Asylantenheim nicht mehr schön genug?" oder "Tu uns allen einen Gefallen und probier es in deinem Land mal". Immerhin, einige Gruppen-Mitglieder und einer der Administratoren, Matthias Hoffmann, springen dem jungen Syrer Amjad A. zur Seite und verteidigen ihn.

Dennoch, die Welle der Ablehnung und des Hasses, die über ihn hereinbricht, stimmt Amjad A. natürlich nachdenklich. "Als ich das las, wünschte ich mir fast, ich wäre nicht nach Deutschland gekommen", sagt der 22-jährige Syrer gegenüber idowa. Doch auch er weiß: "Zum Glück sind ja nicht alle Menschen so. Viele waren ja auch auf meiner Seite. Bei ihnen möchte ich mich herzlich bedanken". Besonders freut es ihn, dass auch zwei Facebook-User auf sein eigentliches Anliegen reagiert haben. Er hofft nun, dass er mit ihrer Hilfe bald aus der Flüchtlingsunterkunft Am Hagen ausziehen kann. Dort ist er seit fünf Monaten untergebracht. "Alle Leute sind sehr nett", sagt er. "Aber auf Dauer ist es ermüdend, auf so engem Raum zusammen zu wohnen". Deswegen sucht er jetzt eine eigene Wohnung: "Straubing gefällt mir sehr gut, hier würde ich gerne bleiben". Von den Hasskommentaren will sich Amjad jedenfalls nicht unterkriegen lassen.

Auch Matthias Hoffmann ist am Tag danach immer noch fassungslos. "Das hat Wellen geschlagen, da haut's dich vom Stuhl. Das war mit Abstand das Extremste, was in der Gruppe jemals passiert ist." Bis spät in die Nacht hat der Administrator alle Hände voll zu tun und mistet in der Gruppe aus. Mehr als 200 mal wird der Beitrag von Amjad A. von anderen Usern kommentiert. Sechs Leute schlagen besonders über die Stränge. Sie werden wegen ihres gehässigen Gedankenguts aus der Gruppe entfernt. Besonders nachdenklich stimmt Matthias Hoffmann, dass sich darunter auch Leute befinden, die er selbst kennt: "Einer von denen hatte vor einigen Jahren in meine Verwandtschaft eingeheiratet. Daher weiß ich, dass er selbst nie wirklich arbeiten war, dem Staat überwiegend auf der Tasche lag und auch sonst immer wieder strafrechtlich auffiel. Und ausgerechnet so einer schreit dann am lautesten, dass Steuergelder für Flüchtlinge verbraten werden!"