Straubing

Hier werden 20 Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge gebaut


So sieht die Wohnanlage für anerkannte Flüchtlinge an der Äußeren Passauer Straße in einer skizzenhaften Darstellungen des Staatlichen Bauamts Passau aus.

So sieht die Wohnanlage für anerkannte Flüchtlinge an der Äußeren Passauer Straße in einer skizzenhaften Darstellungen des Staatlichen Bauamts Passau aus.

Die Flüchtlingskrise stellt auch die Stadt Straubing vor neue Herausforderungen. Deshalb muss schnellstmöglich Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge geschaffen werden.

20 Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge will das Staatliche Bauamt Passau im kommenden Jahr auf einem Grundstück an der Äußeren Passauer Straße in drei Gebäudeteilen errichten. Das teile Leitender Baudirektor Norbert Sterl vom Staatlichen Bauamt Passau am Dienstagvormittag auf telefonische Anfrage der Redaktion mit. Am Montagabend hatten Sterl und Vertreter der Regierung von Niederbayern auf Einladung von Oberbürgermeister Markus Pannermayr die unmittelbaren Anwohner bei einem Treffen im Rathaus über die Details der Planungen informiert.

Das Vorhaben gehöre zu einer der drei Säulen des staatlichen Wohnungspakts Bayern, mit dessen Hilfe in vielen bayerischen Städten schnell Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge geschaffen werden soll, erklärte Sterl. Der Wohnungspakt Bayern sehe ein staatliches Sofortprogramm, ein kommunales Förderprogramm und eine staatliche Wohnungsbauförderung vor. Der Neubau an der Äußeren Passauer Straße entstehe im Rahmen des staatlichen Sofortprogramms, der geplante Neubau am Schanzlweg sei Teil des kommunalen Förderprogramms und werde von der Stadt geplant.

Mit dem staatlichen Sofortprogramm solle schnell möglichst viel Wohnraum geschaffen werden, damit anerkannte Asylbewerber nicht in der Obdachlosigkeit enden, wie die Obdachlosenhilfen in München und Nürnberg gestern warnten (wir berichteten). Sobald ein Asylbewerber anerkannt ist, muss er die Gemeinschaftsunterkunft verlassen und braucht schnell günstigen Wohnraum. Und genau der soll in der Anlage an der Äußeren Passauer Straße entstehen, berichtet Sterl.

Jeweils 45 Quadratmeter Wohnfläche

In drei Gebäudeteilen werden 20 Wohneinheiten mit jeweils rund 45 Quadratmetern Wohnraum entstehen. Jede Wohnung bekomme eine Wohnküche mit kleiner Küchenzeile, zwei Schlafzimmer und ein Duschbad. Die Wohnungen seien für Familien mit drei oder vier Personen ausgelegt und sollten nur als Provisorium dienen. Sobald ein Elternteil eine Arbeitsstelle und festes Einkommen gefunden habe, sei damit zu rechnen, dass die Familie in eine größere Wohnung umzieht. Deshalb seien auf dem rund 2.300 Quadratmeter großen Grundstück auch nur sechs Stellplätze für Autos vorgesehen, weil sich ohne Arbeitsstelle niemand ein Auto leisten könne. Außerdem könnten im Bedarfsfall weitere Stellplätze auf diesem Grundstück ausgewiesen werden.

In zwei Gebäuden sollen jeweils acht, im dritten nur vier Wohnungen geschaffen werden, damit Platz bleibt für einen Hausmeister- und Betriebsraum sowie Platz für Sozialbetreuung, erklärte Sterl. Ein Betreuer soll den Flüchtlingen als Ansprechpartner bei allen Problemen zur Verfügung stehen. In einem Multifunktionsraum bestehe zudem Gelegenheit für Kinderbetreuung und Familienfeiern.

Baubeginn im Frühjahr, bis Herbst Fertigstellung


Die drei Gebäude sollen in Fertigbauweise errichtet werden, um sicherzustellen, dass sie bis Ende 2016 bezugsfertig sind, berichtete Sterl. Die Ausschreibungen sollen im Januar erfolgen, Baubeginn soll im Frühjahr sein. Derzeit gehe man davon aus, dass die Häuser nur zehn Jahre gebraucht und dann rückgebaut werden. Die Anwohner seien von den Plänen nicht wirklich begeistert, gesteht Sterl. Ihre Anregungen würden aber bei den Planungen berücksichtig. Einer der Anwohner, der namentlich nicht genannt werden will, kritisierte vor allem das seiner Meinung nach fehlende Konzept zur Integration der Flüchtlinge. Außerdem gebe es in der Nähe weder Kindergarten noch Schule und Einkaufsmarkt.

"Nicht grundsätzlich gegen Flüchtlinge"

Grünen-Stadtrat Erhard Grundl, der wenige hundert Meter vom Baugrundstück entfernt wohnt, und der zusammen mit CSU-Stadträtin Gabi Sennebogen und ÖDP-Rätin Raphaela Wild an der Versammlung teilnahm, findet die Pläne nicht überzeugend. Es sei nicht sicher, dass die Theorie der Integration auch in der Praxis funktioniere. Ihm wären weniger Wohnungen lieber gewesen, die auf Sozialhilfeniveau gebaut werden. Positiv sei ihm aber aufgefallen, dass die Anwohner durchweg sehr besonnen argumentierten und nicht grundsätzlich ausländerfeindlich eingestellt seien.

Diese Einschätzung bestätigt auch Raphaela Wild. Es sei verständlich, dass die Anwohner angesichts der ungewissen Zukunft Bedenken und Sorgen haben. Deshalb sei es sehr wichtig gewesen, dass Oberbürgermeister Markus Pannermayr alle Beteiligten zu dieser Infoveranstaltung ins Rathaus eingeladen hatte. "Aber am wichtigsten ist für mich, dass die Anwohner nicht grundsätzlich gegen Flüchtlinge eingestellt sind."

Erweiterungspläne der JVA in einigen Jahren

Die Idee, die Flüchtlinge nicht in Neubauten, sondern in den alten Bedienstetenwohnungen der JVA unterzubringen, ist für Hans-Jürgen Amannsberger, Leiter der Justizvollzugsanstalt, nicht realisierbar. Die Häuserreihe mit den 96er Hausnummern müsse beseitigt werden, um in einigen Jahren die Mauer des Hochsicherheitsgefängnisses weiter Richtung Grasiger Weg verlegen zu können. "Wir haben enormen Platzbedarf innerhalb der Mauern." Und die Reihe der 98er Häuser werde auch weiterhin für Bedienstete der JVA und für die Justizvollzugs-Akademie benötigt.

Bürgermeister Hans Lohmeier, der ebenfalls in dieser Wohngegend wohnt, sieht dem Vorhaben gelassen entgegen: "Wir haben hier in unserer Nachbarschaft schon seit eineinhalb Jahren mehrere Flüchtlinge und das funktioniert völlig problemlos."