Straubing

Ein Musterbeispiel für Integration


Murisa Halilčević ist Bosnierin, hat aber ihre ersten zehn Lebensjahre in Deutschland verbracht. Nach ihrem Lehramtsstudium in Passau möchte sie gern für immer in Deutschland leben.

Murisa Halilčević ist Bosnierin, hat aber ihre ersten zehn Lebensjahre in Deutschland verbracht. Nach ihrem Lehramtsstudium in Passau möchte sie gern für immer in Deutschland leben.

Von Jakob Dreher

Wie Integration funktionieren kann, zeigt das Beispiel von Murisa Halilčević. Während des Bosnien-Konflikts ist ihre Familie nach Deutschland geflohen, Halilčević war damals ein Jahr alt. Bis zu ihrem zehnten Lebensjahr wuchs sie in Deutschland auf, besuchte hier Kindergarten und Grundschule. Jetzt ist sie Referendarin an der Grundschule St. Jakob in Straubing. Ob sie nach ihrer Ausbildung in Deutschland bleiben darf, ist aber ungewiss.

Neun Jahre lebte Familie Halilčević in Deutschland, Murisa ging in den Kindergarten und in die Grundschule, beide Eltern hatten Arbeit. "Dann mussten wir auf einmal zurück nach Bosnien. Dabei konnte ich nicht einmal wirklich Bosnisch und musste erst die Sprache lernen", erinnert sich die 25-Jährige. Sie spricht Deutsch, sozusagen ihre Muttersprache, ohne Akzent. "Die gezwungene Eingliederung in meinem Heimatland fiel mir schwer. Ich fühlte mich der deutschen Tradition viel mehr verbunden." Deshalb wollte sie immer zurück nach Deutschland, der beste Weg war ein Studium. Nachdem sie ihre Matura (vergleichbar mit dem Abitur) in Bosnien gemacht hatte, ging sie zum Lehramts-Studium nach Passau. Jetzt ist ihre Ausbildung fast abgeschlossen, nach diesem Schuljahr endet ihr Referendariat.

Ob die junge Lehrerin dann in Deutschland bleiben darf, ist ungewiss: "Theoretisch könnte ich ausgewiesen werden", deutet sie mit einem Lächeln an, das ihre Angst durchschimmern lässt. Ihr Aufenthaltstitel ist momentan an ihre Ausbildung geknüpft. Wenn diese endet, muss sie Arbeit in ihrem Ausbildungsbereich finden, also als Lehrerin. Beamtin kann sie aber nicht werden.Das können nur deutsche Staatsbürger. "Theoretisch kann ich mein ganzes Leben als Lehrerin im Angestelltenverhältnis arbeiten, wenn ich es nicht schaffe, rechtzeitig eingebürgert zu werden."

Eine gute Verbindung zu den Kindern

"Eine Lehrerin wie Frau Halilčević würden wir sehr ungern verlieren", betont Johannes Müller, Fachlicher Leiter und Schulamtsdirektor der Staatlichen Schulämter in der Stadt Straubing und im Landkreis Straubing-Bogen. "Sie spricht mehrere slawische Sprachen und hat so eine gute Verbindung zu vielen Kindern mit Migrationshintergrund. Eine solche Lehrkraft zu verlieren, vor allem, nachdem sie der Freistaat erst ausgebildet hat, wäre mehr als schade." Kindern mit Migrationshintergrund ein Vorbild zu sein, war ein Grund für Halilčevićs Entscheidung, Lehrerin zu werden. "Lehrer mit Migrationshintergrund oder ausländische Lehrer sind in Bayern eher die Ausnahme", begründet sie.

Im Sommer wird sich entscheiden, ob Murisa Halilčević eine Anstellung als Lehrerin findet. Davon hängt für sie alles ab. "Mein Lebensmittelpunkt ist in Deutschland. Ich habe hier studiert, meine Freunde sind hier. Natürlich habe ich auch Verwandte und Freunde in Bosnien. Aber dort kann ich mir eine Zukunft nicht vorstellen."

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