Nach Razzia im Landratsamt

Staatsanwalt bestätigt: Es gibt noch mehr Beschuldigte im Fall Bayern-Ei


Wegen der Bayern-Ei-Affäre wurde ein Mitarbeiter des Landratsamtes suspendiert. Er sitzt nun in U-Haft.

Wegen der Bayern-Ei-Affäre wurde ein Mitarbeiter des Landratsamtes suspendiert. Er sitzt nun in U-Haft.

Im Salmonellen-Skandal um die Firma Bayern-Ei aus Aiterhofen bei Straubing tut sich ein immer kriminellerer Sumpf bis weit in die Behörden hinein auf.

Wie die Regensburger Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte, habe der am Donnerstag bei einer Razzia verhaftete Mitarbeiter des Landratsamtes Straubing-Bogen Ex-Bayern-Ei-Chef Stefan Pohlmann vor amtlichen Kontrollen gewarnt. Ein weiterer schwerwiegender Vorwurf: Obwohl der Amtstierarzt wusste, dass Befunde von Proben aus der Firma positiv waren, hat er offenbar bewusst geschwiegen und die Auslieferung der mit Salmonellen verseuchten Eier zugelassen. Dem staatlichen Kontrolleur wird deshalb Beihilfe zu einem Fall von Körperverletzung mit Todesfolge sowie zu gefährlicher Körperverletzung in 40 weiteren Fällen vorgeworfen. Möglicherweise manipulierte der Mann sogar eine Probe. Wie unsere Mediengruppe erfuhr, gibt es neben Pohlmann und dem Tierarzt weitere Beschuldigte, gegen die die Staatsanwaltschaft in dem Fall ermittelt.

Amtstierarzt soll bewusst weggesehen haben

Der nun in Untersuchungshaft sitzende Amtstierarzt war für den Bayern-Ei-Betrieb in Niederharthausen bei Aiterhofen zuständig. Es handle sich bei dem Mann jedoch nicht um den Leiter der Veterinärabteilung an dem Landratsamt, sagte Oberstaatsanwalt Theo Ziegler. Der Beschuldigte habe sich zur Sache geäußert und dabei fehlerhaftes Verhalten eingeräumt. Details zur Aussage wurden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt. Am Freitag wurde der Amtstierarzt in Regensburg dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser eröffnete den Haftbefehl und ordnete den Vollzug der Untersuchungshaft an, "weil ein dringender Tatverdacht und der Haftgrund der Verdunklungsgefahr besteht".

Um Schmiergeldzahlungen gehe es im Falle des Amtstierarztes nicht, sagte Ziegler. Laut dem Sprecher der Regensburger Ermittlungsbehörde steht der Veterinär unter Verdacht, Pohlmann ab Dezember 2013 Beihilfe zu lebensmittelrechtlichen Verstößen geleistet zu haben. Dem Beschuldigten werde zur Last gelegt, "trotz Kenntnis des positiven Salmonellenbefunds die Anordnung der nach dem Lebensmittelrecht zum Schutz der Verbraucher erforderlichen Maßnahmen bewusst pflichtwidrig unterlassen zu haben". Zudem soll er vor bevorstehenden behördlichen Kontrollen in Niederharthausen gewarnt haben. Auf diese Weise habe der Beschuldigte den Ex-Geschäftsführer Pohlmann bei der Auslieferung salmonellenbelasteter Eier unterstützt und demzufolge Beihilfe zu den Straftaten geleistet, derer Pohlmann dringend verdächtig ist. Zugleich soll der Veterinär durch die unbefugte Ankündigung unangemeldeter Behördenkontrollen Verschleierungshandlungen durch die Firma Bayern-Ei ermöglicht und dadurch die Aufklärung erschwert haben.

Sogar manipuliert?

Bayerns Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU) machte am Freitagnachmittag in München in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz einen weiteren Vorwurf gegen den Straubinger Amtstierarzt öffentlich. Er soll möglicherweise auch eine Probe manipuliert haben. Es bestehe ein solcher Verdacht, so die Ministerin. Ob die Manipulation im Dezember 2013 auch für Menschen Folgen gehabt habe, müsse noch geklärt werden. Man schaue sich gerade alle Fälle an, die von dem Veterinär betreut wurden.

Ziegler bestätigte indes auf Anfrage unserer Zeitung eine noch größere Dimension des Falles. Es gebe weitere Beschuldigte, gegen die ermittelt werde, so der Oberstaatsanwalt. Ob es sich dabei ebenfalls um Behördenvertreter handelt, wollte Ziegler nicht sagen. Fest stehe, dass heuer in dem Fall keine Abschlussverfügung mehr erlassen werde. "Wir versuchen, das Ganze 2016 zum Abschluss zu bringen. Der Fall ist einfach zu komplex."

Den vollständigen Artikel lesen Sie am Samstag, 5. Dezember, in Ihrer Tageszeitung.