München

Verrückte Zukunftsmusik: BMW rät zum Abschaffen eines Autos


Drive-Now baut seine E-Flotte aus: 30 dieser BMW i3 können in München ausgeliehen werden.

Drive-Now baut seine E-Flotte aus: 30 dieser BMW i3 können in München ausgeliehen werden.

Sind die bei BMW verrückt geworden? Das vom Münchner Autohersteller vor Monaten gegründete "Kompetenzzentrum Urbane Mobilität" hat tatsächlich vor, Autobesitzern in Ballungsräumen die eigenen vier Räder auszureden. Stattdessen sollen ihnen Car Sharing-Autos vor die Tür gestellt werden, vorzugsweise solche der BMW- und Sixt-Tochter DriveNow und vorzugsweise elektrisch.

Das "Kompetenzzentrum Urbane Mobilität" ist einer von vielen BMW-Thinktanks, aber ein besonderer. Hier macht man sich über die Zukunft der individuellen Mobilität Gedanken. Und die sieht man, sollte sich nichts Grundlegendes ändern, bedroht: Immer mehr Menschen ziehen in die Städte und stellen dort ihre Autos auf die Straße. Die Folge: Immer mehr Blech überdeckt öffentliche Räume, die man besser für anderes verwenden könnte. Und immer mehr Autos sind sinn-, aber nicht emmissionslos auf der Suche nach Parkplätzen unterwegs.

Der "Paradigmenwechsel" weg vom individuellen Auto zum mobilen Car-Sharing bis zum Leih-Elektrobike in den Großstädten wird kommen, glaubt Kompetenzzentrum-Leiter Carl Friedrich Eckardt. Die Frage ist nur, ob sich die Autohersteller davon überraschen lassen oder dabei sind. BMW will auf jeden Fall dabei sein, auch Daimler und Volkswagen mit ihren jeweiligen Car-Sharing-Angeboten. Schon jetzt verlieren immer mehr gebildete junge Leute in den Großstädten das Interesse am "eigenen" Auto und investieren in Dinge, die sie für wichtiger halten.

In ausgesuchten Stadtvierteln der größten deutschen Städte will man Besitzer kaum genutzter Autos davon überzeugen, zu Gunsten flexibler Mobilität den Weg zum Gebrauchtwagenhändler anzutreten. Dass BMW dadurch womöglich ein paar Kunden für Neufahrzeuge aktiv abwimmelt, nimmt man in Kauf. Auf der anderen Seite könne man mit Serviceleistungen an intensiver genutzten Fahrzeugen auch wieder mehr verdienen, rechnet Bernhard Blättel, Leiter Mobilitätsdienstleistungen bei BMW, vor.